Während PC- und Konsolenspieler mit „Marvel’s Midnight Suns“ kürzlich ein echtes Highlight serviert bekommen haben, können Superhelden-Fans mit Marvel Snap nun auch auf iOS durchstarten. Ein erstes schlagkräftiges Argument ist der Preis – Marvel Snap ist nämlich kostenlos. Zwar lassen sich nachträglich Inhalte gegen Geld freischalten, doch das ist nicht nötig. Es handelt sich dabei eher um kosmetische Veränderungen, die keinen Einfluss auf das Gameplay haben. Zudem ist das Upselling nicht so aufdringlich wie man es von vielen anderen „kostenlosen“ Titeln gewohnt ist. Doch worum geht es eigentlich genau und ist das Spiel nur für Marvel-Fans interessant?
Marvel Snap im Überblick:
- Origineller Deck-Builder
- Schöne Darstellung
- Unzählige Marvel-Helden, auch viele weniger bekannte
- Kein aggressiver Push in den In-App-Store

Andreas Müller
In Marvel Snap darf man sich aus insgesamt weit über 200 Karten sein persönliches Deck zusammenstellen. Jede Karte repräsentiert dabei eine Figur aus dem vertrauten Marvel-Universum. Neben den Stars wie Iron Man, Hulk oder Spiderman umfasst das Ensemble auch weniger bekannte Gesichter, die es tatsächlich noch nicht auf die Kinoleinwand geschafft haben. Ein Deck besteht aus 16 Karten, die sorgfältig ausgewählt sein sollten, um die folgenden Karten-Schlachten erfolgreich zu bestreiten.

Andreas Müller

Andreas Müller
Energie und Stärke – die Zutaten für ein tolles Strategiespiel
Auf jeder Karte sind zwei Werte verzeichnet – zum einen die Energie, die benötigt wird, um die Karte zu spielen, zum anderen die Stärke (in der englischen Version „Power“), die letztlich der wichtigste Faktor für einen Sieg ist. Zudem haben viele der Karten einen besonderen Effekt, doch dazu kommen wir später.

Andreas Müller

Andreas Müller
Das Spielfeld ist in drei Standorte unterteilt. An jedem Standort können sich maximal acht Helden beziehungsweise Karten befinden – vier eigene und vier des Gegners. Die meisten Standorte haben zudem besondere Effekte, die teils großen Einfluss auf den Spielverlauf haben. Das Duell mit dem Gegner wird in sechs Runden ausgetragen – es gewinnt, wer am Ende durch die jeweilige Gesamtstärke die meisten Standorte dominiert.
Als Ressource dient Energie, die pro Runde vergeben wird. In der ersten Runde steht lediglich ein Energiepunkt zur Verfügung, in der letzten sind es ganze sechs – linear steigend. Energie kann auch nicht aufgespart werden und gilt als verschwendet, wenn man sie in einer Runde nicht vollständig einsetzt. Welche Karten des eigenen Decks zur Verfügung stehen, ist dem Zufall überlassen. Das Deck sollte daher gut ausbalanciert sein und nicht zu viele Karten beinhalten, die viel Energie erfordern. Nichts ist ärgerlicher als in einer ganzen Runde handlungsunfähig zu sein, weil die zur Verfügung stehende Energie für keine der aktuellen Karten ausreicht.
Interessante Standorteffekte sorgen für Abwechslung
Was soweit recht nüchtern und banal klingt, entpuppt sich durch viele tolle Fähigkeiten, Standorteffekte und Wechselwirkungen zu einem süchtig machenden Spielprinzip. Für zusätzliche Spannung sorgt, dass die drei Standorte ihre Effekte erst im Laufe der ersten drei Runden preisgeben. Ein Standort kann beispielsweise einen Bonus geben, wenn man nur einen einzigen Helden dort platziert hat. Möglich ist auch, dass er dem Spieler einen Bonus gibt, der den Standort als Erstes mit vier Karten voll besetzt hat. Platziert man also bereits Helden in den ersten zwei Runden, ohne den Standorteffekt zu kennen, sind die Auswirkungen unvorhersehbar.

Andreas Müller
Die Stars der Show sind natürlich die Marvel-Charaktere mit ihren vielfältigen Fähigkeiten. Bei über 200 Karten ist es unmöglich, auf alle einzugehen. Grundsätzlich steht zu Beginn ohnehin nur ein Bruchteil an Karten zur Verfügung. Weitere Karten werden durch Siege und den entsprechenden Spielfortschritt freigeschaltet, was zu einer stetigen Anpassung des Decks motiviert. Zudem lassen sich bereits freigeschaltete Karten optisch verschönern. Platte zweidimensionale Darstellungen avancieren zu plastischen dreidimensionalen Helden, die später sogar noch animiert werden. Marvel-Fans und Sammlern dürfte hier durchaus das Herz aufgehen.
Sechs Runden garniert mit individuellen Fähigkeiten
Einige der Charaktere wie beispielsweise Hulk verzichten auf Fähigkeiten und punkten einzig und allein mit einem hohen Stärkewert. Sein weibliches Pendant She-Hulk zeigt dagegen, dass es auch anders geht. Sie ist mit 10 Stärkepunkten und gleichermaßen sechs zu investierenden Energiepunkten zwar zwei Punkte schwächer als Hulk, doch dafür hat sie einen extrem wertvollen Vorteil: Jeder in der Runde zuvor nicht eingesetzte Energiepunkt reduziert die für She-Hulk nötige Energie. Damit greift ihr Talent tief in die Spielmechanik ein, da nicht genutzte Energie aufgespart werden kann, anstatt wie sonst üblich einfach verschwendet wird.
Ein weiteres gutes Beispiel ist die Karte „Nightcrawler“ für lediglich einen Energiepunkt. Während alle an einem Standort platzierten Helden später nicht mehr verschoben werden können, darf der Nightcrawler im weiteren Spielverlauf einmalig und ohne Energiekosten an einen anderen Standort springen. Da er bereits in der ersten Runde platziert werden kann, ist das speziell dann hilfreich, wenn ab Runde 3 alle Standorte ihren Effekt offenbart haben.
Kurzweiliges Gameplay und tolle Präsentation fangen auch Marvel-Muffel ein
Einzelgängerin Jessica Jones bekommt einen Stärkebonus, wenn in der folgenden Runde kein weiterer Held am gleichen Standort eingesetzt wird. Der Punisher schießt sich in Rage, je mehr Gegner ihm gegenüberstehen. Iron Man hebt zwar erst ab, sobald fünf Energiepunkte investiert werden, verdoppelt danach jedoch die Gesamtstärke seines Standorts. Storm flutet mit ihrer Präsenz den Standort und erlaubt nur noch eine weitere Runde das Platzieren neuer Karten für beide Spieler. Wir könnten noch zahlreiche weitere hervorragend ausbalancierte Karten und Fähigkeiten vorstellen – die taktischen Möglichkeiten, die sich ergeben, sind nahezu grenzenlos.

Andreas Müller
Neben der Spielmechanik hat uns vor allem die Präsentation gefallen. Die subjektiv kurzweiligen Gefechte sind auch faktisch aufgrund der sechs Spielrunden schnell vorbei. Dem „Eins geht noch“-Impuls kann man sich nur schwer entziehen. Die Hintergrundmusik gewinnt mit jeder Runde an Dramatik und unterstreicht den Showdown mit orchestralen Klängen. Gespielte Karten und ihre Effekte werden sehenswert inszeniert und geben dem taktisch geprägten Gameplay einen Marvel-würdigen Rahmen. Wer beim Anblick von Hulk und Co nicht gerade selbst grün im Gesicht wird, sollte auch ohne Superhelden-Affinität einen Blick riskieren – Marvel Snap ist rund, ausgereift, fordernd und ein Vergnügen für Strategen!
Warum eigentlich Snap?
In jeder Partie Marvel Snap wird um Cubes gespielt. Ein Rangaufstieg erfordert 10 Cubes, der Mindesteinsatz liegt bei einem Cube. Wer vorzeitig das Gefühl hat, auf der Siegerstraße zu sein, kann den aktuellen Einsatz einmalig verdoppeln – Snappen! Zudem sorgt die letzte Spielrunde ihrerseits dafür, dass der Einsatz verdoppelt wird. Wer also extrem schlechte Karten hat, sollte möglichst schon vorher aussteigen. Steigt keiner der Spieler aus, geht es in einem regulären Spiel ohne Snaps am Ende um zwei Cubes. Machen dagegen beide Spieler von ihrem Snap Gebrauch, kann der Einsatz auf maximal 8 Cubes ansteigen. Natürlich kann das Snappen auch als Bluff verwendet werden – eine tolle Mechanik, die dem Spiel noch mehr Reiz verleiht.
Weiterlesen: Die besten Spiele fürs iPad