Apples alter Mac Pro mit Intel-CPU wirkt in Apple Produktline fast schon wie ein Fremdkörper. Schon seit 2019 ist der Rechner im Angebot – und wirkt mit seinem fast schon verstörend hohen Preis und mäßiger Performance jedes Jahr unattraktiver. Schon bald wird aber der Nachfolger erscheine, ein noch leistungsfähigerer Mac, der Mac Pro ARM.
Zur WWDC könnte Apple den neuen Mac ankündigen. Mit dem Mac Studio und dem Mac Mini M2 Pro bietet Apple schließlich performancehungrigen Cuttern und 3D-Anwendern schon jetzt erstklassige Desktop-Rechner. Über seine Leistungsdaten gibt es aber bereits erste Gerüchte. Wir erwarten einen Mac Pro mit M2 Ultra-Chip mit 48 CPU und 76 GPU-Kernen, was deutlich über der Maximalausstattung des Mac Studio Ultra mit 20 CPU- und 64-GPU-Kernen liegt. Für manche Anwender könnte allein dies Grund genug sein, den Mac Pro sofort zu bestellen.
Ersetzt der Mac Pro das Mac Studio?
Der gut informierte Mark Gurman fragte sich in seinem letzten Newsletter sogar, ob es überhaupt noch einen neuen Mac Studio geben wird? Die Frage ist berechtigt. Gut möglich, dass es kein M2-Update für den Mac Studio gibt, um dem Mac Pro bessere Verkaufschancen zu garantieren – denn von einem hohen Preis kann man wohl sicher ausgehen.
Allerdings könnte dieser dann mit dem kommenden M2 Ultra mit dem Mac Studio gleichziehen und dem Mac Pro starke Konkurrenz machen. Möglich, dass Apple den Mac Studio unverändert lässt und erst nach Erscheinen des M3 aktualisiert. Mancher fragt sich schon, ob das Studio gar nur ein Lückenbüßer war, ganz wie der iMac Pro.
Was ist der Mehrwert eines Mac Studio?
Was hat aber der Mac Pro zu bieten? Das Mac Studio ist für viele bereits der ideale Mac, er hat aber Schwächen: Die Achillesverse des Mac Studio gegenüber Windows-PCs ist seine fehlende Erweiterbarkeit.
Man kann für besonders grafikintensive Arbeiten wie 3D oder Videoschnitt nicht einfach eine aktuelle Grafikkarte ergänzen oder eine solche per Thunderbolt anschließen. Externe Grafikkarten werden aktuell nicht unterstützt, mangels Treiber.
Aktuell ist der Mac Pro 2019 der einzige angebotene Mac, mit dem man zahllose PCI-Erweiterungskarten nutzen kann. Die Erweiterbarkeit ist nicht nur für diejenigen Anwender wertvoll, die spezielle Audio-Karten nutzen oder ein RAID verwenden wollen. Besonders wichtig ist diese Flexibilität für Anwender im Bereich Video, Grafik und Entwicklung.
Das haben wir uns nicht ausgedacht: Vor dem Erscheinen des Mac Pro hatte Apple viel Aufwand in der Marktforschung betrieben und versucht, die Anforderungen von Profi-Anwendern zu erfragen. Diese hatten – im Kontrast zum Mac Studio – vorrangig nach Erweiterbarkeit verlangt.
Dass der neue Mac Pro aber erweiterbar sein wird, ist wohl sicher. Laut Gurman wird der neue Mac Pro das gleiche Gehäuse bieten und Platz für Grafik-, Medien- und Netzwerkkarten bieten. Arbeitsspeicher und CPU wird man zwar nicht selbst aufrüsten können, das hat aber wohl kaum noch jemand erwartet.
Warum sind Grafikkarten so wichtig?
Der neue Mac Pro ist für die Zukunft der Mac-Plattform wohl auch bitter nötig: Trotz hoher Leistung können nämlich Apples integrierte Grafikkarten nicht mit den Top-Modellen von Nvidia und AMD mithalten – nicht ohne Grund betont Apple bei seinen Keynotes deshalb immer die bessere Energieeffizienz.
Grafikleistung ist aber immer wichtiger geworden und die leistungsfähigen aktuellen GPUs sind für kommende Technologien eigentlich unerlässlich. Vor allem kommende Technologien wie KI, AR/VR und 8K-Video werden auch beim schnellsten Mac Studio schnell zu Performance-Problemen sorgen – ein Problem, das leistungsfähige und flexibel nachrüstbare Grafikkarten problemlos lösen könnten.
Keineswegs überlegen schneidet die ARM-Plattform schließlich ab, wenn man auf die maximal erzielbaren TeraFLOPS achtet – eine Performance-Angabe, die eine recht aussagekräftige Angabe der Grafikleistung liefert. Nur knapp 21 so genannte TeraFLOPS erreicht der Mac Studio Ultra in Vollausstattung.
Schon der Mac Pro 2019 erzielt aber mit zwei Radeon Pro W6800X Duo (für etwa 10 810 Euro) ganze 60,4 TeraFLOPS und kann 128 GB Grafikspeicher bereithalten – die RTX 4090 von Nvidia und RX 7900 von AMD schaffen sogar einzeln über 100 TeraFLOPS. Bei einer Windows-Workstation kann man dagegen einfach mehrere Grafikkarten ergänzen, was flexibler und kostengünstiger ist.
Hier hat die ARM-Plattform aktuell einen echten Nachteil. So hat sich offenbar gezeigt, dass Apple die Leistung nicht einfach durch Erhöhung der Kerne steigern kann. Eine Vierfach-CPU also eine “M2 Extreme mit bis zu 80 GPU-Kernen hat Apple deshalb offenbar bereits abgesagt. Für den Mac Pro wird es wohl “nur” einen M2-Ultra-Chip geben.
Nicht vergessen sollte man zwar die Media Engine, die beim M1 und M2 wie eine eigene Beschleunigerkarte funktioniert – eine Rolle, die unter Windows oft Grafikkarten erfüllen. Dabei handelt es sich aber um einen in den Chip integrierten Spezialchip, der fest auf bestimmte Aufgaben spezialisiert ist – bei den M2-Chips etwa erstmals auf das Abspielen und Encodieren von ProRES-Videodateien. Hier sind Grafikkarten flexibler, da sie ihre Leistung über eine Schnittstelle wie Metal bereitstellen.
Gibt es bereits Treiber?
Bisher ist außerdem nicht ganz klar, wie Apple ein anderes Problem gelöst hat: Der kommende Mac Pro wird ein ARM-Mac sein. Für diese Plattform müssen aber nicht nur für jede Erweiterungskarte eigene Treiber programmiert werden, für eine Grafikkarte müsste Apple eigentlich selbst Treiber erstellen – die bisher nicht existieren. Vielleicht haben AMD und Apple eine Lösung gefunden, gut möglich ist aber auch, dass Apple eigene Karten vorstellen wird. Schon beim Mac Pro 2019 hatte Apple mit der Erweiterungskarte After Burner eine eigene Lösung vorgestellt. Spätestens zur WWDC sollte hier Näheres zu hören sein.