Das Jahr 2022 ist für den IT-Sektor auch das Jahr der Entlassungen. Selbst so profitable IT-Giganten wie Microsoft und Amazon trennen sich von tausenden ihrer Angestellten, vor wenigen Jahren erschien dies noch undenkbar. Vor allem in den letzten beiden Jahren gab es im US-Techsektor allerdings auch eine riesige Einstellungswelle – was die hohe Zahl der Entlassungen etwas relativiert.
Ein Fünftel mehr in drei Jahren
Auch bei Apple gab es zuletzt sehr viele Neueinstellungen: So erhöhte sich die Zahl der Angestellte seit 2019 um etwa zwanzig Prozent. 2019 arbeiteten noch 137 000 Vollzeit-Angestellte für Apple, heute sind es 164 000. Anscheinend denkt Apple hier langfristig: Apple hat mit seinen Apple Stores zwar eine personalintensive Ladenkette, Cupertino achtete aber bei diesem Geschäftsbereich schon immer auf die Kosten. Anscheinend investierte Apple bei diesen Einstellungen vor allem in Forschung und Entwicklung.
Laut Geschäftsberichten erhöhten sich hier nämlich die Ausgaben besonders stark, von 18,7 Milliarden auf 26,2 Milliarden. Die wachsende Belegschaft erhöht für Apple die Kosten, aber schließlich konnte Apple seine Umsätze seit 2020 kontinuierlich steigern: von 274 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2020 auf 394 Milliarden im Jahr 2021. Vor allem vom Trend zum Home-Office scheint Apple profitiert zu haben – so stiegen die iPhone-Umsätze im besonders erfolgreichen Jahr 2021 um beeindruckenden 39 Prozent. Das hat sich zwar 2022 deutlich verlangsamt, Apple scheint aber auf Entlassungen verzichten zu können. Aktuell greift man zu einem sanfteren Mittel, um Personalkosten zu begrenzen – es gibt einen Stopp der Neueinstellungen. Anders als Firmen wie Twitter, Meta oder auch Alphabet ist Apple zudem weniger vom Werbemarkt abhängig: Während in einer wirtschaftlichen Krise Firmen oft zuerst bei den Werbekosten sparen, kann Apple auf eine stabile Kundenbasis vertrauen – die sich eher vom Netflix-Abo als ihrem iPhone trennt.

Statista
Wie Bloomberg berichtete, gibt es seit Oktober einen solchen Einstellungs-Stopp für zahlreiche Firmenbereiche, auch in den Bereichen Hardware und Software. Interessanterweise gilt dies aber nicht für Forschung und Entwicklung. Für Teams, die an Apples zukünftigen Geräten und Langzeit-Themen arbeiten, wird weiter Personal gesucht. Wie Apples Jobs-Seite zeigt, werden allen für den neuen Standort in Seattle mehrere Hunderte Fachkräfte gesucht.
Unserer Meinung nach könnte hier Apple sogar von den Entlassungswellen seiner Konkurrenten profitieren. In der Heimat von Amazon und Microsoft hat Apple vor fünf Jahren ein neues Büro eröffnet, die Mitarbeiter dort beschäftigen sich mit Problemen rund um künstliche Intelligenz. Die Bereiche iCloud, Karten, iTunes sollten demnach davon profitieren. Offenbar ist dort ein Teil des Teams angesiedelt, das sich mit der AR-Plattform Apples beschäftigt, so sucht der Hersteller einen Entwickler für Reality Kit.