Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Der 30. Januar 1969 war ein wichtiger Tag in der Geschichte des Unternehmens Apple – und das mehr als sieben Jahr vor der Gründung von Apple Computer Inc.! An jenem Januar-Tag gaben The Beatles auf dem Dach des Gebäudes ihrer Plattenfirma Apple Records ein spontanes Live-Konzert – das erste seit fast drei Jahren und leider auch das Letzte.
Nun ist es ein offenes Geheimnis, dass Apple Computer eben nach dem Vorbild der Beatles-Firma benannt wurde, was die junge Firma aber vehement abstritt, als das erste Mal Anwälte aus dem UK bei Ihnen vorstellig wurden. „Nein, nein, im Silicon Valley, das früher für seine Obstplantagen bekannt war, stehen wir halt auf Früchte. Außerdem hat unser Chef mal auf einer Apfel-Plantage gearbeitet, oben in Oregon. Natürlich machen wir Computer und nie etwas, das mit Musik zu tun haben könnte. Und wann vereinigen sich die Fab Four wieder?“ – so in etwa lautete die Antwort.
Dummerweise gab der Mac dann auch bald Töne von sich und war zur Produktion von Musik geeignet. Die Anwälte kamen wieder über den Teich – Apple Corps. und Apple Inc. einigten sich wieder auf Nutzung der Markenrechte.
Nur als Apple den iTunes Music Store eröffnete und damit im Vertrieb von Musik tätig wurde, bekam für die britischen Anwälte der Spaß ein Loch – sei reichten Klage ein. Im Mai 2006, gut drei Jahre nach Eröffnung des iTunes Music Store in den USA und zwei nach dem Start in Europa entschied ein Gericht in London, dass Apple Inc. nicht gegen die Vereinbarung mit Apple Corps. verstoßen habe. Nicht Anarchy in the UK, aber surprise, surprise.
Ein seriöser Sender wie die BBC lädt dann natürlich einen Experten ein, um die Sache dem Publikum zu erklären. Dummerweise haben sie nicht bei unseren Kollegen der Macworld UK angerufen, sondern den Experten Guy Kewney von der Technologie-Website Newswireless eingeladen. An sich keine so schlechte Idee, die aber zum Problem wurde, als Guy Goma, Absolvent eines Wirtschaftsstudiums, verkabelt und vor die Kamera gesetzt wurde. Er hatte am Empfang auf ein Einstellungsgespräch gewartet und die Frage, ob er den Guy sei und bereit für das Interview, wahrheitsgemäß beantwortet.
Das Interview nahm seinen Verlauf, doch da die Fragen recht vage waren und die Antworten zwar seltsam, aber ins Bild passten, bemerkten die Kollegen vom Fernsehen das Versehen nicht so schnell. Ob er denn überrascht sei, fragte der Moderator und meinte das Urteil, das tags zuvor erging. Klar sei er überrascht, sagte Guy Goma, dem allmählich dämmerte, hier im falschen Film zu sein. Warum werde er denn beim Bewerbungsgespräch gefilmt? Die spinnen, die Fernsehleute.
Werden denn jetzt mehr Leute online downloaden, fragte der Moderator weiter und meinte Musik, die es bei Apple Inc. ja legal und gegen etwa zehn Pfund pro Album gab. Klar, man sehe überall Leute über das Internet und Websites alles mögliche herunterladen, meinte Guy Goma ehrlich: „Aber ich denke, es ist viel besser für die Entwicklung und… äh… um die Leute zu verbessern, was sie wollen, und um auf dem einfachen Weg und so schneller die Dinge zu bekommen, die sie suchen.“
Ja, das sei nun der Weg, den die Musikindustrie nehme, hakte der Moderator nach und Goma antwortete brav: “Ganz genau. Man kann überall ins Internetcafé gehen, und man kann… man kann einfach gehen. Es wird ein einfacher Weg für jeden sein, etwas über das Internet zu bekommen.“
Wir wissen nicht, das Goma heute macht, einen Job in der IT der BBC hat er nicht bekommen, aber Legendenstatus erhalten. Vor allem hat er nichts Falsches gesagt, was ihn von so manchen Experten unterscheidet, die seit drei Jahren ihre Nasen in jede Kamera halten und über Dinge sprechen, die sie nicht verstehen, sei es eine Pandemie oder ein Krieg in Osteuropa.
Übrigens: Anstatt heute Abend mal wieder Pseudo-Experten im Live-TV anzusehen, könnte man auch Disney+ einschalten und sich dort die Dokumentation „Get Back“ von Peter Jackson ansehen. Diese erzählt die Vorgeschichte des Rooftop-Concerts, das leider das einzige bleiben sollte. Die ehrgeizige Planung, mit teils neuem Material wieder Konzerte zu geben, ging leider nicht auf. Insgesamt erstreckt sich die Dokumentation über neun Stunden – am Schluss gibt es die kompletten 42 Minuten des Live-Auftritts vom 30. Januar 1969.
Die Sache mit Apple und den Beatles hatte ein paar Jahre nach dem Interview mit Guy Goma doch noch seine Happy End – im November 2010 gab es endlich das Gesamtwerk im iTunes Store zum Kaufdownload. Nach dem Start von Apple Music im Jahr 2015 hatte es dann nur noch ein halbes Jahr gedauert, bis die Beatles auch im Stream verfügbar waren.
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