Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Klar, es ist der Krieg, der die recht lange Phase des Wirtschaftswachstums in weiten Teilen der Welt beendet hat und nun in sein Gegenteil verkehrt. Wirtschaftskrisen sind zu großen Teilen Energiekrisen, wie man eindrucksvoll dieser Tage erkennt. Dabei ist es nur ein bitterer Vorgeschmack auf die Krisen, die da noch kommen werden – denn unendliches Wachstum bei endlichen Ressourcen ist nur möglich, wenn das Wachstum asymptotisch auf Null zurück geht. Aber Nullwachstum will ja auch keiner.
Wenngleich das Primat des Wirtschaftswachstums eine in der Menschheitsgeschichte relativ junge Idee ist, mit durch Wachstum ausgelösten Veränderungen – und manchmal auch Problemen – befassen sich Theoretiker schon länger. Anfang des 13. Jahrhunderts fragte sich etwa ein Italiener, wie viele Kaninchenställe man denn zum Zeitpunkt X benötige und wie viel Futter. Und wie viele man von den Viechern, die sich vermehren wie Karnickel, dann futtern kann.
Man muss in der Mathematik erst einmal abstrahieren, um später die Zahlen und Formeln auf das wahre Leben anwenden zu können. So ging der Italiener erst einmal davon aus, dass ein frisches Kaninchenpaar nach einem Monat geschlechtsreif würde. Da die Tragezeit auch einen Monat betrage, haben man im kommenden Monat immer noch nur ein Paar. Im Monat darauf aber zwei, da idealer Weise sich das Paar um ein männliches und ein weibliches Exemplar vermehre. Die wiederum einen Monat später – Sie wissen schon – ein weiterer Monat kommt deren Nachwuchs zur Welt, auch wieder ein Paar.
Das erste Paar rammelt aber munter weiter (bei Kaninchen darf man das so sagen!) und bringt weitere Nachkommen zur Welt, die dann wiederum …
Also hat man in aufeinander folgenden Monaten 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, … Paare. Denn in der abstrakten Betrachtung sind die Kaninchen nicht nur unermüdlich, sondern auch unsterblich, der Schmortopf bleibt also leer. Der Italiener, der diesen wohl schon im Altertum bekannten Zusammenhang in der aufkommenden europäischen Renaissance neu formulierte, hat sich in dieser Folge unsterblich gemacht, der Fibonacci-Folge. Man nannte ihn auch Leonardo da Pisa, der Beiname Fibonacci kommt von “Filius des Bonaccio“.
Was aber Leonardo erkannte: Seine theoretischen Überlegungen zu unsterblichen Kaninchen beschrieben die Wirklichkeit des Wachstumsprozesses einer realen Population recht gut, auch andere Wachstumsvorgänge der Natur lassen sich gut damit beschreiben.
Und jetzt kommt es: Nimmt man ein Element der Folge und dividiert es durch seinen Vorgänger, erhält man einen Wert, der sich immer weiter der Zahl (1+√5)/2 annähert, je weiter hinten man die Paare (von Zahlen, nicht von Kaninchen) herauspickt: Das Verhältnis des goldenen Schnitts, das ein anderer Italiener namens Leonardo ein paar hundert Jahre später so eindrucksvoll am Menschen nachwies.
Der Beweis, dass die Fibonacci-Folge mit dem goldenen Schnitt zusammenhängt, lässt sich leicht führen, geht hier aber zu weit. Wir sehen nur an den ersten vier Gliedern 1,1,2,3, dass heute, am 23. November respektive 11/23 in englischer Schreibweise, die Entdeckung Fibonaccis zu würdigen ist. Nach Feierabend kümmern wir uns dann um die Reduktion der Kaninchenpopulation.
Lesetipps für den Mittwoch:
Starker Tobak: Die iOS-Entwickler und – nach eigenen Angaben – “gelegentlichen Sicherheitsforscher”, die auf Twitter unter dem Namen Mysk posten, werfen Apple noch mehr Verletzungen des Datenschutzes und der Privatsphäre vor als bisher. Zuletzt hatten Mysk herausgefunden, dass Apple in seinem App Store das Anwenderverhalten protokolliert, selbst wenn die Nutzer die Einwilligung zum Tracking verweigert hatten. Nun greifen die Entwickler Apples Behauptung an, freiwillig übermittelte Analysedaten zu anonymisieren. Diese Daten enthielten aber eine “DSID” genannte ID, die eindeutig mit der Apple-ID zusammenhänge, von der ein Datensatz stamme. Theoretisch ließe sich damit ein Nutzungsprofil erstellen, es ist aber nicht sicher, ob Apple (oder gar Dritte) die übermittelten DSIDs tatsächlich auch nutzten oder nach dem Datenübertrag nicht doch noch anonymisierten. Dch sei die Sache in jedem Fall besorgniserregend.
Wettstreit: Die besten und düstersten Geschichten schreibt doch das Leben. Etwa das des Gründers der im November spektakulär gecrashten Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, dessen Reichtum auf 26 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde – das Geld hat sich aber mehr oder minder in Luft aufgelöst. Wer da gleich an die Dokufiction “The Big Short” über die Subprimekrise und an WeWork denkt, das Jared Leto als Adrian Newman in “W Crashed” auf Apple TV+ spektakulär überbewerten und scheitern ließ, liegt gar nicht mal verkehrt. Denn das Buch über FTX wird der Autor von “The Big Short” und “Moneyball” (auch eine gute, da wahre Geschichte), Michael Lewis, verfassen. Und um die Rechte bietet Apple TV+ kräftig mit, wie Deadline berichtet. Apples Streamingdienst stehe dabei aber in harter Konkurrenz zu Amazon und Netflix, die auch gerne Betrüger beim Scheitern zusehen lassen. Apple stehe aber kurz vor Vertragsabschluss, will die Branchenpublikation wissen.
Feine Unterschiede: Apple TV ist ein Gerät, jetzt nur noch als Apple TV 4K zu erwerben, was die Konfusion ein wenig verringert. Apple TV ist eine App für Mac, iPhone und iPad, über die man allerlei TV- und Film-Inhalte auf seiner Festplatte und bei diversen Streamingservices findet – auch in öffentlich-rechtlichen Mediatheken. Apple TV+ schließlich ist einer dieser Streamingservices. Wenn man diesen abonniert, bekommt man aber nicht automatisch alles, was Apple TV (die App) so findet, auch ohne weitere Zahlungen präsentiert. Es ist kompliziert, aber Macworlds Karen Haslam hat das sehr schön erklärt, indem sie der Frage nachging, was denn in der Apple TV App kostenlos ist und was nicht.
Jetzt ist die Gelegenheit: Black Friday hat noch gar nicht angefangen, über die ersten guten Angebote haben wir schon geschrieben. Ob Apple da mit seinen kümmerlichen Gutscheinen in Höhe von maximal 250 Euro mithalten kann? Auf alle Fälle ist jetzt aber eine gute Zeit, einen neuen Mac zu kaufen, denn billiger werden die im nächsten Jahr gewiss nicht. Das Warten lohnt auch nur auf wenige bestimmte Modelle, etwa einen iMac Pro oder einen Mac mini mit M2-Chip, die beide bisher nur Gegenstand der Spekulation sind. Ziemlich sicher stehen 2023 MacBooks Pro mit M2 Pro und Max auf dem Plan, von denen darf man aber nicht mehr die bedeutenden Sprünge wie die von Intel auf Apple Silicon erwarten. Dafür aber eben einen deutlich höheren Preis. Macworlds Roman Loyola hat noch ein paar mehr Argumente, dieser Tage auf Mac-Shoppingtour zu gehen.
Bloß nicht: Eines muss man dem Macalope, dem gehörnten Medienkritiker der Macworld, ja lassen: Es hat ein gutes Gedächtnis. Wie aus einer anderen Welt erscheint heute der gerade einmal fünf Jahre alte Artikel, den der Kolumnist diese Woche ausgepackt hat, um ihn zu zerlegen. Das Magazin Futurism forderte damals glatt in einem Meinungsbeitrag, Apple solle erstens Tesla kaufen und zweitens dessen Chef zum CEO des fusionierten Unternehmens machen. Denn Musk sei ein „Innovationsstreitwagen, den keiner stoppen“ könne. Heute sprechen wir über Innovationen die halbe Belegschaft zu feuern und Teile davon gleiche wieder einstellen zu wollen oder Lügnern und Rassisten (wieder) eine Plattform zu geben. Es ist eben so eine Sache mit der Meinungsfreiheit: Natürlich dürfte Futurism das auch heute meinen, es besteht aber kein Recht auf Widerspruchsfreiheit.
Ausrede?: Der Mann, der am Montag durch die Glasfront eines Apple Stores in der Nähe von Boston mit seinem SUV bretterte und dabei einen Menschen tötete und mindestens 20 weitere verletzte, plädiert laut der örtlichen Behörden auf “nicht schuldig”. Der wegen Mordes mit einem Fahrzeug in Haft genommene 53-jährige Bradley Rein beteuert, sein rechter Fuß habe sich auf dem Gaspedal verklemmt und seine Bremsversuche mit dem linken Fuß seien vergeblich gewesen. Laut seiner Verteidigung stand er weder unter Alkoholeinfluss noch anderer Drogen, ein Atemtest ergab null Promille. Auch habe er keine gesundheitlichen Probleme. Ein wie auch immer gearteter Bezug zum Apple Store bestehe nicht.
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