Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Wir erinnern uns in dunklen Wintertagen gerne an laue Sommernächte. Etwa die des 22. Juni 2020, als Apple-CEO Tim Cook auf der WWDC sinngemäß ankündigte: “Ja, die Gerüchte stimmen, wir wechseln die Basis des Mac.” Apple Sillicon soll die Intel-Plattform ablösen, man werde noch im laufenden Kalenderjahr damit beginnen und den Umstieg in zwei Jahren abgeschlossen haben. Den ersten Teil erfüllte Apple mit der Präsentation der ersten M1-Macs im November 2020, aber das Jahr 2022 ist der Nummer 2023 gewichen und in Apples Portfolio gibt es immer noch zwei Intel-Macs: Einen etwas großzügiger ausgestatteten Mac Mini und natürlich den Mac Pro. Während ein Mini mit M2 Pro nur eine Frage der Zeit sein sollte und man Apple in Zeiten von Pandemien, Krisen und Kriegen nicht eine Verzögerung von ein paar Monaten vorwerfen darf, ist die Lage beim Mac Pro wohl eine andere. Womöglich geht das Jahr 2023 in seine letzten Runden, bis das neue Flaggschiff Segel auf den Handel setzt.
Beim letzten Umstieg, ebenso an einem lauen Juni-Abend mit Worten wie “Ja, die Gerüchte stimmen, wir wechseln die Basis des Mac”, nur eben von Steve Jobs im Jahr 2005, war auch der Pro, der letzte, der die angekündigte Renovierung erhielt. Doch erschien er bereits im August 2006, kaum ein Jahr nach dem Startschuss. Die ersten Macs mit Intel-Chips hatten dabei etwas länger auf sich warten lassen als 15 Jahre danach die mit M1-Prozessoren.
Am 10. Januar 2006 war der neue Chiplieferant aber bereit, mit Apple die Ära des Intel-Mac einzuläuten. Der damalige Intel-Chef Paul Otellini brachte den symbolischen ersten Wafer mit Intel-Chips dem damaligen Apple-CEO Steve Jobs auf der Bühne der Macworld Expo – mit einem Gag: Otellini trug einen Bunny-Suit, einen Ganzkörperanzug, der in den Reinräumen der Chipproduktion obligatorisch ist. Der Gag hinter dem Gag: Nur ein paar Jahre zuvor hatte Apple den vormaligen Konkurrenten mit einem Spot, in dem auch ein Bunny-Suit-Träger zu sehen war, als Hersteller langsamer CPUs verspottet: Snail inside.
Nun aber doch Intel Inside. Und das hat mit der Abwesenheit von Steve Jobs von 1986 bis 1997 zu tun. In der Zeit hatte seine Neugründung Next Computer eben auf die CPUs aus dem Silicon Valley gesetzt, während Apple mit Motorola und IBM die PowerPC-Allianz eingegangen war. Etwas mehr als zehn Jahre nach dem Wechsel von Motorolas 68k-Plattform zum PPC stand der erneute Wechsel bevor, hin zu Intel. Aber nicht, weil Jobs der Hersteller IBM nach wie vor verhasst war – die Gemüter hatten sich in der Zwischenzeit etwas beruhigt – sondern vor allem, weil NeXTStep, aus dem Mac-OS X geworden war, ursprünglich auf der x86-Architektur fußte. Zudem versprach Intel mehr Computerleistung bei weniger Energieaufnahme, Rechner wie das Macbook und das Macbook Air, ja selbst das Macbook Pro der Intel-Ära wären mit einem PPC nicht machbar gewesen.
Heute ist die Situation ähnlich: Während Intel und AMD sich rühmen, ihre neuen Chips seien mindestens so gut wie das Apple-Silicon des Vorjahres, übersehen die beiden Firmen den wesentlichen Punkt, der Apple schon vom PPC abgebracht hatte: Performance per Watt, also Leistungsfähigkeit in Relation zur elektrischen Leistungsaufnahme, die ja direkt mit der Abwärme korreliert. Das Macbook Air kommt in der Ära nach Intel jetzt prima ohne Lüfter aus – und den Mac Min M1 hätte Apple noch kleiner machen können. Nur beim Mac Pro, für den die Frage der Leistungsaufnahme nicht so relevant ist, hat Apple noch keine Lösung präsentiert, die uns aus den Latschen kippen ließe. Mal sehen, wann im Jahr 2023 das dann doch passiert.
Lesetipps für den Dienstag:
Weniger ist weniger: Das Jahr 2023 wird für Apple nicht nur das Jahr des Mac Pro, sondern höchste wahrscheinlich das Jahr der AR/VR-Brille, die nicht wenige für “das nächste große Ding” halten. Dabei könnte sich für Apple das Jahr 2007 wiederholen, als Apple seine Entwicklung komplett auf das im Januar vorgestellte iPhone konzentrierte und Ressourcen von der Weiterentwicklung des Mac-Betriebssystems abzog, spekuliert Bloombergs Mark Gurman. Seinerzeit schaffte es Mac-OS X 10.5 Leopard, schon auf der WWDC 2006, nicht zum geplanten Zeitpunkt in den Handel, sondern erst im Herbst 2007, als der Run auf das iPhone eingesetzt hatte. Nun wird Apple nicht die für dieses Jahr geplanten Updates von macOS, iOS und iPadOS um Monate verschieben, um xrOS fertig zu entwickeln, sondern eine andere Methode wählen. iOS 17, iPadOS 17 und macOS 14 werden laut Gurman weniger neue Funktionen erhalten, am bisherigen Veröffentlichungsschema würde Apple aber festhalten.
Mut zur Lücke: Konzept- oder Live-Alben sind dazu gedacht, dass man sie in einem Rutsch anhört und nicht Stück für Stück. Die Lücke, die Apple Music aber bei solchen Werken zwischen Stücken lässt, bei denen das nicht angebracht ist, ist laut etlicher Anwender in iOS 16.2 wieder zurück. Das ist insbesondere deswegen ärgerlich, weil die lückenlose Wiedergabe vor gar nicht langer Zeit kaputt gegangen war, nach dem Update auf iOS 15.4.
Fassaden: Groundhopper nennt man Leute, die in ihrem Fan-Leben möglichst viele Fußballplätze und -stadien in möglichst vielen Ländern besuchen wollen. Dabei zählen auch die Spielstätten von Vereinen wie dem FC Pipinsried im Landkreis Dachau oder des MFK Ruzomberok in der Slowakei. Groundhopping können nun auch Fans von Apple betreiben, sie haben es aufgrund der auf etwas mehr über 500 Niederlassungen beschränkten Auswahl etwas leichter als die Kollegen vom Fußball. Das geht mit der App “Facades” die bisher nur Informationen über die Apple Stores weltweit, ihre Lage, ihre Architektur und ihre Besonderheiten bereithielt. Nach dem jüngsten Update kann man nun in App notieren, welche Stores man schon besucht hat und was das Alleinstellungsmerkmal des Besuchs war. Von Länderpunkten ist indes nicht die Rede, aber es wird auch in weit mehr Ländern Fußball gespielt als im Apple Store eingekauft. Die Slowakei hat etwa noch keinen.
Chip-Wechsel: Mark Gurman von Bloomberg will nun von internen Quellen erfahren haben, dass Ende 2024 oder Anfang 2025 Apple eigene Modemchips in seine Geräte einbauen will. Die Entwicklung geht schon länger, Apple hatte die einst zu Infineon gehörige Modemsparte von Intel übernommen und versucht seither, die Abhängigkeit von Qualcomm zu lockern. Aber auch bei Broadcom werde man künftig keine Komponenten mehr einkaufen, behauptet Gurman. Diese Chips sind für Wi-Fi und Bluetooth zuständig, Apple werde das ab dem nächsten Jahr ebenso mit eigenen Lösungen umsetzen. Für Broadcom würde das bedeute, dass über 20 Prozent der Umsätze entfielen.
Laden: Was Apple im Jahr 2018 vergeblich versucht hat, scheint Tesla in Kooperation mit Freepiower nun zu gelingen – eine Ladestation für mehrere Qi-Geräte ohne diskrete Platzierung, so wie es die gescheiterte Airpower hätte werden sollen. Apple Insider konnte auf der CES erste Blicke in einem Hinterzimmer erhaschen, Fotografien des Vorseriengeräts waren verboten, Tesla hat aber einige Bilder auf seiner Website bereitgestellt. Das Ladegerät kann bis zu drei iPhones gleichzeitig laden, sofern es sich um 12 oder 13 Mini handelt, ansonsten ist Platz für zwei iPhones, oder iPhone, Airpods-Ladeschachtel und Apple Watch. Die mit einem starren USB-C-Kabel ausgestattete Ladematte kann iPhones mit 7,5 Watt laden, Android-Smartphones lassen maximal 15 Watt zu. Gedacht ist das Gerät zur Platzierung auf dem Nachttisch, wäre aber auch gut für Fahrzeuge geeignet. Ab Februar soll man die Matte zu einem Preis von 300 US-Dollar bei Tesla bestellen können. Für die Airpower hatte Apple niemals einen Preis genannt, ehe es das Projekt einstellte.
Details: Apple nennt seit gut fünf Jahren keine Stückzahlen mehr für seine Geräteverkäufe, schon gut zehn Jahre davor hatte das Unternehmen damit aufgehört, den Mac-Umsatz in Laptops und Desktops aufzuteilen. Mitte der nuller Jahre machten Laptops gut 70 Prozent aus, das ist nach den Zahlen der Marktforscher von Consumer Intelligence Research Partners (CIRP) auch heute noch der Fall: 74 Prozent der Mac-Verkäufe entfallen auf Laptops. Dabei liegen Macbooks Pro (54 Prozent) und Macbook Air (46 Prozent) etwa gleich auf. Interessant ist die Verteilung bei den Desktops. Der populäre, aber mittlerweile schon fast zwei Jahre alte iMac M1 trägt zur Hälfte der Verkäufe bei, der teure und noch immer auf Intel-Chips basierende Mac Pro zu 43 Prozent. Auf jeweils etwa vier Prozent kommen Mac Mini und Mac Studio.
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