Für einen langjährigen Nutzer des Mac Mini wie den Autoren ist der neue Mac Mini M2 Pro eine große Erleichterung. Zwischen dem alten Mac Mini M1 und dem Mac Studio klaffte nämlich eine ärgerliche Performance-Lücke, auf die wir schon oft hingewiesen haben. Vielen Anwendern ist der Basis-Mac-Mini mit seiner „iPad-CPU“ zu schwachbrüstig, der teurere Mac Studio aber zu teuer und laut. Dieser mag ideal für Video-Profis sein, für den Alltag im Home-Office ist er aber einfach überdimensioniert und wenig effizient. Mit dem neuen Mac Mini M2 Pro gibt es aber nun ein neues Desktop-Modell für den Schreibtisch daheim, das genau diese leere Stelle ausfüllt und eine ideale Kombination aus Preis und Performance verspricht. Er ist schnell genug für anspruchsvolleren Videoschnitt oder Bildbearbeitung, aber mit einem Basispreis von 1.549 Euro ganze 750 Euro günstiger als der Mac Studio mit M1 Max.
Der neue Mac Mini M2 Pro bietet aber nicht nur einen schnelleren Chip, er hat weitere Vorteile: Man kann dank vier Thunderbolt-Schnittstellen endlich mehr Peripherie, etwa bis zu drei Monitore anschließen – am Mac Mini M1 war das nur mithilfe von Docks möglich. Sogar 8K-Monitore unterstützt der Mac Mini M2, ein solcher könnte vielleicht bald im Apple Store erscheinen. Weitere Boni sind schnelles WLAN (WiFi 6e) und man kann bis zu 32 GB RAM oder 8 TB Speicherplatz wählen. Leider hat der Mac Mini keinen Kartenleser erhalten, das ist aber zu verschmerzen. Für viele Mac-Anwender könnte er der ideale Desktop sein.
Abstand zum Mac Studio bleibt gewahrt
Ist der Mac Studio aber nun überflüssig geworden? Dies dann doch nicht, der Mac Mini M2 Pro hat klare Performance-Grenzen. So unterstützt er eben nur maximal 32 GB Arbeitsspeicher – die schließlich die CPU-Kerne mit den GPU-Kernen und der Neural Engine teilen müssen. 32 GB sind für die meisten Anwender mehr als ausreichend, diese hat aber schon die Basisversion des Mac Studio, der sich auf bis zu 128 GB an RAM aufrüsten lässt. Und noch immer gilt – je mehr RAM, desto besser.
Vor allem bei der Grafikleistung könnte das Studio den Mini deklassieren: So stehen beim M2 Pro wahlweise 16 oder 19 Grafikkerne zur Wahl – schon in der Basisversion bietet das Studio aber eine 24-Core-Grafikkarte und kann bis zu 64 Grafikkerne bereitstellen. Bei kommenden Anwendungen aus den Bereichen AR/VR und 3D könnte der M2 Pro schnell an seine Grenzen geraten – und auch als Gaming-Rechner sollte man ihn wohl nicht überschätzen.
Apples Aufpreispolitik verdirbt mal wieder die gute Laune
Der Mac Mini M2 Pro ist im Prinzip deutlich günstiger als ein Mac Studio. Das gilt aber leider nur, wenn man mit der Basisversion auskommt. Apples Aufpreise dämpfen die Euphorie recht schnell: Wählt man die schnellere M2-Pro-CPU mit 12 statt 10 CPU-Kernen und 19 Grafikkernen, kostet dies stolze 345 Euro Aufpreis. Die Aufrüstung auf 32 GB Arbeitsspeicher weitere 460 Euro – und schon summiert sich der Kaufpreis auf 2.354 Euro. Das ist aber sogar 55 Euro mehr als man für die Grundversion des Mac Studio zahlen müsste und den es im Fachhandel nebenbei für etwas über 2000 Euro gibt. Von einer größeren SSD haben wir da noch gar nicht gesprochen.
Aktuell bester Preis: Mac Studio M1 Max mit 32 GB RAM, 512 GB SSD und 24 GPU-Kerne
Leiser ist nicht immer besser
Auch die Kühlleistung sollte man nicht vergessen, ein leistungsfähiger Workstation-Mac benötigt nicht nur einen schnellen Chip, sondern auch ein gutes Kühlsystem. Der Mac Mini M2 Pro ist aber hier offenbar nicht besser als das Standardmodell ausgestattet und basiert wohl auf einem einzelnen leisen Lüfter. Wir sind deshalb gespannt, wie sich der Mac Mini M2 Pro bei Dauerlast schlägt. Mit einem M2 Max oder Ultra würde der Mac Mini vermutlich schnell überhitzen und müsste seine Leistung ständig heruntertakten. Beim Mac Studio hält dagegen ein aufwendiges Lüftersystem die zahlreichen CPU- und Grafik-Kerne kühl und entfernt auch die Abwärme von Netzteil und Spezialchips. Das sorgt zwar für einen lauteren Lüfter als beim Mac Mini, garantiert aber permanent abrufbare Hochleistung. Nicht zu vergessen: Die aktuelle Version des Mac Studio ist bereits deutlich performanter als der Mac Mini M2 Pro, nutzt aber noch Chips der M1-Generation. Seine M1-Max und M1 Ultra-Chips sind technisch auf dem Stand der aktuellen M2-Chips. In Kürze sollten aber schnellere Chips im neuen 3-nm-Verfahren auf den Markt kommen und werden dem Mac Studio wohl wieder einen großen Performance-Sprung geben – und den Abstand zum M2 Pro erhöhen.
Unser erster Eindruck: Mit dem neuen M2 Pro hat Apple endlich wieder einen Mac Mini für Anspruchsvolle im Angebot. Er ist eine echte Bereicherung und die Verkaufszahlen des Mac Studio könnten stark sinken. Wie üblich hat aber Apple für angemessenen Abstand gesorgt – bei der Leistung und beim Preis. Benötigt man mehr Leistung oder Arbeitsspeicher als es das Basismodell bietet, kann man auch gleich zum Mac Studio greifen.