Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Steve Jobs galt zurecht als Visionär. „Trau keinem Computer, den du nicht hochheben kannst“ war das Mantra des Macintosh von 1984, das im Prinzip auch heute noch gilt. „Wer braucht schon einen Stylus? Wir haben fünf davon an jeder Hand“ war die Begründung dafür, dass das iPhone ohne die seinerzeit üblichen Bedienstifte kam – auch das gilt noch heute, der Apple Pencil des iPad ist an sich eine andere Sache. Und der Spruch hier hat sich auch bewahrheitet. „Wir sind entweder die letzte Computerfirma, die es schafft, oder die Erste, die es nicht schafft.“
Das war freilich nicht auf Apple gemünzt, sondern auf die Neugründung NeXT, das nächste Abenteuer, das Steve Jobs nach seinem erzwungenen Abgang von Apple Ende 1985 mit einigen Getreuen und vielen neuen Kollegen anging.
Schluss war mit NeXT als Computerhersteller heute vor 30 Jahren, am 9. Februar 1993 kündigte das Unternehmen an, fortan keine Hardware zu bauen. So entließ NeXt auch gleich 330 der 500 Angestellten – einen derartigen Massenexodus hatte nicht einmal Apple in seiner Frühgeschichte erlebt, als einmal die Hälfte der Belegschaft auf einmal gehen musste.
NeXT war vor allem an den hohen Ansprüchen seines Gründers gescheitert. Der NeXT Cube sollte ein nie zuvor dagewesenes Produkt werden, eine High-End-Workstation, um die sich Filmemacher, Wissenschaftler und Publisher geradezu prügeln würden, um eines der begehrten Geräte sofort zu bekommen. Der Cube war so niemals als Massenprodukt geplant, aber immer noch zu teuer, um zumindest in der anspruchsvollen Zielgruppe eine kritische Masse von Kunden zu erreichen. NeXT hat es als Computerhersteller nicht geschafft.
Aber was macht ein Visionär, wenn er auf die Schnauze fällt? Ganz einfach: Aufstehen, ein Reality-Distortion-Field errichten und die Niederlage in einen Sieg umdeuten: „Heute lassen wir die Software frei, die bisher in einer schwarzen Schachtel gefangen war“, erklärte Jobs gegenüber dem Wall Street Journal.
NeXT machte weiter, nur eben als Softwarehersteller. Denn das Betriebssystem Nextstep, das dann spöter Openstep hieß, war die eigentliche Pretiose der nur scheinbar gescheiterten Firma. Auf Unix basierend, genauer gesagt der Berkeley Software Distribution (BSD), und auf die X86-Plattform setzend, erwies sich Openstep als weit skalierbar und zukunftsfähig.
Etwas mehr als drei Jahre nach dem Ende der NeXT-Hardware konnte ein namhafter Hersteller von schicker Hardware, der Probleme mit seiner Software bekommen hatte, gar nicht anders, als NeXT ein Angebot zu machen, das Jobs und Konsorten nicht ablehnen konnten: Für 400 Millionen US-Dollar übernahm Apple Ende 1996 das Unternehmen, seine Patente, Angestellten und selbst den Gründer.
Aus Openstep wurde mit etwas Mühe Mac-OS X, Apple setzte damals noch PowerPC-Chips ein und sollte erst Jahre später Intel als Chip-Lieferanten gewinnen. Aus der Basis von Mac-OS X entstanden dann aber auch iOS, iPadOS, tvOS und sogar watchOS, die nun allsamt auf Chips laufen, die Apple selbst entwickelt hat.
So wurde diese Vision schließlich auch wahr: Vor 30 Jahren brach Nextstep aus einer schwarzen Schachtel aus, um die IT-Welt zu erobern.