Machen wir uns nichts vor: Fußball ist ein Multimilliardengeschäft mit hohen Margen und teils skrupellosen Akteuren. Insbesondere im Mutterland des Fußballs dreht sich alles um das schnelle Pfund, die langfristige Rendite und die teuersten Spieler wie Trainer. So kommt es von Zeit zu Zeit zu spektakulären Übernahmen, die sich in diesem Jahr häufen. Das jüngste Gerücht um einen Wechsel des Investors lässt aus aber die Nackenhaare aufstellen und „Bitte, was?“ fragen: Die Boulevardzeitung „Daily Star“ behauptet, Apple hätte Interesse am Kauf von Manchester United.
Enorme Wertsteigerung seit 2005
Apple und Fußball – da war doch was? Richtig: die Erfolgsserie “Ted Lasso” und der Kauf von Rechten an der weltweiten Ausstrahlung der Spiele der US-Liga MLS (Major League Soccer). Aber einen ganzen Club zu kaufen – welchem Zweck soll das dienen? Für die bisherigen Besitzer, die Brüder Joel und Avram Glazer wäre der Verkauf ein lukratives Geschäft. Denn ihr im Jahre 2014 verstorbener Vater Malcolm hatte den englischen Rekordmeister (damals war er es noch nicht, sondern Liverpool FC) im Jahr 2005 für die damalige Fabelsumme von fast 800 Millionen Pfund Sterling gekauft. Auf Kredit übrigens, den Schuldendienst musste dann schon der Club selbst übernehmen und nicht die Besitzerfamilie. Nun aber spricht der “Daily Star” von einer von den Verkäufern aufgerufene Summe von 8,25 Milliarden Pfund (fast 10 Milliarden Euro). Apple würde eher „nur“ 5,8 Milliarden Pfund (6,75 Milliarden Euro) zahlen wollen. Wenigstens müsste Apple dafür keine Schulden aufnehmen.
Der Preis klingt realistisch, im Sommer 2022 wechselte der Chelsea FC aus London den Besitzer – der vorherige musste verkaufen. Die neuen Besitzer – wie die Glazers aus den USA – zahlten 4,25 Milliarden Pfund (4,9 Milliarden Euro) und setzten dann gleich den Trainer vor die Tür, der den Blues erst letztes Jahr die Championsleague gewonnen hat: Thomas Tuchel. (Man sagt, in England möge niemand Chelsea. Nicht mal die eigenen Fans. Passt also ins Bild.) Und auch der Meister von 2020, der von Jürgen Klopp trainierte Liverpool FC, steht vor dem Verkauf.
So rollt der Investorenball
„Für Geld, da kann man vieles kaufen, auch Spieler, die dem Ball nachlaufen“, dichtete einst Fredl Fesl, und dass Geld tatsächlich Tore schießt, sieht man Newcastle United, das Anfang 2022 an ein saudisches Konsortium ging. Seitdem ist aus dem Abstiegskandidaten ein Meisterschaftsanwärter geworden. Geld aus Abu Dhabi machte aus einer einstigen Fahrstuhlmannschaft, die stets zwischen erster und zweiter Liga pendelte, den Dauermeister dieser Zeit: Uniteds Lokalrivalen Manchester City. Die spielen nun zur Strafe in einem Stadion, das „Etihad“ heißt, auf Englisch eben: United. Aber erst kommt das Fressen, dann die Moral, sagte einst Bert Brecht.
Wie Apple in das illustre Gemälde des Finanzfußballs passen soll, erschließt sich nicht. Um seinen immensen Reichtum per Investment zu vermehren, hätte Apple weit klügere und naheliegendere Optionen, wollte Cupertino den Umsatz kurzfristig mehren, wären andere Übernahmen vernünftiger. Denn nach der sehr erfolgreichen Ära von Alex Ferguson hinkt ManUnited seit Jahren den Erwartungen hinterher. Der letzte Meistertitel datiert von 2013, den letzten FA-Cup gewann man 2019. Der neue Besitzer müsste massiv in eine neue Mannschaft investieren. Immerhin ist schon ein guter Trainer da und der nörgelnde CR7 weg.
Firmen mit A rund um die Arena
Zu Apple und „Ted Lasso“ würde auch eher der Club Crystal Palace aus dem Süden Londons passen, dessen Stadion Selhurst Park auch Kulisse der Serie ist, dort heißt es „Nelson Road Stadium“. Der notorische Mittelklasseclub wäre für Apple aus der Portokasse zu bezahlen, kostet vermutlich nicht mehr als eine vierte Staffel der Komödie.
In Deutschland hätten es Investoren aus den Golfstaaten oder Kalifornien weit schwerer, die sogenannte „50+1“-Regel besagt, dass die Anteilsmehrheit an den Profibetrieben beim Verein bleiben muss – unschön für neue Besen, die dann auch gerne zeigen wollen, dass sie gut kehren können. So investieren in Deutschland eher strategische Partner, beim hiesigen Rekordmeister FC Bayern München sind das etwa neben der Telekom lauter Firmen mit „A“: Adidas, Audi, Allianz. Aber gewiss scheidet Apple auch hier als Investor aus, trotz seiner gar nicht so unwichtigen Niederlassung in München.