Apple hat vergangene Woche die Macbook-Pro-Reihe sowie den Mac Mini aktualisiert. Neu sind die Profi-Varianten des M2-Chips – M2 Pro und M2 Max mit bis zu 32 GB an gemeinsamen Arbeitsspeicher und einer Grafik mit 38-Kern-GPU (beim M2 Max). Doch reicht das aus, um einen weiteren Hype auszulösen? Die Antwort ist eindeutig “Nein”, auch unser Test kommt zum Schluss, dass sich das Upgrade auf die neuere Generation kaum lohnt – vom M1 Pro aus, wohlgemerkt.
Lesetipp: Macbook 16 Zoll M2 Pro im Test: Stark, aber kein wesentliches Upgrade
Auch unser Kollege der Macworld, David Price, beschwert sich, die Magie des Apple Silicon sei verflogen. Die Reihe sei vorhersehbar geworden, und deswegen langweilig. Erschwerend käme hinzu, dass der M2 keinen riesigen Vorsprung vor dem M1 bietet, leider keine Revolution diesmal. Das Stück ist emotional recht aufgeladen, der Kollege ist sichtlich enttäuscht, doch wir versuchen, uns einfach mal etwas weiter als zwei Jahre zurückzuversetzen und zu schauen, woher Apple überhaupt kommt. Klar, man kann immer nach mehr verlangen, doch man darf auch die Realität nicht aus dem Auge lassen.
M2 (Pro) vs. M1 (Pro): Aktuelle Ergebnisse
Zugegeben, Apple hat zu dieser Diskussion selbst beigetragen, indem Unternehmen in seinen Pressemitteilungen die neuen Geräte mit den Vor-Vorgängern auf Intel-Basis vergleicht: Macbook Pro ist bis zu 80 Prozent schneller bei Motion, bis zu 2,5 Mal schneller beim Kompilieren in Xcode, bis zu 80 Prozent schneller in Photoshop, alles im Vergleich zum schnellsten Intel-Macbook.
Die Vergleichszahlen mit dem M1 sehen nicht so dramatisch aus: 20 bis 40 Prozent schneller ist das neue Macbook Pro M2 Max. Auch unser Test bestätigt inkrementelle Besserungen in fast allen Bereichen. Bis zu zwanzig Prozent Verbesserung bei unterschiedlichen Benchmarks ist die Rede, das ist wahrlich keine Revolution.
M2 Pro vs. Intel
Doch wie schlägt sich der Prozessor bei der Konkurrenz von Intel? Geeckbench führt den Vergleich in zwei getrennten Tabellen für Windows-Chips und Apple Silicon, wir haben die beiden bei der Multi-Core-Auswertung zusammengeführt:
Prozessor | Score |
---|---|
AMD Ryzen Threadripper PRO 3995WX 2.7 GHz (64 cores) | 26740 |
AMD Ryzen Threadripper PRO 5975WX 3.6 GHz (32 cores) | 26471 |
AMD Ryzen Threadripper PRO 5995WX 2.7 GHz (64 cores) | 25989 |
AMD Ryzen Threadripper 3990X 2.9 GHz (64 cores) | 25439 |
Intel Core i9-13900K 3.0 GHz (24 cores) | 25375 |
Intel Core i9-13900KF 3.0 GHz (24 cores) | 24640 |
Mac Studio Apple M1 Ultra @ 3.2 GHz (20 cores) | 23329 |
AMD Ryzen 9 7950X 4.5 GHz (16 cores) | 23049 |
AMD Ryzen Threadripper PRO 3975WX 3.5 GHz (32 cores) | 22689 |
AMD Ryzen Threadripper 3970X 3.7 GHz (32 cores) | 22436 |
AMD Ryzen Threadripper PRO 5965WX 3.8 GHz (24 cores) | 21262 |
Intel Xeon W-3175X 3.1 GHz (28 cores) | 20779 |
AMD Ryzen Threadripper 3960X 3.8 GHz (24 cores) | 20088 |
Mac Pro (Late 2019) Intel Xeon W-3275M @ 2.5 GHz (28 cores) | 20035 |
Intel Core i7-13700KF 3.4 GHz (16 cores) | 19639 |
AMD Ryzen 9 7900X 4.7 GHz (12 cores) | 19294 |
Intel Core i9-12900KS 3.4 GHz (16 cores) | 19025 |
Intel Core i7-13700K 3.4 GHz (16 cores) | 18985 |
Mac Pro (Late 2019) Intel Xeon W-3265M @ 2.7 GHz (24 cores) | 18319 |
Der schnellste Mac ist der Mac Studio M1 Ultra mit zwanzig Kernen, die M2-Pro- oder M2-Max-Macbooks tauchen in der Auswertung noch nicht auf, diese sind zu neu. Aber auch die Vorgänger-Version kann sich im Wettbewerb sehen lassen, beansprucht doch ein Mac mit Apple Silicon nur ein Bruchteil der Energie, die ein vergleichbarer Windows-Rechner benötigt.
Aktuelle Generationen vs. Intel-Generationen
Das Monieren von fehlenden Qualitätssprüngen bei den aktuellen Macbooks Pro finden wir ein wenig wie das Meckern auf dem hohen Niveau. Seitdem Apple die Chip-Entwicklung für Desktops und Laptops ins eigene Haus geholt hat, erscheint im Schnitt alle sechs Monate ein neuer Mac: Im November 2020 – Macbook Air, Macbook Pro 13 Zoll, Mac Mini. Im April 2021 – der neue iMac 24 Zoll, im Oktober 2021 – die beiden Macbooks Pro 14 und 16 Zoll. Im März 2022 – der Mac Studio, im Juni 2022 – das Macbook Air M2 und das Macbook Pro 13 Zoll.
Noch vor Apple Silicon konnte man nur beim Macbook Pro sicher sein, dass Apple dieses Laptop regelmäßig aktualisiert. Bei dem Rest der Produktpalette kamen die Upgrades in recht unregelmäßigen Abständen: Zwischen 2015 und 2017 wusste man nicht, ob Apple jemals noch das Macbook Air aktualisiert, weil das Macbook 12 Zoll als Einsteiger-Mac vermarktet wurde. Beim Mac Mini ergab sich mal eine Lücke von vier Jahren zwischen 2014 und 2018, ehe Apple seinen kleinsten Mac endlich wieder überholte. Der Mac Pro ist sicherlich ein Sonderfall, aber auch hier hat Apple einen Rekord gesetzt und auf den Zylinder-Mac von 2013 erst 2019 eine Antwort gegeben. Ok, zwischen 2019 und 2023 liegen wieder vier Jahre, noch ein bisschen, und der Mac Pro wird den eigenen Rekord brechen. Doch zumindest ist bekannt, dass Apple an diesem Mac arbeitet.
Muss ein Upgrade dann sein?
Genauso wie beim iPhone ist die Antwort – Nein. Die beiden Macbooks Pro 14 und 16 Zoll sind etwas mehr als ein Jahr alt. Dass eine neue Generation auf dem Markt ist, bedeutet nicht, dass die Geräte mit einem Schlag obsolet geworden sind und ihre Arbeit langsamer verrichten. In seinem Umweltschutzbericht geht der Hersteller von einem drei- bis vierjährigen Lebenszyklus seiner Produkte beim ersten Käufer aus, beim Macbook Pro ist es eher von einem vierjährigen Lebenszyklus auszugehen. Was heißt, ein Macbook Pro M1 Pro oder Max hat nicht mal seine Lebensmitte bei den ersten Besitzern überschritten, erst in zwei bis vier Jahren müssen Sie sich nach einem Nachfolger umschauen.
Die Frage des Preises
Was sich aber bei den allen Apple-Silicon-Macs fast quer durch die Bank geändert hat, sind die Preise. Apple hat von vor dem Herbst 2022 die Preise für seine Pro-Rechner angehoben. Der Mac Mini wurde sogar um 100 Euro verbilligt, allerdings kostet die Version mit dem M2-Pro-Chip schnell mal 2.000 Euro, stattet man ihn ordentlich aus.
Fazit:
Man kann von der neuen Generation der M-Chips enttäuscht sein, wir sehen dafür jedoch keinen objektiven Grund. Der Umstieg auf Apple Silicon hat die mobilen und Desktop-Rechner auf recht hohes Niveau gehoben, hier sofort größere Sprünge zu erwarten, wäre recht utopisch.