Über Apples Pläne, eine “Jetzt kaufen, später bezahlen”-Finanzierungsfunktion für Apple Pay einzurichten, haben wir bereits berichtet, erstmals hier. Damit soll man überall, wo Apple Pay unterstützt wird (in den USA praktisch überall), den aktuellen Kauf innerhalb von sechs Wochen in vier Raten ohne zusätzliche Gebühren ”abstottern” können. Apple würde hier über seine 100-prozentige Tochter Apple Financial LLC, die eine staatliche Lizenz für Kreditvergabe hat, faktisch als Kreditgeber auftreten, was sich Apple dank gewaltiger Barreserven locker leisten könnte.
Doch der Plan stieß auch auf Bedenken seitens des Chefs des Buerau of Consumer Financial Protection (BCFP), Rohit Chopra, darauf hatten wir in diesem Artikel hingewiesen. Demnach habe dieser das Kartellrecht und den Datenschutz im Blick, ebenso wie die mögliche Verschuldung der Kunden durch diesen Dienst. Außerdem wolle seine Behörde „die Auswirkungen des Eindringens von Big Tech in diesen Bereich sehr sorgfältig prüfen“, so Chopra damals. Unabhängig von diesen Diskussionen hätte ”Apple Pay Later” eigentlich mit iOS 16 erscheinen sollen – zumindest in den USA.
Offenbar technische Probleme
Doch nun tauchen neue Probleme auf. Dies berichtet “The Verge” in Bezug auf den Bloomberg-Analysten Mark Gurman. Zwar findet sich auf Apples US-Webseite zu iOS 16 bereits der Hinweis auf den kommenden Kreditdienst mit konkretem Screenshot. Laut Gurman soll es aber bei der Einführung des Dienstes erhebliche technische Herausforderungen gegeben haben, die zu den Verzögerungen führten – Apple sei sich inzwischen gar nicht sicher, wann es diesen Dienst werde einführen können.
Gurman rechnet mit frühestens Frühjahr 2023. Allerdings sei nicht klar, worin diese Herausforderungen konkret bestehen. Immerhin muss Apple mit der Einführung des Dienstes auch neue finanzielle Verpflichtungen übernehmen. Während es bei seiner Kreditkarte bekanntlich mit Goldman Sachs zusammenarbeitet, sollte dieser Service unabhängig und Apple-intern, aber getrennt vom Hauptgeschäft finanziert werden. Außerdem, wie erwähnt, haben die staatlichen Aufsichtsbehörden begonnen, ”BNPL”(Buy now, pay later)-Dienste wie Klarna, Affirm und Afterpay genauer unter die Lupe zu nehmen, vor allem, weil sich dadurch das Risiko für Kunden erhöht, sich zu ver- und überschulden. Laut Untersuchungen haben ”BNPL”-Kunden eher Schwierigkeiten, ihre Zahlungen zu leisten und neigen leichter zu einer Überziehung.
”Apple Pay Later” könnte aufgrund der direkten Integration in das in den USA noch allgegenwärtige iPhone noch mehr Nutzer als andere ”BNPL”-Dienste erreichen. Es bleibt spannend abzuwarten, wann dieser Service tatsächlich eingeführt wird – und wann er auch nach Europa käme. Hier gibt es bisher ja noch nicht einmal die Apple-Kreditkarte.
Hier zu Lande gibt es vergleichbar vor allem von Paypal den Service, bis zu 30 Tage später zu bezahlen – gegen Gebühr lässt sich das sogar auf 84 Tage verlängern. Doch vergleichbar mit Apple Pay ist Paypal doch nicht – es bleibt auf in der Regel direkte Bestellungen im Internet und in Web-Shops beschränkt.