Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Wer sich noch an das erste Logo der Firma Apple Computer erinnert, gehörte entweder zum kleinen Kreis der Käufer des Apple I oder interessiert sich für die Historie der Firma mit dem Apfel. Ein Apfel ist auf dem Logo durchaus zu sehen, nur ist dieser nicht angebissen, sondern hängt noch an seinem Baum, ist aber gerade im Begriff Isaac Newton auf den Kopf zu fallen.
Die Legende mit dem Apfel auf dem Kopf hat immerhin den wahren Kern: Newton habe angeblich am Fall der reifen Äpfel in seinem Graten begriffen, dass die Kraft, welche die Planeten um die Sonne und den Mond um die Erde kreisen lässt, die gleiche ist, die auch den Apfel auf den Boden drückt, wenn die Verbindung mit dem Baum erstmal gekappt ist. Newton war nicht auf den Kopf gefallen, der Apfel ihm auch nicht.
Dennoch ist das eine schöne Geschichte, mag sich der Gestalter des Logos gedacht haben, einer der drei Apple-Gründer, Ronald G. Wayne. Apfel, Baum, Newton, dazu die einem Gedicht von William Wordsworth entlehnte Zeile „A Mind Forever Voyaging Through Strange Seas of Thought … Alone.” Das Logo in Optik eines Kupferstichs war aber mehr ein Gemälde als ein Erkennungszeichen. Schon ein Jahr später kam mit dem Apple II die heute bekannte Apfelform.
Aber die Idee hatte etwas, Newton mit dem Apfel ins Spiel zu bringen. Zunächst aber benannte Apple seine Produkte nach sich selbst (Apple I, II, III), dann kann das seltsame Akronym LISA und schließlich der Macintosh – ein Apfel, der nicht weit vom Stamm fiel. Newton blieb aber zumindest im Hinterkopf.
Als Ronald G. Wany schon lange nicht mehr Apple – er nahm schon im Gründungsjahr schon wieder seinen Abschied -, Steve Wozniak nach einem Unfall in den Hintergrund getreten und der dritte Gründer Steve Jobs ins Exil vertrieben war, erinnerte sich der CEO John Sculley wieder an den Vater der klassischen Mechanik. Der Newton sollte ab 1993 das nächste große Ding nach dem Mac werden. Nichts wurde es.
Kaum aus dem Exil zurückgekehrt und vorerst zum Interims-CEO geworden, beendete Steve Jobs die Karriere des ersten PDA – am 27. Februar 1998, heute vor 25 Jahren. Der symbolische Racheakt an Sculley, der ihn ein Dutzend Jahre zuvor aus dem Unternehmen gedrängt hatte, war allenfalls ein Teilaspekt der Entscheidung. Der wesentliche Grund war aber: Der Newton war nicht „das nächste große Ding“, sondern eher ein Rohrkrepierer.
Dabei war das Newton Message Pad an sich seiner Zeit voraus, gescheitert ist es an seinen hohen Ansprüchen und an fehlender Infrastruktur. Die Handschrifterkennung funktionierte überhaupt nicht, wie sie sollte – das iPad beherrscht diese Technik im Prinzip auch erst etwas mehr als zwei Jahren. Software auf das Gerät zu bekommen und Daten davon herunter, war eine mühselige Angelegenheit, das mobile Internet noch ein ferner Traum. Sculley beging zudem einen taktischen Fehler, indem er den Newton vollmundig schon anpries, als die Entwicklung noch mitten im Werden war – erst über ein Jahr später kam der Newton dann doch.
Nur hatte die Konkurrenz bereits anhand der angekündigten Features Produkte schneller herausbringen können, Palm etwa seinen Pilot. Den Fehler Apples beging Palm indes nicht: Statt einer echten Handschrifterkennung entwickelte Palm eine Art von Kurzschrift, die sich die Kunden selbst beibringen mussten, aber dann schon recht bald Formen mit einem Plastikstift auf eine Plastikoberfläche kritzeln konnten, die darunter wunderbarerweise zu Buchstaben wurden.
Ironie der Geschichte: Als Apple fast ein Jahrzehnt später das iPhone herausbrachte und diesmal alles richtig machte, was man bei einem Gerät für das junge mobile Internet richtig machen konnte, stand Palm vor dem Problem, erst das fertige Produkt kopieren zu können. Und machte dabei mit seinem PalmOS so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte – die Firma Palm ist längst Geschichte. Wenn auch keine so gute wie die mit dem Apfel, der Newton auf den Kopf fiel.