Wie bereits Ende letzten Jahres angekündigt, hat Apple den Seasons Pass für die US-Fußballliga Major League Soccer (MLS) am 1. Februar gestartet und einige neue Details genannt.
Die Fußballübertragungen in 100 Ländern bindet Apple nicht nur oberflächlich in seine TV-App ein, Spiele der ausgewählten Lieblingsteams landen automatisch auf der Liste “Als Nächstes” im Reiter “Jetzt ansehen” der App. Zudem verankert Informationen zu den Teams und ihren Spielstätten auch in Apps wie Karten oder Apple News (wo verfügbar). Selbst kuratierte Wiedergabelisten zu den Clubs gibt es in Apple Music.
Apple und die MLS versprechen, alle Spiele der regulären Saison zu zeigen und zudem die Playoff-Spiele im Herbst, in denen der Meister gekürt wird. Der Kommentar ist wahlweise auf Englisch oder Spanisch zu hören, Fans kanadischer Teams haben zudem Französisch zur Auswahl.
Der in der TV-App bestellbare Seasons Pass kostet 14,99 Euro im Monat oder 99 Euro für die gesamte Saison, die am letzten Wochenende im Februar beginnt und bis in den Oktober läuft. Abonnenten von Apple TV+ zahlen 12,99 im Monat oder 79 Euro für die gesamte Spielzeit. Einige ausgewählte Spiele wird es nach dem ersten Monat auch für Apple-TV+-Kunden gratis geben. Ein besonderes Highlight für MLS-Fans dürfte die fünfstündige Show an jedem Spieltag sein, die vom Anstoß der ersten Partien um 22.30 Uhr MEZ an läuft: Live-Szenen aus allen Spielen, die teilweise parallel laufen.
Apple hat die Partnerschaft mit der MLS auf zehn Jahre angelegt, in keiner anderen US-Sportart sind nach Angaben des Anbieters alle Partien der Saison an einem Platz zu sehen. So übertragen beispielsweise mehrere unterschiedliche Sender die US-Footballliga NFL, Apple wird Interesse nachgesagt, ab der nächsten Spielzeit am Sonntag streamen zu dürfen.
Schon vor dem ersten Anpfiff am 26. Februar zeigt Apple ab heute im Seasons Pass Highlights der vergangenen Jahre oder Vorberichte zur neuen Saison. Voraussetzung sind iOS 16.2, iPadOS 16.2, tvOS 16.2 oder macOS 13.1 Ventura.

Apple
Unsere Meinung
Keine Frage, der Seasons Pass für die Major League Soccer (MLS) ist auf Apples unnachahmliche Weise in die TV-App und an sich in das komplette Apple-Ökosystem integriert, Fans der San Jose Earthquakes, von Inter Miami, Chicago Fire oder dem amtierenden Champion Los Angeles FC finden allerlei zusätzliche Informationen zu ihren Teams und können sogar die Spiele auf dem Sperrbildschirm des iPhone verfolgen – per Live-Aktivitäten.
San Jose Earthquakes, Inter Miami, Chicago Fire? An den Namen der Teams erkennt man zweierlei: Es handelt sich um Franchises einer US-Profi-Liga und nicht um gewachsene Clubs, die noch dazu kein Mensch kennt, der sich nicht intensiv mit den Fußballligen aus aller Welt beschäftigt. Jetzt will Apple aber die Liga, die noch vor Kurzem im Ruf stand, älteren Fußballern, denen der Sport in Europa zu schnell geworden ist, einen lukrativen und entspannten Karriereausklang zu ermöglichen, in mehr als 100 Länder weltweit übertragen. Milliarden von Geräten sind empfangsbereit, also im Prinzip alle, auf denen die Apple-TV-App läuft. Dem Apple TV, dem iPhone, dem iPad, dem Mac – und auf jeder Menge anderer Settopboxen und Smart-TVs.
Der Preis von 14,99 Euro pro Monat oder 99 Euro für die komplette Saison, die Ende Februar beginnt und Ende Oktober enden wird, ist angesichts der Preise, die DAZN, Sky und Konsorten für Bundesliga, Champions League und Premier League aufrufen, absolut konkurrenzfähig. Wäre da nicht die mangelnde Attraktivität des US-Fußballs und die Anstoßzeiten von 22.30 Uhr abends bis halb fünf Uhr morgens …
Immerhin: Zum Saisonstart Ende Februar sind alle Spiele gratis zu sehen – etwa das Derby von LA Galaxy gegen LA FC in der Rosebowl in Passadena, dem WM-Finalstadion von 1994 und 2026 – und auch unter der Saison sind immer wieder mal Partien vor der Bezahlschranke, als Appetithappen.
Wer wirklich profitiert
Es ist keine gewagte Prognose, dass Apple in den europäischen Kernmärkten des Fußballs nicht allzu viele Abos verkaufen wird. Immerhin bekommen Abonnenten von Apple TV+ einen Rabatt, mal in die US-Liga reinschauen – und Spiele zeitversetzt sehen, weil einem das Ergebnis letztlich egal ist – warum nicht? Ein paar alte Bekannte wird man über den Schirm flimmern sehen, etwa Xherdan Shaqiri (ehedem FC Basel und FC Bayern), der bei Chicago Fire gelandet ist, wo “Fußballgott” Bastian Schweinsteiger schon seine Karriere ausklingen ließ.
Aber genau von diesem Image, das Austragshäusl für künftige Ex-Profis zu sein, will die MLS weg. Man wachse so stark wie keine andere der fünf größten US-Profiligen – bezieht das aber auf die Zunahme der Mannschaften, also Franchises – und habe Fußballer aus 82 Ländern unter Vertrag, die immer jünger werden, wenn sie den Sprung in die USA wagen. Alte Recken wie Gareth Bale, der noch auf den letzten Metern seiner Karriere mit dem Los Angeles FC US-Meister wurde, sollen künftig die Ausnahme bilden.
So ist die Partnerschaft der MLS mit Apple vor allem von Nutzen für die US-Fußballliga, die etwas mehr als drei Jahre vor der Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko von einem Boom profitieren möchte, den sie zusammen mit Apple anfacht. Aber was haben Apple und seine Kundschaft davon?
Wo der Ball hinrollen könnte
Die MLS ist womöglich nur der erste Schritt für Apple, lukrativen Fußball in aller Welt zu zeigen. Natürlich verrät das Unternehmen nie etwas über künftige Produkte und Services und es wäre geradezu ein Affront gegenüber dem Partner MLS, Gerüchte um den Einstieg von Apple TV in die britische Premier League zu kommentieren. Auch was die Bundesliga oder die Champions League betrifft, hört man nichts von Apple.
So wie die MLS aber in Apple TV integriert ist, so würde man sich die Bundesliga auch wünschen, selbst hartnäckige Radiofans würden nicht mehr am Samstagnachmittag das Auto waschen oder die Küche aufräumen und dabei der Bundesligakonferenz lauschen, sondern auf dem nächstgelegenen Apple-Gerät die Spiele des Lieblingsvereins verfolgen. Selbst bei einem Preis, der nicht weit höher als der für den MLS Seasons Pass läge, könnte die Bundesliga allein durch die schiere Menge der Apple-TV-Installationen weit mehr erlösen, als das heute der Fall ist. Und Apple hätte auf einen Schlag eine um etliche Millionen Köpfe gewachsene Kundschaft. Das wird aber noch dauern, bis 2025 sind die Rechte an der Fußballbundesliga vergeben, aber ob der Ligaverband DFL bei der Neuvergabe noch an Apple vorbeikommt, wird sich zeigen.