Mein aktuelles Arbeitsgerät ist ein Macbook Pro 13″ mit M1-Chip von 2020. Es ist das vorletzte seiner Art, ohne Magsafe, ohne HDMI-Anschluss, ohne Kartenleser, dafür mit zwei USB-C-Anschlüssen, der Touchbar und, fast schon überraschend, immerhin einem 3,5-mm-Kopfhöreranschluss. Die beiden USB-C-Anschlüsse sind schnell belegt: an den einen kommt das Ladegerät, an den anderen das USB-C-Dock und wenn ich ein weiteres USB-C-Ladegerät anschließen möchte, etwa um meine In-Ear-Kopfhörer zu laden, dann muss ich schon kreativ werden.
Hättest du mal einen Hub mit mehr als nur USB-A-Anschlüssen gekauft. Selbst schuld! Ja, ändert trotzdem nichts daran, dass es einfach zu wenige Anschlüsse sind. Die beiden USB-C-Anschlüsse waren selbst den treusten Apple-Fans ein Dorn im Auge, weshalb Apple 2021 eingeknickt ist und beim 14- und 16-Zoll-Macbook ein paar Anschlüsse zurückgebracht hat.

IDG
Und so sehr es mich nervt, dass ich immer darauf achten muss, mein USB-C-Dock ins Büro mitzunehmen, sehe ich keinen Grund, mein Macbook in absehbarer Zeit upzugraden.
Kleine Schritte
Im Januar 2023 hat Apple ein Refresh der beiden größeren Macbooks vorgestellt mit den beiden neuen Flagship-Chips M2 Pro und M2 Max. Auffällig ist, dass das Unternehmen kein großes PR-Event und keine (öffentliche) Geheimniskrämerei veranstaltet hat.
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Während es üblicherweise eine Woche vor einer großen Ankündigung eine öffentliche Einladung gibt – die iPhone-Keynote im September 2022 lief beispielsweise unter dem Motto „Far out.“ –, gab es für die neuen Macbooks, den neuen Mac Mini und die neuen Prozessoren lediglich einige Pressemitteilungen. Und das sogar, ohne dass der Apple Store Online geschlossen hatte. Etwa einen Tag vorher gab es Gemunkel in den Gerüchteküchen, dass Apple bis zu zwei neue Geräte ankündigen würde. Doch wir tappten im Dunkeln und schlossen in der Redaktion Wetten ab – einige Tipps lagen dann weit daneben…
Meiner Meinung nach hat sich Apple bewusst dafür entschieden, die neuen Geräte auf diese Art und Weise vorzustellen, denn eine große Ankündigung wären sie wahrlich nicht gewesen. Der neue Mac Mini sieht genauso aus wie der alte, die beiden Macbooks sehen ebenfalls exakt wie ihre Vorgänger aus und die beiden Chips sind mit Performance-Steigerungen im niedrigen zweistelligen Bereich gegenüber ihren Vorgängern auch nicht gerade aufregend.
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Mit dem M3 hingegen, der Gerüchten zufolge Ende 2023 vorgestellt werden soll, will Apple auf den 3-nm-Prozess von TSMC setzen, der höhere Leistung bei höherer Effizienz (sprich: geringerem Stromverbrauch) verspricht. Doch wer schon beim M2 Pro und M2 Max einen großen Sprung erwartet hat, wird wahrscheinlich auch vom M3 enttäuscht werden. Insgesamt vielleicht weitere 20 Prozent mehr Leistung gegenüber dem M2 bei geringerem Stromverbrauch, so meine persönliche Prognose. Von großen Sprüngen muss man sich langsam aber sicher verabschieden – das gilt für alle Prozessoren, nicht nur für die Chips von Apple.
Während der Sprung von M1 zu M2 also nicht groß ausgefallen ist und von M2 zu M3 voraussichtlich auch nicht, kann man ruhigen Gewissens einen Schritt zurücktreten und schauen, wie groß der Unterschied zwischen M1 und M3 ist. Hier wird er sich nämlich deutlich bemerkbar machen, was der erste von zwei Gründen ist, warum ich die M2-Generation definitiv überspringen werde. Frühestens dann lohnt sich meiner Meinung nach ein Upgrade.
Mehr Leistung, aber für wen?
Das „Pro“ in „Macbook Pro“ stand ursprünglich für die Zielgruppe, an die sich das Gerät richtet: Professionals, die im Büro und unterwegs Power für Bild- und Videobearbeitung brauchen. Was mittlerweile allerdings langsam, aber sicher beim iPhone einkehrt – Pro-Geräte werden immer beliebter und werden unter anderem auch als Statusobjekt gekauft –, ist bei Macbooks schon viel, viel länger der Fall.
Wenn ich an mein geisteswissenschaftliches Studium zurückdenke, fällt mir ein Dutzend Kommilitonen ein, die sich ein Macbook Pro kauften, obwohl sie die Performance nun wahrlich nicht gebraucht haben und auch mit einem Macbook Air mehr als sicher gefahren wären. Schon damals machten Memes wie die „2.000 Dollar Facebook Machine“ die Runde, heute ist das nicht anders, nur der Gag ist ausgelutscht.

Apple (modificada)
Als Redakteur habe ich mittlerweile jedoch andere, höhere Ansprüche als damals. Ich habe zu jedem Zeitpunkt mehrere Dutzend Tabs offen, Affinity Photo 2 (Testbericht wird nachgereicht) ist auch immer geöffnet, manchmal riesige Excel-Tabellen, Outlook, Teams, Slack und eine Handvoll andere Apps sind auch dauerhaft geöffnet. Mein Macbook Pro mit M1 schafft das alles, ohne mit der Wimper zu zucken. Nichts hängt, nichts ruckelt.
Einer der baulich interessantesten Unterschiede zwischen dem aktuellen Macbook Air und dem Macbook Pro ist, dass das Air im kompletten Widerspruch zu seinem Namen ohne Lüfter auskommt, das Macbook Pro aber noch einen besitzt. In meinem (Arbeits-) Alltag habe ich noch nie beobachten können, dass der Lüfter meines Pros anspringt. Selbst beim Benchmarking – Cinebench, Geekbench, 3DMark, die ich aus Neugier drüberlaufen lassen habe –, hat sich der Lüfter erst nach Langzeitbelastung bemerkbar gemacht. Für mich und wahrscheinlich auch für den Großteil unserer Leser:innen bietet also selbst der gewöhnliche M1-Chip genug Overhead für alles, was im Alltag anfällt – und noch ein gutes Stück darüber hinaus.
Selbst wenn der Sprung von M1 zu M3 also groß ausfällt, wirklich brauchen tun seine rohe Leistung weder Sie noch ich, sondern nur die Profis, an die das Macbook Pro ursprünglich gerichtet war. Sollten Sie sich dennoch dafür entscheiden, nur eine Generation upzugraden, dann werde ich Sie nicht davon abhalten, 2.500 Euro auszugeben, nur um das Neueste vom Neuesten zu haben. Aber Sie dürfen sich im Nachhinein nicht beschweren, dass Sie keinen Unterschied merken, sonst schicke ich Ihnen persönlich eine „Ich hab’s ja gesagt“-E-Mail.

iFixit
Ich hingegen befinde mich in der „misslichen Lage“, dass ich mich als Macwelt-Redakteur hin und wieder intensiver mit neuen Apple-Geräten befassen muss oder will, allein um auf aktuellem Stand zu bleiben und ordentlich mitreden zu können. Manchmal reicht es, eine Weile mit Testgeräten zu verbringen, wie mit den aktuellen M2-Macbooks, aber mein Gefühl sagt, dass das nächste Macbook Pro mit M3-Chip mehr von meiner Aufmerksamkeit bedarf – der zweite Grund, warum ich mit dem Upgrade bis zum Macbook Pro M3 warte.
Vielleicht doch noch länger warten?
Baulich wird sich beim Macbook Pro mit M3-Chip wahrscheinlich jedoch nicht viel verändern. Seit Apple seinen Laptops wieder eine ordentliche Auswahl an Anschlüssen spendiert hat, gibt es an dieser Stelle wirklich kaum etwas zu meckern. Theoretisch könnte Apple das Macbook Pro noch die nächsten zehn Jahre in dieser Form verkaufen, vorausgesetzt, es etablieren sich keine nennenswerten neuen Standards.
Passieren wird das nicht, denn alle paar Jahre muss ein neues Design her, sonst würde es langweilig werden, neue Geräte ließen sich nur schlecht von älteren unterscheiden und irgendwie muss man ja auch die Kundschaft bei Laune halten. Obwohl ich mit dem Macbook Pro in der aktuellen Ausführung – nicht in meiner, mit den zwei USB-C-Anschlüssen – fast rundum zufrieden wäre, gibt es einen Punkt auf meiner Wunschliste: Ich hätte am Macbook Pro gern einen Touchscreen.
Gerüchte dazu sind erst vor wenigen Wochen wieder aufgetaucht, gerechnet wird damit jedoch frühestens 2025, weit nach der (ebenfalls spekulativen) Einführung des M3. Vielleicht warte ich also noch etwas länger. Warum ich einen Touchscreen am Macbook haben will? Weil ich mich nach jahrelanger Benutzung meines Surface Pro 3 zu sehr daran gewöhnt habe. Ob der Touchscreen tatsächlich kommt, bleibt abzuwarten, ich persönlich bin im Internet aber anscheinend ohnehin der einzige, der das begrüßen würde.
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