Es war nur eine Frage der Zeit, bis Amazon auf die sich anbahnende Konkurrenz namens “reMarkable” reagieren musste. Mit dem reMarkable 2 (im Test) hatte der gleichnamige Hersteller bereits vor ein paar Jahren einen digitalen Notizblock mit E-Ink-Technologie auf den Markt gebracht, der für viele Kindle-Nutzer eine ernste Alternative darstellt. Der kürzlich vorgestellte Kindle Scribe von Amazon dürfte das Interesse der Nutzer wieder zurück auf die Kindle-Reihe lenken. Wir haben die beiden Geräte miteinander vergleichen – und verraten Ihnen, welches Gerät besser ist.
Ähnlich, aber sehr unterschiedlich
Böse Zungen könnten behaupten, der Kindle Scribe sei eine Kopie des reMarkable 2. Die Displays mit E-Ink-Technologie haben eine vergleichbare Größe, die Stifte halten magnetisch am Gehäuserand und müssen weder geladen noch extra gekoppelt werden, es gibt nur einen Knopf (zum Ein- und Ausschalten) und auf der Rückseite sorgen vier Gummifüße für einen perfekten Halt auf glatten Oberflächen. Doch abgesehen vom Aussehen verfolgen beide Geräte einen unterschiedlichen Ansatz. Während das reMarkable 2 eher ein digitaler Notiz- und Zeichenblock mit zusätzlicher Lesefunktion ist, ist der Kindle Scribe in erster Linie ein E-Book-Reader, auf dem man aber auch schreiben kann.
Die wichtigsten Unterschiede im Überblick
Der größte Unterschied ist das Display: Denn Amazon spendiert dem Kindle Scribe einen 10,2 Zoll großen Bildschirm mit Paperwhite-Technologie. Sie können also auch im Dunkeln lesen oder schreiben und gleichzeitig die Farbtemperatur anpassen, während das 10,3 Zoll große Display des reMarkable 2 dunkel bleibt und Sie daher auf eine helle Umgebung angewiesen sind. Dafür bietet das reMarkable 2 eine rauere Oberfläche, sodass Sie bei der Nutzung noch mehr das Gefühl haben, als würden Sie auf echtem Papier schreiben oder zeichnen. Auch in Sachen Akkulaufzeit hat der Kindle Scribe die Nase vorn: Laut Hersteller hält der Akku – je nach Nutzung – bis zu zwölf Wochen, das reMarkable 2 hält ganze zwei Wochen mit einer Akkuladung durch. Beide Geräte werden über USB-C geladen.

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Mit 433 Gramm ist der Kindle Scribe etwas schwerer als das reMarkable 2, das 403,5 Gramm auf die Waage bringt. In der Praxis sind beide Geräte als klassischer E-Book-Reader recht schwer. Allerdings gewöhnt man sich recht schnell an Größe und Gewicht. Auf dem Sofa oder abends im Bett dürfte das Gewicht eh keine große Rolle spielen, wenn Sie einen E-Book-Reader für unterwegs bevorzugen, sollten Sie sich gut überlegen, ob der Sribe oder das reMarkable eine Option sind.

Remarkable
Beim Kindle Scribe gibt es einen Stift, Marker, ein Radiergummi und einen “Finger”, mit dem Sie in sogenannten Notizbüchern navigieren können (wenn Sie nicht Ihren echten Finger benutzen möchten). Zum Schreiben von Notizen ist dies völlig ausreichend, doch wenn Sie ein solches Gerät zum Skizzieren und Zeichnen benutzen möchten, sind Sie wohl mit dem reMarkable 2 besser bedient. Hier finden Sie eine größere Auswahl an Stiftfunktionen:
- Ballpoint pen
- Fineliner
- Marker
- Pencil
- Mechanical pencil
- Paintbrush
- Highligher
- Calligraphy pen
An dieser Stelle merken Sie bereits: Das reMarkable 2 ist nur auf Englisch bedienbar, wobei man eine deutsche Tastatur auf dem Display anzeigen lassen kann. Sie können jedoch mit verschiedenen Ebenen arbeiten, was gerade beim Erstellen von Zeichnungen von Vorteil ist. Eines sei jedoch gesagt: Wer als Amateur-Zeichner erwartet, dank der Technik bessere Kunstwerke auf einem reMarkable 2 oder Kindle Scribe erstellen zu können, wird schwer enttäuscht werden. Natürlich bringen die verschiedenen Tools Vorteile mit sich, doch wem das nötige künstlerische Talent fehlt, dem wird mit solchen Geräten auch nicht geholfen sein. Praktisch ist jedoch die Möglichkeit, Handgeschriebenes auf dem reMarkable 2 zu markieren, zu kopieren und an anderer Stelle wieder einzufügen oder zu verschieben. Dies geht auf dem Kindle nicht.
Das reMarkable 2 kommt außerdem mit mehr Vorlagen, sogenannte Templates. Erstellen Sie ein neues Notizbuch, können Sie aus 47 verschiedenen Vorlagen wählen: Liniert, kariert, Tabellen, Vorlagen fürs perspektivische Zeichnen, auch Notensysteme sind dabei. Der Kindle Scribe hat mit 18 Templates weniger Auswahl, dafür aber alles wichtige an Bord, was man benötigt – sogar einen Wochen- oder Tagesplaner mit Uhrzeiten.
Zubehör: Kindle Scribe überzeugt mit Zusatz-Features
Besonders praktisch ist die Tasche des Kindle Scribe. Während die durchaus stylische Hülle des reMarkable 2 das Gerät lediglich vor Kratzern schützt, fungiert die Hülle des Kindle Scribe zusätzlich als Stand. Sie können den Kindle Scribe aufstellen oder beim Schreiben leicht erhöht auf dem Tisch positionieren, was gerade beim Schreiben sehr angenehm ist.

Kindle Scribe mit Hülle
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Apropos Zubehör: Auch bei den Stiften hat der Scribe dem reMarkable 2 etwas voraus: Der Premium-Stift des Scribe hat nicht nur eine programmierbare Seitentaste, auf der Sie zum Beispiel den Textmarker legen können, der integrierte Radiergummi am Stiftende bietet ein besseres haptisches Feedback als der des Marker Plus von reMarkable.
Preise und Modelle
Der Kindle Scribe startet bei 369,99 Euro. Dafür bekommen Sie ein Gerät mit 16 GB Speicher, ein Standard-Eingabestift ist ebenfalls im Preis inbegriffen. Investieren Sie weitere 30 Euro, bekommen Sie einen Premium-Stift mit integriertem Radiergummi und programmierbarer Seitentaste (mehr dazu später). Reichen 16 GB nicht aus, können Sie Modelle mit 32GB (419,99 Euro) oder 64 GB (449,99 Euro) kaufen. In diesem Fall ist der Premium-Stift bereits inklusive. Darüber hinaus sollten Sie über die Anschaffung einer Hülle (wahlweise mit Stoffbezug oder Leder) nachdenken, da diese weitere Vorteile mit sich bringt. Je nach Material zahlen Sie hier zusätzlich 62,99 Euro oder 89,99 Euro. Die günstigste Variante (16 GB Speicher, Standard-Stift und Stoffhülle) liegt demnach bei rund 433 Euro.
Kindle Scribe auf Amazon ab 369,99 Euro kaufen
Das reMarkable 2 (zum Shop) kostet ohne Stift 349 Euro. Dafür bekommen Sie ein Modell mit 8GB Speicher, ein Upgrade ist nicht möglich. Zusätzlich müssen Sie sich noch einen Stift anschaffen. Der sogenannte Marker (vergleichbar mit Standard-Stift des Kindle Scribe) kostet 79 Euro, der Marker Plus (mit integriertem Radiergummi) liegt bei 129 Euro. reMarkable bietet auch für seine Geräte Schutzhüllen an, das günstigste startet bei 69 Euro, für die die teureren Book Folios aus Leder zahlen Sie 159 Euro. Die günstigste Variante (8 GB Speicher, Standard-Stift und Stoffhülle) kostet Sie somit 497 Euro.
Sowohl Amazon als auch reMarkable bieten zudem Abo-Modelle an. Für den Kindle Scribe können Sie zusätzlich Kindle Unlimited erwerben. Der erste Monat ist gratis, danach zahlen Sie 9,99 Euro im Monat.
Kindle Unlimited ist ein neuer Service, der Ihnen erlaubt, so viel zu lesen wie Sie möchten, wobei Sie immer bis zu zehn Bücher gleichzeitig ausleihen können. In Kindle Unlimited können Sie dazu aus über 1 Million Kindle eBooks und mehr als 2.000 Hörbüchern wählen.
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reMarkable bietet mit dem Service Connect einen unlimitierten Cloud-Speicher und Sync sowie bis zu 3 Jahre Extra Geräteschutz. Das erste Jahr ist gratis, anschließend zahlen Sie 2,99 Euro im Monat.
Fazit
Kindle Scribe oder reMarkable 2: Welches Modell ist besser? Ich habe die Geräte nie zum Zeichnen benutzt, die mitgelieferten Features des Scribe sind für das Erstellen von Notizen sehr gut, auch wenn das reMarkable 2 mehr Optionen anbietet. Der klare Vorteil ist das beleuchtete Display des Kindle Scribe. Die Nutzererfahrung ist erheblich besser, wenn man nicht auf Lichtquellen angewiesen ist, um einen Text lesen oder schreiben zu können. Ebenfalls toll: Die reibungslose Übertragung bereits gekaufter Bücher aus dem Kindle Store. Das Überspielen von E-Books ist mit der reMarkable-App zwar kein Problem, doch auch hier merkt man die jahrelange Erfahrung des Kindle: Das System läuft etwas stabiler und schneller als auf dem reMarkable, wobei dieses auch nicht schlecht ist. Während der Kindle Scribe eine tolle Erweiterung für Leser ist und nun auch die Möglichkeit bietet, Notizen in eigenen Notizbüchern oder auch in Büchern oder PDF-Dokumenten zu erstellen, spricht das reMarkable 2 mehr die Bedürfnisse Kreativer an. Sie erhalten außerdem mehr Möglichkeiten, wenn Sie auf dem reMarkable 2 zeichnen.
Kindle Scribe auf Amazon ab 369,99 Euro kaufen
Der bessere E-Book-Reader ist ganz klar der Kindle Scribe, er ist perfekt für alle geeignet, die ein größeres Display mit Schreibfunktion bevorzugen. Zusammen mit Hülle und Stift bietet der Kindle Scribe ein tolles Nutzungserlebnis. Das reMarkable 2 (zum Shop)ist vor allem für Nutzer geeignet, die auf ein möglichst authentisches Schreibgefühl setzen und vor allem Dokumente bearbeiten und das Gerät weniger als E-Book-Reader verwenden möchten – auch wenn dies möglich ist. Im direkten Vergleich empfehlen wir jedoch ganz klar den Kindle Scribe.