Die Zeitung lebt, sie ändert nur ihre Form: Viele Leser abonnieren ihre Tageszeitung oder Magazine wie den Spiegel, Stern & Co. als App oder lesen sie im Browser. Das hat den Vorteil, dass man die aktuelle Ausgabe oft schon früher und vor allem unabhängig von der Postzustellung erhält. Eine digitale Ausgabe lässt sich bequem überall hin mitnehmen, etwa auf dem iPhone oder dem iPad, und jederzeit weiterlesen. Oft sind sie im Vergleich auch günstiger, weil vor allem die Druckkosten zuletzt sehr stark angestiegen sind – Papier für die Lektüre ist gewissermaßen ein Auslaufmodell. Auch die Macwelt gibt es schon seit Herbst 2015 nur noch digital (hier geht’s zum Abo).
Für alle was dabei – auch für Mac-Fans
Apples Service Apple News+, das zu einem Preis von unter 10 US-Dollar im Monat hunderte Zeitungen und Zeitschriften zum Lesen anbietet, gibt es auch fast vier Jahre nach seinem Start in den USA nicht in Deutschland. Das ist aber nicht schlimm: In den von uns getesteten Apps findet man Magazine nicht nur für an IT Interessierte, sondern auch für viele andere Bereiche – und das auch für eine monatlich anfallende Flatrategebühr. Im Grunde ist für jedes Interessengebiet, ob tagesaktuell oder monatlich bis hin zu noch selteneren Erscheinungsweisen, alles dabei. Freilich gibt es auch auffällige Lücken, so haben wir etwa zu Spiegel. FAZ, Süddeutsche, Frankfurter Rundschau, Tagesspiegel, Focus, Zeit und anderen bekannten Zeitschriften oder Magazinen nur in einer der drei Apps, die wir uns angesehen haben, etwas finden können – und dort nur zum digitalen Vollpreis, den die Verlage auch in ihren Apps fordern. Dennoch gibt es mehr als genug Lesestoff, bei einer App sogar kostenlos, sofern man Werbeunterbrechungen akzeptiert. Doch der Reihe nach – wir haben uns die Apps Readly, iKiosk und Read-It und ihr Angebot genauer angesehen.
Alle drei Apps lassen sich auch auf dem iPhone nutzen, aber auch auf unserem iPhone 13 Pro mit immerhin 6,1 Zoll ist uns das doch zu mühsam, sich durch viele kleine Seiten zu blättern und sie immer wieder aufzuziehen oder, wenn angeboten, in den besser dargestellten Lesemodus zu wechseln. Das geht, wenn es etwa unterwegs nicht anders möglich ist, zur Not zwar auch, klappt aber mit dem iPad deutlich komfortabler. Deswegen haben wir die meisten Versuche mit den Kiosk-Apps auch darauf unternommen.
iKiosk – Blättern, fast wie im richtigen Leben
Diese App aus der Schweiz funktioniert noch am ehesten wie am klassischen Kiosk – man guckt, welche Zeitschriften es gibt und kauft sie direkt, zu Preisen, die unter der der Print-Ausgabe liegen. Einzelne Hefte werden von den verschiedenen Verlagen oft gar nicht digital angeboten, man möchte dort lieber zum Abo motivieren, wodurch sich dann allerdings die Preise pro Einzelheft bei regelmäßigem Gebrauch reduzieren. Doch wenn man gern die Zeitschrift nach Bedarf wechselt und bevorzugt je nach Inhalt kauft, ist man mit iKiosk sehr gut bedient. Man kann hier direkt in die erste oder zweite (manchmal auch mehr) Seite reinlesen, erst wenn man weiterblättern will, muss man kaufen.
Der Vorteil dieser App ist, dass man ein sehr umfangreiches Angebot hat. Spiegel, Zeit, Stern oder Focus, die verschiedenen Springer-Magazine, aber auch im Bereich der Digital-Angebote (zum Beispiel C’t oder Futurezone) sind hier vertreten. Doch auch die Hefte der Stiftung Warentest (Test) und das Ökotest-Magazin findet man hier. Verschiedene Kategorien, in denen man sich schnell orientieren kann, sind vorgegeben, aber auch die Sucheingabe funktioniert rasch. Wenn wir „Mac“ eingeben, finden wir leider nichts von Macwelt, lediglich von Maclife, die stark in diesen Apps vertreten ist. Alternativ lassen sich bei vielen Magazinen übrigens statt nur eine Einzelausgabe zu kaufen, direkt auch Abos abschließen. Das ist bequem und übersichtlich. Um sich noch schneller zu orientieren, gibt es sogenannte iKiosk „Top- Titel“ und solche, welche die Redaktion direkt empfiehlt. Außerdem findet man einen guten Überblick zu unterschiedlichen Schlagwörtern wie Finanzen, Geschichte, Religion, Sport oder Lifestyle und vieles andere. Was offenbar komplett fehlt, wir haben es zumindest auch in den Kategorien „Familie“ oder „Für Kinder“ nicht gesichtet, sind Comics – diese findet man in den anderen Apps.
iKiosk lädt man im App Store ab iOS/iPadOS 11. Anmeldung und Registrierung sind kostenlos, zu bezahlen ist erst, wenn man eine Ausgabe komplett erwerben will.
Read-It: Lesen mit Werbeunterbrechungen
In dieser App kann man prinzipiell das gesamte Angebot kostenlos nutzen. Freilich, nur dann, wenn man akzeptiert, dass alle paar Minuten Werbespots laufen – von 15 bis 25 Sekunden Dauer, soweit wir es getestet haben. Dabei droht Absturzgefahr: Möchte man sich näher anschauen, was sich an Angeboten hinter der App verbirgt, und man tippt auf ”Learn More”, öffnet sich die Werbeseite und die App friert häufig ein, sobald man zum Werbevideo zurückkehrt. Hier hilft nur ein Beenden der App durch Wegwischen und Neustart. Das ist ebenso unschön und störend wie die doch recht häufigen Werbeeinblendungen selbst. Hier dürfte man, wenn man nicht viel Geduld mitbringt, doch besser mit dem Premium-Angebot bedient sein, dazu gleich mehr.
Wichtig ist bei einer solchen App auch wieder der Umfang an Zeitschriften und Magazinen. Bei den überregionalen und bedeutenderen Tageszeitungen ist das Angebot an bekannten Ausgaben recht überschaubar, aus Deutschland ist es vor allem die Welt (und die offenbar überall unvermeidliche Bild) sowie die Welt am Sonntag, aber beispielsweise sind die FAZ, die Süddeutsche oder gar die taz Fehlanzeige. Auch bei den Wochenzeitungen oder -magazinen findet sich beispielsweise nicht die Zeit oder unter den Magazinen zu Politik & Wirtschaft der Spiegel. Dafür hat man aus dem ausländischen deutschsprachigen Zeitungsraum immerhin die Schweizer Neue Zürcher Zeitung oder auch den österreichischen Standard.
Man findet auch hier wieder zahlreiche Kategorien in Stichworten für die Zeitschriften und Empfehlungen. So ist aus unserem Verlag die PC-Welt dabei. Und auch die Macwelt findet sich mit ihren monatlichen Specials – und selbst mit älteren Print-Ausgaben bis zurück ins Jahr 2014.
Wir sehen uns auch nach der Stiftung Warentest oder dem Ökotest-Magazin um, beides gibt es nicht, dafür aber das ETM Testmagazin und andere Testjournale.
Interessant an der App ist auch, dass sie unter ”Trends” nicht komplette Zeitschriften, sondern ausgewählte Artikel zu unterschiedlichen Kategorien wie Politik, Sport, Technik oder People und so weiter bietet. Das erinnert fast an die App Blendle, die wir am Ende des Artikels noch vorstellen.
Von erhältlichen Zeitschriften und Magazinen gibt es oft auch ältere Ausgaben der Reihe. Und auch in punkto Comic werden wir fündig – recht unerwartet sogar, mit alten ”Rolf Kaukas Fix und Foxi”-Heftchen, die ab den Ausgaben nach 1989 jeden zweiten Samstag dort neu publiziert werden. Ob dies freilich die Jungen und Mädchen von heute begeistert oder doch eher von nostalgischem Interesse ist für die ältere Generation, die damit aufgewachsen ist?
Die Auswahl ist recht umfangreich, selbst auf einer längeren Reise wird man sich mit der App nicht so schnell langweilen. Mit Read-It Premium lassen sich alle Zeitschriften und Artikel unterbrechungsfrei lesen, hier gibt es verschiedene Modelle. Wenn man tatsächlich nur mal kurz unterwegs ist, kann man einen Tag ohne Werbung und mit Offline-Verwendung auf bis zu fünf Geräten für 2,49 Euro kaufen. Das lässt sich über verschiedene Zeiträume wählen, bis zu einem Jahr Premium, das dann allerdings auch mit 130 Euro zu Buche schlägt. Auch hier gibt es in der App das Angebot, zwei Monate kompletten Zugang für 1,99 Euro auf bis zu fünf Geräten zu haben, dann aber werden 14,99 Euro fällig. Es ist unklar, ob man dann auf das günstigere Abo-Modell umschwenken kann.
Read-It: Zeitungen & Magazine erhält man ebenfalls im App Store, die Anforderungen liegen etwas höher: iOS/iPadOS 14 sollte es mindestens sein. Auch hier ist eine Registrierung mit der E-Mail-Adresse und gegebenenfalls ein Passwort erforderlich.
Readly: Zeitung und Zeitschriften per Flatrate
Readly stammt aus Schweden und ist vermutlich die bekannteste ihrer Art. Das Angebot gibt es schon seit 2012, sowohl mobil als auch auf dem Desktop. Über 6000 Zeitschriften und Magazinen verspricht Readly. Wir suchen gleich mal nach unserem Raster der bekanntesten Zeitschriften und Magazinen außerhalb von Bild etc., doch auch hier ist bei beispielsweise bei FAZ, Süddeutsche, taz, Spiegel oder Focus Fehlanzeige. Verständlich, deren digitale Abos kosten etwa das Doppelte der Readly-Flatrate – Apple News+ konnte aus dem gleichen Grund die New York Times und andere erfolgreiche Publikationen nicht für sich gewinnen. Auch Test von der Stiftung Warentest oder Ökotest gibt es bei Readly nicht. Unter dem Stichwort “Mac“ finden wir für den deutschen Markt wieder das Macwelt-Special und die Maclife (die Abonnenten von Macwelt Plus auch einmal im Monat via eMagazines erhalten), dafür aber auch viele internationale, englischsprachige Angebote zum Thema Macintosh & Co. Ähnlich sieht es beim Thema iPhone aus. Man wird jedenfalls fündig.
Readly als App selbst zeigt sich als sehr aufgeräumt, die Kategorien sind umfassend und umfangreich, und unter der Kategorie ”Entdecken” finden sich zahlreiche Schlagwörter, um für Interessengebiete etwas zu entdecken, soweit es im Angebot ist. Hier werden auch etwa Jugendliche bedient mit der Bravo, und sogar im Bereich Comics gibt es unter dem eigenen Stichwort viele Magazine von Disney, allerdings auf Englisch, wie Uncle Scrooge (Dagobert Duck), DuckTales, allgemein Comics mit Disney-Figuren wie Donald & Co. Aber auch etwa von Pixar Incredibles 2 oder Star Wars Adventures. Wenn man mit Englisch kein Problem hat, ist das in diesem Umfeld ein sehr gutes Angebot. Freunde und Freundinnen des Gärtnerns oder der Fotografie bekommen einiges geboten. Ebenso für Körper und Geist. Etwa mit Yoga-Zeitschriften bis hin zu Psychologie heute auf Deutsch oder Englisch (Psychology now), einschließlich älterer Ausgaben. Für Serienfans ist vor allem Streaming dabei, die viermal im Jahr erscheint und einen guten Überblick zu Serien und Filmen der verschiedenen Anbieter gibt.
Wer an gut vermittelter Wissenschaft auf seriöse Weise interessiert ist, erhält mit Bild der Wissenschaft und Spektrum der Wissenschaft (Scientific American) gleich zwei sehr gute Zeitschriften, dazu auch etwa Welt der Wunder, National Geographic (Deutsch) und andere mehr, manche auf Englisch.
Readly schägt in allerdings viel begrenzterem Umfang bestimmte Artikel aus Zeitschriften vor (“Auswahl der Redaktion“), und die App macht Titelvorschläge aufgrund der bisherigen Lesegewohnheiten.
Readly konnten wir 48 Stunden lang mit sämtlichen Angeboten komplett kostenlos nutzen. Im Moment sind wir in der zweimonatigen Phase, die uns 1,99 Euro pro Monat kostet. Danach wird es freilich deutlich teurer: 12 Euro pro Monat. Sehr positiv ist zu verzeichnen, dass man das Abo ganz offiziell mit fünf Profilen teilen und auf maximal fünf Geräten verwenden kann. Außerdem lässt sich das Abo jederzeit kündigen. Die Magazine kann man übrigens auch offline lesen.
Readly – Magazine & Zeitungen. Die digitale Magazin Flatrate gibt es im App Store ab iOS/iPadOS 12.2.
Blendle: Einzelne Artikel renommierter Blätter
Das Angebot der Apps ist trotz einiger Lücken jeweils riesig. Da kann man rasch den Überblick verlieren oder fühlt sich überfordert, wo man denn nun was lesen soll, gerade, wenn es im Rahmen des Abos völlig frei ist. Bei der App Read-It hatten wir schon darauf hingewiesen, dass es kuratierte Artikel gibt, die von der Redaktion eigens ausgesucht werden.
Wer sich exklusiv und mit einem größeren Umfang auch bekannter Zeitschriften, wie FAZ, Spiegel, Stern, Tagesspiegel, Süddeutsche und anderen konzentrieren will, darunter auch englischsprachige, wie New York Times, Time oder Newsweek, dem sei die Homepage oder App Blendle (ab iOS/iPadOS 11) aus den Niederlanden empfohlen. Denn diese tut nichts anderes, als täglich und auf der Homepage auch jederzeit bestimmte Artikel, passend zum eigenen Profil, vorzuschlagen, die man dann je nachdem zu Preisen von beispielsweise 0,25 Euro oder auch mal deutlich mehr kaufen kann. Wenn man solche Angebote nur gelegentlich und ganz gezielt nutzen will, ist das vielleicht günstiger und letztlich befriedigender. Zumal man hier auch sein Konto aufladen kann, bis es erschöpft ist. So lässt sich leicht ein Limit zum Beispiel pro Monat setzen. Freilich sind die Zeitschriften hier doch mehr auf Tageszeitungen oder Wochenmagazine begrenzt.
Fazit und Empfehlung
Die Entscheidung für ein bestimmtes Angebot fällt schwer, weil sie sehr viel mit individuellen Vorlieben und Schwerpunkten zu tun hat. Prinzipiell am besten gefallen hat uns der ”Klassiker” Readly. Doch das umfangreichste, zielgerichtete Angebot hat iKiosk. Hier kauft man freilich gleich die volle Zeitschrift oder das komplette Magazin. Auch Read-It hat viele Vorzüge, obwohl wir mit der werbefinanzierten Version nicht so gut klar kamen. Geld investieren muss man überall, damit es sich lohnt und man auch Freude beim Lesen hat. Eine Zwischenlösung ist Blendle, bei der man sich auf bestimmte Schwerpunktartikel aus seinen persönlichen Favoritenthemen beschränkt. Letztlich hilft nur selbst ausprobieren – unser Test kann aber eine gute Hilfe sein, die Wahl etwas einzugrenzen.