Mit seiner Brille setzt Apple auf Mixed Reality, der Name ist das Programm: Apples Brille soll aus der Virtual-Reality-Umgebung eine erweiterte Realität suggerieren, indem man die reale Umgebung mit den Kameras aufnimmt und auf die Brillen-Displays streamt. Es gibt wahrscheinlich schon mehr oder weniger fertige Prototypen dieser Apple-Brille, „The Information“ hat davon noch im Februar 2021 berichtet. Es ist aber nicht das, was Apple ursprünglich geplant hat. Noch 2016 hat Tim Cook in einem Buzzfeed-Interview behauptet, AR sei der VR überlegen, weil sie den menschlichen Kontakt nicht ersetzen will. Bereits 2017 wurde die erste Version von ARKit vorgestellt, Apples Software-Lösung für AR-Produkte.
Warum also die Kehrtwende und eine offensichtliche Zwischenlösung wie Mixed Reality? Laut Mark Gurman kann die Industrie noch keine marktreifen Lösungen liefern, die in eine funktionierende AR-Brille zusammenspielen können. Weder sind Batterien vorhanden, die genauso klein wie langlebig sind, um eine Brille mehrere Stunden zu betreiben – Google Glass hat übrigens mit einer Akku-Ladung lediglich 20 Minuten funktioniert (Anm. d. Red) –, noch gibt es Bildschirme, die den Anforderungen einer Brille entsprechen. Deswegen bringt Apple ein Kompromissprodukt auf den Markt: eine Virtual-Reality-Brille, die eine AR-Brille vortäuscht. Bis die Technologie für eine „echte“ leichte AR-Brille ausgereift ist, will Apple mit seiner gemischten Realität Fuß auf dem Markt fassen und ihn nicht ohne Weiteres Google und Meta-Facebook überlassen.
Die gleiche Strategie verfolgt Apple mit der neueren Vision seines Apple Cars. Das Projekt gibt es schon länger, Carplay vermarktet Apple seit 2013, die ersten Gerüchte zu Apple Car als eigenständiges Projekt kursieren bereits seit 2015. Jony Ive sollte sich mit dem Design beschäftigen und das Konzept Auto komplett neu überdenken, bis hin zu neu gestalteten Rädern in Kugelform. Die größte Ambition war bei Apple wohl ein komplett autonomes Fahrzeug, das keinen Fahrer benötigt, nur Passagiere. Doch der Traum der vollkommenen Autonomie gibt die Realität noch nicht her, obwohl Apple in den vergangenen Jahren insbesondere im Bereich Maps viel investiert hat. Laut Gurman haben die Apple-Verantwortlichen die Ambitionen beim Auto-Projekt ein wenig zurückgeschraubt. Zwar will Apple nach wie vor ein Produkt für den Automarkt bringen, das autonome Fahren wird wohl erstmals nur auf Autobahnen möglich sein, wie bei vielen anderen Anbietern auch.