Gesundheits-Apps fehlt es vielfach an wissenschaftlicher Tiefe und folglich an Evidenz. Dies ist das Resultat eines Gutachtens, erstellt von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der TU Berlin und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Darüber berichtet zusammenfassend Heise online. Entscheidend ist auch im übergeordneten Interesse das Resultat, welches die Studie zieht: Die Apps dürften nicht als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) in das bundesweite DiGA-Verzeichnis aufgenommen werden, bei dem es auf Evidenz-basierter Grundlage um die Zertifizierung von Medizinprodukten und die Erstattungsfähigkeit durch die GKV (Gesetzliche Krankenversicherung) geht. Denn Patientinnen und Patienten, die sie ungeprüft nutzen und sich darauf verlassen, könnten sogar Schaden nehmen.
Gegenstand der Untersuchung waren demnach fünf aktuell in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommene Gesundheits-Apps, darunter das onlinebasierte Selbsthilfeprogramm Deprexis für Menschen mit Depressionen, die digitale Gesundheitsanwendung Elevida für Menschen mit Multipler Sklerose, die Anwendung Somnio für Menschen mit Schlafstörungen, die App Velibra für Patient:innen mit Angststörungen und Vorvida für Alkoholkranke. Als Ergebnis hält die Studie fest, dass die untersuchten Wirksamkeitsstudien den wissenschaftlichen Standards nicht genügen. Insbesondere ist es bei diesen Apps nicht möglich, aufgrund vorher veröffentlichten Analyseplänen oder Studienprotokollen die Ergebnisse zu überprüfen. Entsprechende Studien dazu würden ein beträchtliches Verzerrungspotenzial aufweisen.
Lesetipp: Apps aufs Rezept
Studien zeigen ungenügende wissenschaftliche Tiefe
Neben anderen Mängeln in den Studiendesigns zu den Gesundheits-Apps seien auch weitere Probleme wie zum Beispiel Erprobungszeiträume, hohe Kosten, Haftung, Wirksamkeit und mögliche unerwünschte Wirkungen ungeklärt. Die KVB komme zu dem vernichtenden Ergebnis, dass die digitalen Gesundheitsanwendungen nicht mehr als “eine reine Projektionsfläche für die Hoffnungen auf eine zeitgemäße Digitalisierung im Gesundheitswesen” seien. Dabei sei ein Nachweis eines medizinischen Nutzens angesichts ungenügender “wissenschaftlichen Tiefe” der Wirksamkeitsstudien vielfach nicht erbracht.
Daher steht die Forderung der KVB im Raum, die Aufnahmekriterien der Gesundheits-Apps in das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nachzubessern. Aktuell würden Krankenkassenbeiträge für digitale Anwendungen fragwürdigen Nutzens ausgegeben, die aber an anderer Stelle im Gesundheitswesen dringend gebraucht würden, so zusammenfassend im Überblicksartikel. Die ausführlichen Hintergründe und Schlussfolgerungen findet man in dem oben verlinkten Dokument (PDF).
Apple setzt auf EKG-und Fitness-Apps
Nun ist auch Apple bekanntlich sehr aktiv im Bereich von Gesundheit und Fitness, etwa mit der Health-App, aber auch speziell der Integration eines 1-Kanal-EKG-Moduls in Apple Watches, mit dem beispielsweise Anzeichen eines Vorhofflimmerns rechtzeitig aufzuspüren sein können. Ansonsten konzentriert sich der Hersteller von iPhones und Apple Watches mehr auf Fitness- und Wellness-Apps, die in dieser Hinsicht nicht öffentlich gefördert werden und auch unbedenklich sind, sofern man die dort vorgegebenen Zielangaben einhält. Insgesamt aber ist der digitale Gesundheitsmarkt für Apps weiter im Wachsen. Offensichtlich besteht noch sehr viel Bedarf an tiefgehender und gründlich-solider wissenschaftlicher Arbeit, bevor diese auch in der Breite bei der Gewinnung von Gesundheit oder Prävention so nützlich sind, wie man es bisher erhofft hatte.
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