Im Nachgang zu unseren Benchmarktests des neuen Macbook Pro M2 Pro machen wir noch einige Praxistests auf unserem Testgerät mit 12 CPU- und 19 GPU-Kernen, 32 GB gemeinsamem Arbeitsspeicher und einer SSD mit 2 TB.
Da wir für die meisten der von uns durchgeführten Tests keine direkten Vergleichswerte des Vorgängermodells haben, unterziehen wir stattdessen ein Macbook Air M1 mit 8 CPU- und 8-GPU-Kernen sowie 16 GB gemeinsamem Arbeitsspeicher und einer SSD mit 512 GB denselben Tests. Auch so lässt sich in etwa einschätzen, was von dem neuen Macbook Pro M2 in der Praxis zu erwarten ist. Alle Tests führen wir im Batteriebetrieb durch.
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Lange Laufzeit im Kinomodus
Um die Laufzeit im Batteriebetrieb zu messen, laden wir einen Film in HD-Qualität aus Apples Filmladen auf den Mac und lassen ihn in einer Dauerschleife in Quicktime Player abspielen. Nach fast genau 24 Stunden legt sich das Macbook schlafen. Das sind zwei Stunden mehr, als Apple für die Filmwiedergabe angibt. Unser 2020 getestetes Macbook Air M1 kam damals auf eine Spielzeit von knapp 20 Stunden. Wiederholt haben wir diesen Test mit dem Macbook Air aber nicht, da dessen Akku nun schon zwei Jahre auf dem Buckel und dementsprechend viele Ladezyklen absolviert hat.
Das Air hat natürlich einen deutlich kleineren Akku als das Macbook Pro, muss dafür aber auch einen weniger aufwendigen Bildschirm mit Inhalt versorgen. Nachdem wir das Macbook Pro M2 nach der totalen Akkuentladung wieder an das Netzteil angeschlossen haben, benötigt es rund 28 Minuten, um den Akku auf 50 Prozent Ladung zu bringen.

Nach dem vollständigen Entladen des Akkus lässt sich dieser in 28 Minuten schnell auf 50% Kapazität laden.
Thomas Armbrüster
Im Gegenzug zu dieser einfachen Aufgabe haben wir das Macbook Pro einem Akku-Stresstest mit dem Programm “Endurance” unterzogen. Die App ist im App Store zu finden und lastet alle CPUs eines Rechners bis zum Anschlag aus, bis der Akku leer ist. Laut dem Programm Coconut Battery wird dabei der Akku des Macbook Pro mit rund 55 Watt geleert. Aufgefallen ist uns bei diesem Test, dass das Macbook Pro nach 1 Stunde und 38 Minuten auf Halbbetrieb umschaltet und dazu sechs der Performance-Kerne in den Schlaf schickt. Anscheinend reicht die Stromversorgung bei nur noch 3 Prozent Akkukapazität nicht mehr für alle Kerne aus. Mit 50 Prozent der CPU-Kerne hat es dann noch gut 30 Minuten weiter gearbeitet, wenn auch langsamer.
Die Lüfter waren in diesem Test wie auch bei den Tests mit Cinebench und bei 3D Mark Widlife Extreme in unseren Benchmarktests zu hören, aber nur aus der Nähe. Das zum Vergleich getestetes Macbook Air M1 kommt auf drei Stunden Laufzeit, schaltet aber keine Kerne ab. Da der mit Coconut Battery verfolgte Stromverbrauch im Laufe des Tests zurückgeht, ist davon auszugehen, dass das Macbook Air die Taktung verringert, da es mangels Lüfter zu heiß werden würde. Für solche, alle Kerne dauerhaft auslastende Aufgaben ist das Macbook Pro besser gerüstet, da es, solange es genügend Energie zur Verfügung hat, ohne zu drosseln arbeitet. Und in der Regel hängt man es dafür an das Stromnetz.

Das Macbook Pro schickt am Ende des Stresstests sechs Performance-Kerne in den Schlaf und macht mit gebremster Leistung weiter.
Thomas Armbrüster
Bei Videos deutlich schneller
In der Videoabteilung konvertieren wir mit Handbrake ein 4K-Video mit einer Laufzeit von etwas mehr als 12 Minuten und einer Dateigröße von 6,7 GB einmal mit der Video-Einstellung „H265 (x265)“ und einmal mit der Einstellung „265 (VideoToolbox)“. Für den ersten Test setzt Handbrake auf die CPUs, die VideoToolbox bedient sich dagegen der im Apple-Chip integrierten Multimedia-Hardware. Mit dieser Einstellung geht die Konvertierung auf beiden Rechnern deutlich schneller. Bei der Konvertierung über die CPUs wirft das Macbook Pro auch wieder die Lüfter an, da alle Kerne ausgelastet werden. Dank der Lüftung muss es die Taktrate der Performance-Kerne aber nicht verringern und die Arbeit wird mit gleichbleibender CPU-Geschwindigkeit erledigt. In beiden Fällen ist das Macbook Pro M2 mehr als doppelt so schnell wie das Macbook Air M1.
In iMovie importieren wir ein mit dem iPhone 14 aufgenommenes 4K-Video mit einer Länge von fünf Minuten, stabilisieren es und bearbeiten den Rolling-Shutter-Effekt. Bei beiden Aufgaben braucht das Macbook Pro nur halb so lange wie das Macbook Air. Beim Export gab es aber ein unerwartetes Ergebnis. Denn mit der Einstellung „4K“ und „Qualität:hoch“ sowie der besseren Komprimierung braucht iMovie auf dem Macbook Air kaum länger als auf dem Macbook Pro. Mit der Einstellung „4k“ und „Qualität: Beste (ProRes)“ werden die Erwartungen aber wieder erfüllt. Hier erledigt das Macbook Pro den Export mehr als dreimal so schnell wie das Macbook Air. Geschuldet ist das der besseren Media Engine des M2-Chips, denn sie unterstützt, anders als der normale M1-Chip, auch ProRes. Auch der M1 Pro und M1 Max haben schon die bessere Media Engine mit ProRes, hier kommen also auch die Besitzer eines Macbook Pro M1 in den Genuss der schnelleren Bearbeitung.

In den meisten Videotests ist das Macbook Pro deutlich flotter als das Macbook Air.
Thomas Armbrüster
Überschaubare Zuwächse bei der Bildbearbeitung
Mit dem Programm Raw Power testen wir den Umgang mit großen Bildern im RAW-Format. Das Programm kann einige Einstellungen im Batch-Verfahren gleich auf mehrere Bilder anwenden, was wir für den Test ausnützen. Wir öffnen zuerst einen Ordner mit 760 Bildern im RAW-Format, die zwischen 7 und 10 MB groß sind. Also keine Spitzengrößen. Auf diese Bilder wenden wir zum einen die automatische Bildverbesserung und zum anderen die automatische Linsenkorrektur an. Dabei werden vom Programm auch jeweils neue Vorschaubilder im JPEG-Format erstellt.
Zum Abschluss exportieren wir die Bilder als JPEG-Dateien. In allen drei Tests ist das Programm auf dem Macbook Pro M2 rund 20 Prozent schneller als auf einem Macbook Air M1. Einen weiteren Test machen wir noch mit 23 RAW-Bildern, die zwischen 70 MB und 110 MB groß sind. Hier kann sich das MacBook Pro etwas weiter absetzen und ist rund 24 Prozent schneller beim Anwenden der Bildverbesserung. Bei diesem Test sind neben dem Programm selbst laut Aussage des Entwicklers Nik Bhatt, den wir per Mail angeschrieben haben, auch Core Image, der RAW-Decoder, der GPU-Treiber und natürlich auch die SSD mit im Spiel, auf die die Vorschaubilder und JPEGs gesichert werden. Also ein recht komplexes Zusammenwirken vieler Komponenten.
Den Ordner mit den 760 RAW-Dateien öffnen wir außerdem in Graphic Converter und exportieren alle Bilder im Format JPEG. Eingestellt hierfür sind eine Kompression von 75 Prozent, eine Auflösung von 300 dpi und der Farbraum Adobe RGB. Auf dem Macbook Pro erledigt das Programm die Aufgabe rund 40 Prozent schneller als auf dem Macbook Air. Weniger Geschwindigkeitsgewinn erzielen wir, wenn wir die 23 großen RAW-Dateien in TIFF konvertieren. Hier ist Graphic Converter auf dem Macbook Pro nur rund 10 Prozent schneller.
Als letzten Test richten wir einen Batch-Prozess in Affinity Photo ein, bei dem auf 23 große TIFF-Dateien mit einem Makro drei automatische Bildverbesserungen angewendet und die Bilder dann jeweils im JPEG-Format gesichert werden. Hier setzt sich das Macbook Pro mit einem Zeitgewinn von knapp 20 Prozent gegen das Macbook Air durch.

In den Tests zur Bildbearbeitung kann sich das Macbook Pro M2 nicht so deutlich absetzen wie bei der Videokonvertierung.
Thomas Armbrüster
Schneller kompilieren
Einen weiteren Test führen wir mit Xcode durch. Dazu kompilieren wir eine kleine App für das iPhone. Hier übertrifft das Macbook Pro M2 Pro das Macbook Pro M1 Max, für das uns Vergleichswerte vorliegen, um gut 10 Prozent, im Vergleich zum Macbook Air M1 legt das Macbook Pro M2 um 15 Prozent zu. Bei größeren und aufwendigeren Projekten dürfte die Zeitersparnis auf den Pro Macbooks gegenüber dem Macbook Air aber höher sein.

Auch im Vergleich zum Macbook Pro M1 Max legt das Macbook Pro M2 Pro beim Kompilieren mit Xcode zu.
Thomas Armbrüster
Zuletzt nehmen wir uns noch Safari vor und setzen dazu die drei Test von Browserbench.org ein. In Jetstream 2, Motion Mark und Speedometer erreicht Safari auf dem Macbook Pro M2 im Schnitt einen Geschwindigkeitszuwachs gegenüber dem Macbook Air von gut 15 Prozent. Und noch eine Vergleichszahl: In GFXBench Metal gibt es einen Dauertest, der 30 Durchgänge umfasst und dabei die niedrigste Framerate pro Sekunde (fps) festhält, die während dieser Zeit vom Test-Mac erreicht wurde. Das Macbook Pro M2 ist hier mit gut 118 fps dem Macbook Air mit knapp 60 fps deutlich überlegen.

Safari erledigt die Tests auf dem Macbook Pro etwas schneller als auf dem Macbook Air
Thomas Armbrüster
Fazit
Mehr und schnellere Kerne lassen sich nicht 1 zu 1 in schnellere Anwendungen umsetzen. Denn bei den Programmen kommen meist viele verschiedene Komponenten zum Einsatz, die das System und seine Programmierschnittstellen anbietet, und erst das Zusammenspiel aller Elemente macht dann die eigentliche Leistung aus. Darum liegt in unseren Tests das neue Macbook Pro M2 nicht immer so weit von einem Macbook Air M1 entfernt, wie man es anhand der technischen Daten eigentlich vermuten würde. Zudem waren unsere Projekte nicht so groß, wie sie es in vielen anfordernden Arbeitsumgebungen sind.
Unser Vergleich sollte aber nicht dazu führen, das Macbook Pro M2 als lahme Ente anzusehen. Das ist es nicht, auch wenn der Abstand zum M1 manchmal gering erscheint. Denn der M1 ist schon ein leistungsfähiger und schneller Chip, den zu toppen gar nicht so einfach ist.