Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Wir waren nach einer langen Weihnachtspause recht entspannt in das neue Jahr gegangen, in der Gewissheit, dass der Januar für Apple traditionell ein ruhiger Monat ist. Dann kamen neuen Macbooks Pro und neue Mac Minis, tags darauf das Comeback des Homepod – so kann man sich täuschen.
Womöglich gehen wir aber auch in das Jahr 2024 recht entspannt, denn der Januar ist bei Apple traditionell ein ruhiger Monat. Das Jahr 2023 mag einfach nur eine Ausnahme gebildet haben, aufgrund bekannter Probleme in den globalen Lieferketten dürften die Januar-Neuheiten von 2023 einfach nur verspätete Nachrichten aus dem Oktober 2022 gewesen sein – es gibt starke Indizien dafür.
So bleibt die letzte Januar-Show Apples weiterhin die vom 27. Januar 2010. Beinahe wie zum Hohn lud Apple im ersten Jahr nach seinem Abschied von der Macworld Expo – dem gewesenen Januar-Highlight und eigentlichem Weihnachtsfest für Apple-Fans – zu einem Special Event nach Kalifornien.
Gerüchte über ein Apple-Tablett hatten sich schon Ende 2009 immer mehr verdichtet, auf der CES Anfang Januar 2010 zeigt Microsoft-Chef Steve Ballmer recht lieblos und uninspiriert ein von HP gebautes Gerät namens iSlate – gute drei Wochen später präsentierte Steve Jobs aber eine viel bessere Lösung: das iPad.
Von seiner Krankheit sichtlich gezeichnet, absolvierte der Apple-CEO die Keynote größtenteils in einem Sessel sitzend. Das fiel aber gar nicht negativ aus, denn das iPad war in seiner Form von 2010 vor allem für das Konsumieren gedacht: Fotos ansehen, YouTube-Videos, im Web surfen, hier und da mal eine E-Mail – recht viel mehr ging noch nicht.
Und doch konnte das iPad schon fast alles, was das iPhone konnte – nur nicht telefonieren. Der Grund: iPad und iPhone teilten sich das Betriebssystem, damals iPhone-OS 3.2, das erst später im Jahr 2010 zu iOS 4 wurde. Erst mit iPadOS 13 begannen sich die Systeme wieder mehr voneinander zu separieren.
Wobei es von Anfang an Dinge auf dem iPad gab, die wiederum das iPhone nicht konnte oder nicht so gut, angefangen beim großen Bildschirm. Auch die Lautsprecher des iPad waren und sind besser als die des iPhone – Volumen ist ein wichtiger Grund. Doch von Anfang an hatten Käufer des iPad Zugriff auf Hunderttausende von Anwendungen: Jede iPhone-App – solange sie sich nicht auf die Telefonie bezog – lief auch auf dem iPad, zur Not einfach nur in einer hochskalierten Anzeige. Für das iSlate mussten Microsoft und Co. erst einmal mühselig Software entwickeln.
Das iPad von heute hat mit dem von vor 13 Jahren aber nicht mehr viel gemein – nur noch die Basis. Ansonsten reicht das Angebot vom iPad mini, das man mit seinen täglichen Kameras sogar als Fotoapparat unterwegs einsetzen kann bis hin zum iPad Pro 12,9’’, das sich immer mehr als Konkurrenz zu traditionellen Laptops begreift. Mit 2 TB und einem Magic Keyboard erreicht es auch den Preis eines Produktivrechners, auf der anderen Seite verkauft Apple immer noch das einfache iPad 9 zu einem Preis, der es als Konsumentengerät für das Internet, Fotos, Bücher und Videos qualifiziert.
Es dauerte nach jenem 27. Januar 201 noch eine Weile, bis das iPad auch in den Handel kam, Ende Mai war es in Deutschland schon so weit. Anfang April hatte der Verkauf in den USA begonnen – und der erste Käufer war ein Bayer, Richard Gutjahr, der für den Bayerischen Rundfunk an sich nur von der Schlange vor dem Apple Store Fifth Avenue in New York berichten sollte und sich unversehens an deren Spitze versetzt sah.
Es dauerte auch nicht lange, bis Apple die erste Million Geräte verkauft hatte, das ging sogar schneller als beim iPhone. Doch geriet das Tablet auch schneller in die Sättigung, heute verkauft Apple stabil etwa 10 Millionen Stück pro Quartal. Das ist nur geschätzt, Apple nennt schon lange keine Verkaufszahlen mehr: Der Umsatz mit iPads betrug im Septemberquartal 2022 11,5 Milliarden US-Dollar.
Nach wie vor hat die Konkurrenz – im Gegensatz zur iPhone-Sparte – keine echte Antwort auf das iPad entwickelt und weicht auf Felder aus, die Apple nicht direkt bespielt. Konkurrenz sind Lesegeräte wie Kindle oder Tolino nicht wirklich, ebenso wenig die Convertibles à la Microsoft Surface.
Spannend könnte indes die nähere Zukunft werden. Während ein faltbares iPhone eher keine Option für Apple sein dürfte, könnte das bei einem iPad schon etwas anders aussehe, etwa ein Mini, das sich auf Maxi-Größe ausfalten lässt. Zudem bleibt die Frage, ob nicht doch Macbook und iPad sich zu einem neuartigen Gerät wandeln, welches das beste aus beiden Welten vereint: Der Touch-Mac könnte auch als ein iPad mit macOS entstehen. Schon jetzt laufen viele Programme ebenso auf Mac wie auf iPad, Apple eigene Wetter-App gibt hier ein gutes Beispiel ab.
Mit 13 Jahren tritt das iPad also in sein Teenager-Alter ein, völlig verändert wird es daraus nicht hervorgehen. Aber das Konzept hat immer noch viel Luft nach oben, nach vorne und überhaupt in alle Richtungen.
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