Wenn man sich die Gesundheitsfunktionen einer Withings ScanWatch anliest, kann man sie mit der Apple Watch Series 7 verwechseln: Die Uhr erstellt ein EKG, misst die Blutsauerstoffsättigung und den Puls – letzteres ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Die Uhr überwacht ab Werk den Schlaf und wertet die Daten aus, nach Wunsch kann man auch die Atemaktivität im Schlaf überwachen lassen.
Tipp: Wenn Sie mit einer Smartwatch sogar den Blutdruck messen wollen, sollten Sie sich die Huawei Watch D anschauen. Unseren Testbericht finden Sie hier: Huawei Watch D im Test – Smartwatch mit Blutdruckmess-Funktion, EKG und Top-Akku.
Pro
- Ausführliche Gesundheitsfunktionen
- Lange Akkulaufzeiten
- Relativ günstig
Kontra
- Rudimentäre Benachrichtigungen
Fazit
Withings Scanwatch ist eine besondere Art von Gadget und kann eher als Gesundheitsuhr bezeichnet werden. Anders als die Outdoor-Uhren von Garmin oder Suunto zeichnet die Scanwatch das Training zwar auf, auswerten lässt sich die Einheit erst nachher auf dem Smartphone. Einige grundlegende Smartwatch-Funktionen fehlen auf der Scanwatch auch nicht: Die Uhr benachrichtigt zuverlässig über eingegangene Mails, Anrufe, Whatsapp-Nachrichten und mehr. Das ist zwar nicht interaktiv, aber man kann kurz sehen, welche App sich gemeldet hat und wer die Nachricht geschickt hatte.
Einrichtung mit guter Assistenz
Die Start-Einrichtung der Uhr funktioniert üblich für solche Gadgets über eine eigene App. “Withings Health Mate” gibt es kostenlos im App Store, Sie müssen zunächst Ihr eigenes Konto erstellen, über den Reiter “Geräte” kann man eingeschaltete Withings Scanwatch per einem Code verbinden. Bei den wichtigsten Funktionen wie Blutstoffsauermessung nimmt die App den Nutzer oder die Nutzerin an die Hand und schlägt sofort vor, die neue Funktion auszuprobieren.
Um das ganze Potenzial der Gesundheitserfassung der Scanwatch freizusetzen, muss man nach der Einrichtung etwas tiefer in den Einstellungen wühlen. Im Reiter “Geräte” verstecken sich unter der Fläche “Alle Einstellungen” jede Menge interessanter Funktionen, die nicht ab Werk eingeschaltet sind. Besonders im Bereich “Gesundheitsfunktionen” und “Training” lohnt es sich, nachzuschauen.
Die Sauerstoffsättigung lässt sich noch im Schlaf überwachen, dafür ist ein zusätzlicher Regler zuständig, die die Funktion aktiviert. Withings Scanwatch kann im Schlaf eigene Atmung überlassen und gegebenenfalls auf Störungen hinweisen. Auch diese Funktion muss man extra aktivieren. Die Hinweise auf das mögliche Vorhofflimmern sind in der Health Mate bei der Erst-Einrichtung deaktiviert, diese muss man aktivieren.
Treibt man besondere Sportarten außer Joggen, Radfahren und Schwimmen, lohnt es sich im Bereich “Training” persönliche Trainingseinstellungen anzupassen. Aus der langen Liste der unterstützten Sportarten lassen sich bis zu fünf auswählen und für den Schnellzugriff direkt auf der Scanwatch einrichten.
Apropos Schnellzugriff: Dieser ahmt in etwa die Aktionstaste der Apple Watch Ultra nach. Ein langer Druck auf die Krone der Scanwatch führt etwas aus, wir haben dabei den Trainingsstart eingerichtet. Dafür wechseln Sie im Bereich “Allgemein” zum Reiter “Kurzbefehl durch langes Drücken”, aktivieren Sie zunächst die Funktion und wählen dann die gewünschte Handlung wie “Workout starten”.
Akkulaufzeiten, von denen die Apple Watch nur träumen kann
Die Akkulaufzeiten der Withings Scanwatch können dank des rudimentären Displays bis zu 30 Tage reichen. Wir haben unsere Testuhr knapp drei Wochen getragen und sie auf 35 Prozent der Akkuladung heruntergebracht. Je mehr Gesundheitsfunktionen man einschaltet, desto öfter muss die Uhr an das Ladegerät. Doch selbst dann lebt es sich deutlich komfortabler als mit einer Apple Watch – die herkömmliche Uhr von Apple muss fast jeden Tag aufgeladen werden.
Gesundheitsfunktionen übersichtlich in der App
Hat man alle Einstellungen vorgenommen, wie eingangs erwähnt, sieht das Dashboard in der Health-Mate-App in etwa wie das Armaturenbrett im Auto aus. Sind alle Bereiche grün, muss man sich keine Sorgen machen, die App hat nichts Verdächtiges gemessen. Uns gefällt zudem die grafische Darstellung der Elemente, diese ist nicht so überbordend wie bei Apple Health. Apple Health kann zuweilen mit den verfügbaren Informationen einen erschlagen, wenn man den Favoriten-Bereich nicht ordentlich konfiguriert hat.

Halyna Kubiv

Halyna Kubiv

Halyna Kubiv
Die meisten Messungen führt Withings Scanwatch im Hintergrund durch, der Nutzer muss da nichts machen. Man kann aber die EKG- und Sauerstoffmessung anstoßen, das kann man mit der Krone direkt auf der Uhr machen, für beide Messungen muss man die zweite Hand auf die Uhr auflegen. Ein kurzes Vibrationssignal gibt den Beginn der Messung an, zwei Vibrationssignale bezeichnen das Ende der Messung.
Das EKG hat bei uns im Test jedes Mal zuverlässig funktioniert. Allerdings konnten wir die Uhr nicht dazu bringen, den Blutsauerstoff zu messen. Bei jedem Versuch blendete die Uhr “Ergebnislos” ein. Kurzfristig hat sich ein Kollege als Versuchskaninchen angeboten, aber auch bei ihm war die Messung ohne Erfolg.
Offenbar funktioniert aber die Messung im Hintergrund, denn die Uhr hat uns eine durchschnittliche Sauerstoffsättigung von 98 Prozent im Schlaf ausgewiesen. Das sind in etwa Werte, die uns unsere Redaktions-Apple-Watch seit Anfang der Messung im September 2020 ausweist. Im Zeitraum von drei Wochen konnten wir leider die Zuverlässigkeit der zu hohen oder zu niedrigen Herzfrequenzwerten nachprüfen, hierfür sind außerordentliche Situationen notwendig,
Benachrichtigungen in der Komplikation
Genauso wie bei der Apple Watch gibt es in der Health Mate recht granulare Einstellungen für die Benachrichtigungen. Wir empfehlen hier nur die wichtigen Messenger und gegebenenfalls Mail-Benachrichtigungen einzuschalten. Ansonsten wird die Withings-App ständig vibrieren.
Für die Darstellung der zugestellten Nachrichten hat die Scanwatch eine runde Komplikation, die aus einem kleinen runden Display besteht. Bei einer Nachricht blendet sich das Symbol der App, die etwas Neues zu berichten hat, der Name des Absenders und der Text der Nachricht als eine laufende Zeile ein.
Es fehlt jegliche Interaktivität wie bei herkömmlichen Smartwatches, solche Benachrichtigungen haben sich im Alltag dennoch als recht nützlich erwiesen: Mit einem Blick kann man einschätzen, ob die neue Nachricht wichtig ist oder nicht. Man verpasst keine Anrufe, nach Bedarf kann man aber eingehende Benachrichtigungen ignorieren und erst später direkt auf dem iPhone nachschauen und antworten.
Fazit
Withings Scanwatch ist ein guter Kompromiss für diejenigen, die ausführlichen Gesundheitsfunktionen für ihre Uhr wollen, gleichzeitig sich nicht durch bunte Benachrichtigung stören lassen möchten. Die rudimentäre laufende Zeile bei der ankommenden Nachricht hat uns im Alltag ausgereicht, um nichts Wichtiges zu verpassen. Etwas schade finden wir, dass wir die Sauerstoffmessung nicht zum Laufen gebracht haben.