Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Endlich Freitag, endlich wieder Fußball, Leipzig gegen Bayern, im Free-TV. Der American Football geht am Wochenende auch im Free-TV in das Viertelfinale. Bis zum Superbowl ist noch etwas Zeit, das Finale ist für den 12. Februar in Glendale, Arizona angesetzt. Wer gegen wen? Wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass Apple Music die berühmte Halbzeitshow präsentiert, mit Rihanna als Top-Act.
Apple und Superbowl, da war doch was? Richtig, zum Beispiel am 20. Januar 1985, Superbowl XIX. Die Partie war recht einseitig, 38:16 ging sie zugunsten der San Francisco 49ers aus, die unterlegenen Miami Dolphins machten nach der Halbzeitshow (“Tops in Blue” – kennt heute kein Mensch mehr) keinen einzigen Punkt. Das Highlight glänzte daher in einer der Werbepausen: Apples dystopischer TV-Spot, den ein Regisseur namens Scott verantwortete. Wie erwähnt, es war 1985 und nicht 1984, es war also nicht der “1984”-Spot von Ridley Scott, der den Macintosh ankündigte, ohne ihn zu zeigen. Sondern einer mit dem Titel “Lemmings“, den Tony Scott, Bruder des “Bladerunner”-Regisseurs, für Apple und deren Werbeagentur Chiat\Day inszenierte.
Büromenschen, alle im gleichen Anzug, marschieren mit verbundenen Augen im Gänsemarsch auf eine Klippe zu, von der sie stürzen wie Lemminge in Disneys “Weiße Wildnis”. Aber so wie der Massensuizid der Lemminge erfunden ist und mit dem wahren Verhalten der Nager überhaupt nichts zu hat, so hatte auch Apple mit einer verschobenen Realität zu kämpfen. Die Sendezeit für den Suprbowl war längst gekauft, eine Wiederholung des Überraschungserfolges vom Vorjahr fest eingeplant. Doch hatte Apple damals ein Produkt zu zeigen, das es zwei Tage nach der Ausstrahlung auch tatsächlich enthüllte, 1985 gab es: Kein Produkt.
Der Macintosh wurde zwar spektakulär willkommen geheißen, doch verkaufte er sich anfangs recht schlecht. Apple hatte für das Weihnachtsgeschäft sogar viel zu viele von den Maschinen produziert. Und doch erwartete die Welt schon gleich den nächsten Knüller, das war vor 38 Jahren also nicht viel anders als heute. Die Lösung – fast wie heute: Services. Na gut, damals nur so eine Art von Services. Denn der Tony-Scott-Spot sollte mehr ein Konzept als ein konkretes Produkt bewerben: Das Macintosh Office. Dafür fehlten Apple aber noch ein wesentliche Komponenten: Der Drucker Laser Writer war zwar marktreif und hatte sein Debüt auch tatsächlich drei Tage später, das die Büroumgebung verknüpfende Netzwerk ließ aber auf sich warten, ebenso die Server mit heute lächerlichen, damals aber gigantischen 20 MB oder 40 MB Speicher.
Mehr noch verärgerte der Spot aber die Zuseher schon bei der Ausstrahlung. Das sind doch nicht wir, die da tumb den Abgrund entgegen taumeln, was erlaube Apple! Ist heute ja auch so: Kritik am eigenen Verhalten wird als unerhörte Bevormundung empfunden, selbst wenn sie im Gewand der Satire oder im Fall Lemmings der satirisch-dystopischen Werbung daher kommt. Was für einen Unterschied doch ein Jahr macht! Aber es ist ja auch leichter, sich mit einer hammerwerfenden Blondine zu identifizieren als mit einer gleichgeschalteten Bürohorde.
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