Tim Millet, Vizepräsident von Plattform Architecture und Hardware Technologies, und Bob Borchers, Vizepräsident fürs globale Produktmarketing bei Apple, sind dem breiten Publikum eher weniger bekannt als die üblichen Verdächtigen wie Tim Cook oder Eddy Cue. Doch die beiden sitzen an der Quelle zu den Informationen zu Apple Silicon. Gegenüber „TechCrunch“ haben sie einige Geheimnisse von Apples Mac-Strategie verraten.
Die ersten ernsthaften Gedanken über den eigenen Mac-Chip sind den Apple-Entwicklern mit dem Blick auf die iPads Pro in den Sinn bekommen. „Wenn wir die A-Chips als Basis für das iPad Pro gesehen haben, ist uns bewusst geworden, dass es (Anwendungsbereiche – Anm. d. Red) auch außerhalb vom iPhone gibt“, so Miller. Diese Chips verhalten sich anders, wenn sie in ein größeres Gehäuse mit mehr Innenraum und womöglich sogar mit einem Lüfter eingesetzt werden. Apple hat die Möglichkeit dabei gesehen, die Grenzen des Möglichen bei den Laptop-Computern zu verschieben.
Apple hat dabei den Fokus nicht nur auf die reine Performance gesetzt: Das Ziel war, die Erwartungen der Kunden im Bereich zu neu zu definieren. Leistung pro Watt, wie es Apple bei der Vorstellung von Apple Silicon Ende 2020 betont hat, hat sich völlig ausgezahlt, die neuen Rechner können aufwendige Aufgaben stundenlang ohne Drosselung erledigen.
Jahrzehntelang hat die Chip-Industrie vorgeschrieben, wie Geschwindigkeiten, Leistung und Features für mobile Rechner aussehen sollen. Was dafür geführt hat, dass die Branche immer weniger mobile Rechner vorstellte, die im Einsatz schnell laut, heiß und lächerlich langsam wurden. Der M1 hat diese Restriktionen aufgehoben, Mder 2 setzt laut Miller die Messatte noch ein Stück höher: „Wir wollten nicht die Geschwindigkeitzuwächse von 20 Prozent auf die Produkte der nächsten drei Jahre zu verteilen. Ein solcher Sprung findet in der restlichen Industrie oder in der Geschichte der Chip-Entwiklung nur selten statt.“
Wann ist es am besten, den neuen Mac zu kaufen?
Etwas ungewöhnlich für Apple, aber die beiden Apple-Ingenieure geben Kaufhinweise zu den neuen Macs. Der Hintergedanke hinter den neuen M2-Macs im Sommer und jetzt im Januar war, eine neue Kontinuität zu schaffen. Die meisten Kunden sollen sich darauf verlassen, dass die Macs, ob M1 oder M2, dermaßen gut sind, dass es in Ordnung ist, sie jederzeit zu kaufen. „Sogar wenn Sie einen neuen Mac im Dezember gekauft hätten, würden Sie mich nicht anschreien ‘Ich hasse diesen Rechner, warum hast du mir nicht gesagt, dass ich warten soll?’“ Für Apple war es wichtig, mit dem M2 ein Zeichen zu setzen, dass Apple Silicon nicht eine einmalige Erscheinung ist. Millet und Borcher vertreten auch die Auffassung, Apple solle die neuen Produkte vorstellen, wenn sie fertig sind.
Mac und Macbook als Gaming-Plattform
Es kam nicht umhin, aufzufallen, dass Apple seit der Vorstellung des Apple Silicon immer öfter „Gaming“ und „Mac“ in einem Satz erwähnt. Noch sind die Macs nicht da, wo Apple sie im Bereich haben wollte. Doch die beiden Apple-Verantwortlichen zeigen, dass Apple es ernst mit Gaming am Mac meint. „Wenn Capcom ‚Resident Evil‘ auf den Mac portiert, beginnt die AAA-Community aufzuwachen und die Möglichkeit zu sehen, dass es ein großes Publikum mit potenten Rechnern gibt.“ Apple arbeitet demnach an den APIs für die Gaming-Industrie, auch Metal wird immer wieder erweitert. „Und wenn man bedenkt, dass man diese AAA-Titel damit sehr einfach auf iPads und iPhones portieren kann, ist das eine wunderbare Gelegenheit“. Millet sagt auch, dass Spieleentwickler es zum ersten Mal mit einer Grafikkarte mit 96 Gigabyte Grafikspeicher zu tun haben. Sie versuchen momentan, gedanklich mit den ungewöhnlichen Szenarios zu spielen, denn sie sind es noch gewohnt, mit deutlich kleineren Kapazitäten zu arbeiten.
Fazit:
Mit dem aktuellen Interview mit „TechCrunch“ versucht Apple unserer Meinung nach, das neue Vertrauen in seine Mac-Produktreihe aufzubauen. Den Anfang setzte eine Gesprächsrunde zum neuen Mac Pro im April 2019, aber damals musste Apple gegenüber den Journalisten und Bloggern erklären, dass man das Produkt nicht vergessen hat und ein neues Modell unbedingt kommen soll. Dazwischen liegen mittlerweile vier Jahre, der modulare Mac Pro und zwei Generationen von M-Chips. Dass Apple immer wieder beteuern muss, dass die M1/M2-Geräte eine Kontinuität bilden, liegt daran, dass in der Vergangenheit Apple manche Produkte wie den Mac Mini oder das Mabook Air mehrere Jahre unangetastet liegen gelassen hat. Mit der Chip-Entwicklung in eigener Hand sollte sich das ändern.
Aktuell bester Preis: Mac Mini M2