Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Oder wie man bei Apple sagen würde: Nach der Keynote ist vor der Keynote. Das nächste Apple-Event ist so sicher wie das Amen in der Kirche, stellt sich nur die Frage, ob Apple noch in diesem Jahr eine Mac-Keynote abhält oder Neuerungen rund um neue Macs wie kürzlich beim neuen iPad 10 und iPad Pro (alle Infos) via Pressemitteilung verkündet – oder vielleicht komplett darauf verzichtet. In diesem Fall müssen wir uns mindestens bis März gedulden oder gar länger. Definitiv auf dem Plan steht aber im kommenden Jahr Apples Entwicklerkonferenz, die Worldwide Developers Conference (WWDC) im Juni 2023. Bei diesem Event werden wir sicher einen ersten Blick auf das kommende iOS-Update erhaschen – iOS 17.
In Anbetracht der Tatsache, dass Apple mit iOS 16 in diesem Herbst ein gigantisches Update veröffentlichte, bin ich jedoch etwas skeptisch:
- Wie will Apple den Erwartungen für iOS 17 gerecht werden?
- Welche Neuerungen könnten uns erwarten?
- Wie sieht Apples Strategie aus?
- Welche Geräte erhalten das Update?
Diese Fragen versuchen wir im Folgenden zu beantworten.
iOS 17: Was ist Apples Strategie?
iOS 16 hat die Messlatte sehr hoch gelegt: Der neue Sperrbildschirm (alle Infos) war eine der größten Veränderungen, die das iPhone in den letzten Jahren gesehen hat: Verschiedene Schriftstile, Farben, Widgets, 3D- und Weichzeichnungs-Effekte – so viele Veränderungen auf einen Schlag sind iPhone-Nutzer in der Regel nicht gewohnt. Doch der neue Sperrbildschirm hat sich in den Köpfen der Leute eingebrannt. Wenn es eine Neuerung gibt, über welche die Leute reden, dann ist es der neue, individuell anpassbare Lockscreen. Dies mag mitunter damit zu tun haben, dass Apple diesen prominent bewirbt.
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Auf Apples Webseiten-Vorschau zu iOS 16 findet man als erstes den neuen Sperrbildschirm – zusammen mit allen Features, die mit diesem zu tun haben: Widgets, wie man mehrere Sperrbildschirme erstellt, Mitteilungen und Live-Aktivitäten. Natürlich hat iOS 16 viel mehr als nur einen Lockscreen zu bieten, viele der Neuerungen sind aber gut versteckt oder weniger bekannt. Klar, der neue Sperrbildschirm ist das visuell am beeindruckendste neue Feature, was auf Social Media wie TikTok oder Instagram einen regelrechten Hype ausgelöst hat. Nutzer posten Videos mit zigtausenden Aufruf- und Like-Zahlen, in dem sie eine Auswahl an tollen Hintergrundbildern in Kombination mit den individuell anpassbaren Sperrbildschirmen präsentieren. Der Hype um iOS 16 ist dank Social Media so groß wie wohl bei keinem anderen iOS-Update zuvor. Wie will Apple dies mit iOS 17 fortführen?
Ganz einfach: Indem schlaue Köpfe bei Apple nur eine Änderung auf das iPhone bringen werden, die so beeindruckend ist, dass das Internet ausschließlich darüber spricht. Die unzähligen anderen Neuerungen sind vielleicht nicht weniger wichtig, doch wie iOS 16 unter Beweis gestellt hat, braucht es nur eine große Neuerung, um im Gespräch zu bleiben.
Welche Features könnten uns erwarten?
Was Apple für iOS 17 plant, weiß aktuell nur Apple selbst. Doch können wir schon jetzt sagen, dass manches neues Feature aus iOS 16 mit hoher Sicherheit ein paar Verbesserungen bekommen wird. Bleiben wir beim Lockscreen-Beispiel: Aktuell ist es möglich, maximal bis zu 200 verschiedene Sperrbildschirme einzurichten. Um einen Sperrbildschirm ändern oder löschen zu können, muss das iPhone zunächst via Face-ID oder Touch-ID entsperrt werden. Anschließend können Sperrbildschirme bearbeitet oder auch gelöscht werden. Derzeit muss jeder eingerichtete Sperrbildschirm einzeln gelöscht werden – was ziemlich nervig ist. Vermutlich wird Apple hier eine einfachere Lösung anbieten.
Das gleiche gilt für das Einstellen von Hintergrundbildern: Es ist unter iOS 16 nicht mehr möglich, ein Hintergrundbild von Apple für den Home-Bildschirm und gleichzeitig für den Lockscreen ein anderes Bild auszuwählen. Die Frage ist: Warum? Aus welchem Grund verhindert Apple dies aktiv? Vielleicht möchte ich als Sperrbildschirm ein Foto von der Familie oder dem Haustier haben, während ein Apple-Original den Home-Screen schmücken soll. Aktuell ist dies nur sehr umständlich möglich. Dafür muss man sich aus dem Internet die Original-Wallpaper von Apple herunterladen, um sie im Lockscreen-Einstellungsprozess später als normales Hintergrundfoto einzurichten. Sehr umständlich. Sehr ärgerlich.
Dies sind nur zwei Vorschläge, was Apple an iOS-16-Funktionen verbessern könnte. Doch fehlt Apple das eine, große Feature, über das die Leute ab dem Zeitpunkt der Vorstellung auf der WWDC sprechen können. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass mehr iOS-Freiheiten bei Nutzern auf Begeisterung stößt. Ein wesentlicher Unterschied zu Android ist, dass man Apps (noch) nicht individuell platzieren kann. Über gewisse Tricks kann man dafür sorgen, dass Apps ganz frei auf dem Home-Bildschirm angeordnet werden können, doch ist dies so umständlich, dass wohl nur die wenigsten davon Gebrauch machen.
Es handelt sich dabei aber um ein leicht umsetzbares Feature, welches für Apple revolutionär wäre. Mit keiner iOS-Version war dies bisher möglich. Und genau so eine Art Neuerung bräuchte Apple, um den Erwartungen gerecht zu werden. Und gleichzeitig muss Apples es gelingen, es nicht nach einer billigen Android-Kopie aussehen zu lassen – eine schwierige Angelegenheit.
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iOS 17: Wann das Update kommt – und für welche Geräte
Software-Updates erscheinen traditionell im Herbst, daher müssen wir uns noch ein ganzes Jahr gedulden, bis die finale Version von iOS 17 erscheinen wird. Einen ersten Vorgeschmack dürften wir Ende Juni oder Anfang Juli bekommen, wenn Apple zunächst die Entwickler-Betas und anschließend die Public Betas veröffentlicht.
Mit iOS 16 hat Apple zudem eine ganze Reihe an älteren iPhone-Modellen von der Liste kompatibler Geräte gestrichen. Während iOS 15 noch auf Modellen wie dem iPhone SE der ersten Generation (von 2016) und 6S (Plus) lief, ist iOS 16 nur noch mit allen iPhone-Modellen seit 2017 kompatibel (hier finden Sie eine genaue Auflistung aller mit iOS 16 kompatiblen Geräte).
Mit iOS 17 dürfte Apple wohl weitere Geräte von der Support-Liste streichen: In diesem Fall müsste das iPhone 8 (Plus) dran glauben, somit wäre das iPhone SE von 2020 und 2022 die einzigen Modelle mit Home Button, welche das Update bekommen. Da iPhone 8 und iPhone X zeitgleich vorgestellt wurden, wird Apple vermutlich erstmals auch den Support für ein iPhone mit Notch einstellen. iPhone 8 und iPhone X verwenden mit dem A11 Bionic den gleichen Prozessor.
Fazit
iOS 17 tritt in große Fußstapfen. Diese sind so groß, dass ich nicht weiß, ob es diese ausfüllen kann. Apple wird garantiert viele neue Ideen haben, doch sind diese vom selben Kaliber wie der Sperrbildschirm aus iOS 16? Wird Apple tatsächlich ältere iPhone-Modelle mit Home-Button von der Support-Liste streichen, werden sicherlich die Nutzer solcher Modelle verärgert sein – wobei man ehrlicherweise anmerken muss, dass die Update-Garantie für solch alte Modelle bei weitem besser ist noch bei Android. Bei einem sechs Jahre alten Smartphone muss man sich nicht beschweren, dass das neueste iOS-Update nicht mehr kompatibel ist. Und trotzdem sollten wir nicht die Erwartung hegen, dass Apple mit iOS 17 genauso großartige Neuerungen bringen wird wie in iOS 16.