Wenn Sie diesen Artikel auf einem Macbook lesen, nehmen Sie kurz die Hand vom Trackpad und berühren Sie den Bildschirm. Tippen Sie mit dem Finger auf ein paar Tabs herum und tun Sie so, als würden Sie Text markieren oder ein Bild zoomen.
Wie hat sich das angefühlt? Nicht besonders gut, oder? Der Bildschirm hat sich bewegt, es war weder intuitiv noch effizient und damals, als die Hände noch auf Trackpad und Tastatur lagen, war alles besser. Es gibt einen Grund, warum sich Laptop-Design in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert hat – es ist perfekt dafür, was es tun soll.
Und das Macbook ist der Gipfel dieser Perfektion. Egal, ob Sie ein Macbook Air verwenden oder ein Macbook Pro mit 16-Zoll-Bildschirmdiagonale: das Design, das Format und die Verarbeitung sind überragend, unglaublich bequem und das Force-Touch-Trackpad ist fantastisch. Jetzt, wo der Butterfly-Albtraum vorbei ist, ist auch die Tastatur wieder bequem und selbst das 16-Zoll-Modell ist leicht genug, um es überallhin mitzunehmen.
Natürlich gibt es Luft nach oben: eine bessere Webcam, Face-ID, 5G-Unterstützung und längere Akkulaufzeiten. Das neueste Gerücht, dass Apple dem Macbook einen Touchscreen spendieren will, lässt mich allerdings kalt. Ich glaube, es würde das Macbook sogar schlechter machen.
Schauen, nicht anfassen
Wenn Sie die erfolgreichsten Touchscreen-PCs ansehen, haben sie eins gemeinsam: sie alle können in Tablets umgewandelt werden. Ein Display mit einem Scharnier anzutippen, ist einfach nicht angenehm. Deshalb hat Apples Magic Keyboard fürs iPad das markante Freischwinger-Design und Microsofts Surface einen Ständer zum Ausklappen. Einfach einen berührungsempfindlichen Bildschirm auf ein Macbooks Air zu klatschen, wird es nicht tun.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Apple im Macbook keinen zusätzlichen Ständer verbaut. Es bleiben also zwei Möglichkeiten, wie Apple das altbekannte Macbook in ein Touchscreen-Gerät verwandeln könnte: ein Scharnier zu entwickeln, das steif genug ist, um Berührungen standzuhalten oder einen Macbook-Bildschirm zu entwerfen, der 180 Grad umgelegt werden kann, ähnlich wie der Surface Laptop Studio von Microsoft.

Foundry
Wenn es aber weiterhin unter der Macbook-Marke läuft, würde wahrscheinlich weiterhin macOS darauf laufen. In den letzten vier Jahrzehnten hat Apple sein Desktop-Betriebssystem für den Mauszeiger optimiert, also müsste sich auch die Oberfläche nicht unwesentlich verändern. Die Grundlage für macOS ist eine Oberfläche, die für ein persistentes Zeigegerät ausgelegt ist und Finger sind einfach nicht klein genug, um es zu ersetzen. Oberflächenelemente müssten größer werden, Menüs vereinfacht und Multitasking weiterentwickelt.
Allen voran müssten wir jedoch die Art und Weise ändern, wie wir unsere Macs benutzen. Wenn Sie ein neues Macbook kaufen, fühlt es sich sofort vertraut an. Selbst, wenn Sie noch nie einen Laptop verwendet haben, macht macOS den Einstieg einfach, sodass Sie sofort anfangen können zu arbeiten. Ein hybrides Interface oberhalb des bestehenden würde das Ganze entweder unnötig kompliziert machen oder einen unnötigen Layer hinzufügen, der nur wenig Neues an den Tisch bringen würde. Ein komplett neues Interface würde dieses Touchscreen-Macbook hingegen komplett verändern.
Was denn nun?
Ich habe wenig Zweifel daran, dass an dem Gerücht, dass Apple an einem Touchscreen-Mac arbeitet, etwas dran ist. Mit dem M1-Chip hat Apple die Möglichkeit, den Mac in interessante neue Richtungen zu schicken, was wahrscheinlich der Hauptgrund dafür ist, dass das Unternehmen überhaupt erst an einen Touchscreen-Laptop denkt. Doch ich denke, dass Apple auch schnell feststellen wird, dass es nicht die richtige Richtung für den Mac ist.
Der Mac hat bewiesen, dass er einen Platz in dieser Post-PC-Welt hat, und zwar einen so stabilen, dass Apple Gerüchten zufolge ein neues 15 Zoll großes Macbook Air auf den Markt bringen will, obwohl es schon einen 13-, 14- und 16-Zoll-Laptop im Sortiment hat. Der Mac und macOS Ventura haben viele Probleme, aber dass sie ein Touch-Interface brauchen, ist keins davon. Der Mac funktioniert und es gibt keinen Grund, ihn zu etwas zu machen, was er nicht ist.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin keineswegs gegen ein hybrides Gerät, das das iPad mit dem Macbook verschmilzt. Apple hat bereits verschiedene Elemente, die sich überlappen – das Magic Keyboard, den Stage Manager und die Möglichkeit iPhone- und iPad-Apps auf Macs mit Apple Silicon zu verwenden –, die eher bequem als bahnbrechend sind und es braucht ein Gerät, um das alles zu kombinieren. Vielleicht wird es ein iPad mit einem Desktop-Interface oder ein Foldable mit einem nigelnagelneuen Betriebssystem. Aber Steve Jobs hatte recht: Ein Touchscreen-Mac ist nicht die Lösung.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in unserer Schwesterpublikation Macworld erschienen und wurde aus dem Englischen übersetzt.