Auf die Keynote mit den neuen Macs haben wir noch im Oktober oder November 2022 gehofft. Noch im August war der allgemeine Konsens, dass Apple neue Geräte im Oktober vorstellen kann. Danach wurde die Stimmung etwas gedämpft: Keine Keynote, aber zumindest neue Macs per Pressemitteilung. Tatsächlich hat Apple am 18. Oktober neue iPads und das Apple TV 4K der dritten Generation veröffentlicht, aber keine neuen Macs. Danach war 2022 Schluss mit den neuen Produkten, es kamen nur noch Software-Updates, dazu neu am 24. Oktober iPadOS 16.1 und macOS 13 Ventura.
Die gestern vorgestellten Macbooks Pero und der Mac Mini verraten jedoch, dass es nicht so weit hergeholt war, mit der möglichen Keynote Ende Oktober oder im Anfang November. Apple hat auf seiner Webseite gestern ein Promovideo veröffentlicht, das als ein Teil der vollwertigen Keynote anmutet. Sieht man sich den Quelltext der Seite an, ist das Video unter der URL “https://www.apple.com/105/media/us/mac/2022/56a714a6-7476-4896-b369-0ee5fa649290/films/macbook-pro-14-and-16-mac-mini-product/mac-macbook-pro-14-and-16-mac-mini-product-tpl-us-2022_16×9.m3u8”. Die Teil-URL “https://www.apple.com/105/media/us/mac/2022/” bildet wohl die interne Ordner-Struktur auf Apples Webseite, die Promo-Videos für Mac Mini und Macbooks Pro wurden höchstwahrscheinlich noch 2022 hochgeladen oder zumindest erstellt. Das hat zuerst der 9to5mac-Autor Parker Ortolani entdeckt.
Findige Nutzer haben jedoch noch weitere Beweise gefunden: Die dreidimensionalen AR-Bilder, die Apple gerne auf seine Webseite für neue Produkte erstellt, wurden offenbar auch Mitte Oktober erschaffen. Das hat Ian Zelbo, der Konzepter bei Front Page Tech, entdeckt.
Allerdings zeigen die technischen Daten der beiden neuen Produkte, dass Apple wohl noch im Spätherbst daran gearbeitet hat. Die Websteite zum Macbook Pro verrät, dass Apple neue Geräte im November und Dezember 2022 diese auf ihre Leistung getestet hat. Zum Vergleich: Beim Macbook Air M2 wird auf die Tests im Mai 2022 hingewiesen, angekündigt wurde das Gerät am 6. Juni 2022. Vergleichbare Angaben finden sich auch bei den iPhones: Für gewöhnlich testet der Hersteller neue Geräte im August, um Anfang September sie vorzustellen.
Unsere Meinung:
Wir können nur mutmaßen, warum Apple seine neuen Produkte im Herbst vom Veröffentlichungskalender gestrichen und nach hinten verschoben hat. Uns hat in den technischen Daten des Macbooks vor allem die ungewöhnliche GPU mit 19 Kernen gewundert. Ein Blick in die technischen Daten der iPhones, iPads und unterschiedlichen Macs beweist, dass eine gerade Zahl der Kerne, sei es CPU oder GPU, ein normaler Stand der Dinge ist. Apple hat mit einer ungeraden Anzahl an Kernen beim iPad Pro 2018 experimentiert, der A12X hatte beispielsweise 7 GPU-Cores. A15 sowie A16 haben ebenfalls in mehreren Varianten fünf GPU-Kerne. A14 und folglich alle M1-Varianten haben querbeet gerade Anzahl der GPU-Cores. Hier hat man es in der Regel mit “Binning” zu tun: Die Anzahl der Kerne ist tatsächlich um eins größer, um aber den Ertag bei der Produktion zu erhöhen, ist einer der Kerne deaktiviert.
Ein möglicher Grund für die ungewöhnliche Anzahl von 19 respektive 38 Kernen ist, dass Apple bei der Vorbereitung auf das iPhone 14 an einer neuen Grafik gearbeitet hat, die Hardware-seitiges Raytracing erlauben würde. Die Funktion ist insbesondere bei den Top-Spielen wichtig, erlaubt sie doch eine realitätsnahe Darstellung der Objekte. Nach Berichten von “The Information” wurde das Projekt eingestellt, die neue Grafik benötigte allzu viel Batterieleistung, die (Test-)Geräte hätten sich erhitzt.
Vielleicht deswegen unterscheidet sich der A16 nur so wenig von dem A15: Die Apple-Ingenieure mussten einen Schritt zurückgehen und auf die funktionierende Technologie ohne ambitionierte Features setzten. Bei den Macbooks Pro und dem Mac Mini hat sich wohl eine vergleichbare Situation, nur mehrere Monate später, ergeben. Wir vermuten, dass Apple bei den Laptops und dem Desktop-Mac die Ambition hatte, eine deutlich bessere Generation der Grafikkarten herauszubringen. Die Geräte hätten zudem nicht die Einschränkungen bei Akku und Hitzeentwicklung wie die iPhones. Doch letztlich musste der Hersteller einsehen, dass die neue Generation nicht das liefert, was er sich am Anfang versprochen hat. Zudem hat Apple bei der Mac-Produktion etwas mehr Flexibilität als bei den iPhones: Die Geräte müssten nicht sofort in Millionen Stückzahlen produziert werden. So sind hier Änderungen in Rahmen weniger Monate denkbar, im Vergleich zu den iPhones, die wohl ein Jahr vor der Veröffentlichung bereist als Konzept fertig sein müssen.