Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Und schon wieder Freitag, die Zeit rast dahin. Gleich mal reinhören, was denn Apples Algorithmen als Neuheiten der Woche zusammenstellen, ob sich da etwas darin findet, das auch dauerhaft in die Mediathek darf. Auf den Schirm hatten wir Peter Gabriels neue Single „Playing for Time“ ohnehin schon – das neue Album können wir kaum erwarten. Aber anders als etwa bei den etwas lauteren Kollegen von Metallica, ist das neue Werk noch nicht vorab in Apple Music gestellt, mit sukzessiven Singleveröffentlichungen, bis dann das ganze Album bereit ist. Aber wer hört heutzutage schon noch ganze Alben? Viele Künstler dürfen ja froh sein, wenn das Publikum den Song komplett hört oder wenigstens die 30 Sekunden, die es zur Vergütung braucht.
So haben sich nicht nur Veröffentlichungsschemata geändert, wie es Peter Gabriel zeigt, sondern sehr oft auch leider die Struktur der Songs. Keine langen Einleitungen! Die Hookline sofort! Und der Bass muss knallen! So etwas wie Queens „Bohemian Rhapsody“ ist im Streamingzeitalter kaum noch denkbar. Wobei man sagen muss, dass in den 70er auch die Plattenfirma skeptisch war, ob man das sechsminütige Werk ohne Refrain, dafür mit viel Drama, überhaupt ins Radio bringen könnte.
Erst diese Woche hat Macworld-Kolumnist Dan Moren über Apple Music geschimpft. Nicht unbedingt über das Angebot und die Features des Dienstes, sondern eher über die Struktur der App. An einigen Punkten ist etwas dran: Auch wenn Apple Podcasts, TV-Sendungen und die Geräteverwaltung vor etwas mehr als drei Jahren aus der Anwendung entfernt hat, merkt man der App „Music“ immer noch viel von ihrer iTunes-Vergangenheit an. So richtig für das Streamingzeitalter sei das ehedem auf CD-Importe und Kaufdownloads spezialisierte Programm nicht optimiert.
Aber will man wirklich, dass Apple ähnlich wie Spotify aus Music einen TikTok-Verschnitt macht? Insbesondere auf der Empörungsmaschine Twitter geben Musikfreunde ihrem Ärger darüber Ausdruck. Apple wird klüger sein und vielleicht auf Wünsche wie nahtlose Übergänge von iPhone zu Homepod zu Mac bei Wiedergabelisten und für Laben setzen, wie es Moren vorschlägt.
So richtig zufrieden ist die Kundschaft offenbar auch nicht mit der TV-Anwendung. Und es stimmt durchaus: Neue Folgen bereits angefangener Serien könnte man besser an das Publikum bringen – und das angebotsübergreifend. Der Bereich „Als Nächstes“ trägt oft mehr zur Verwirrung bei, was nun Apple TV+ exklusiv ist und wofür man noch ein anderes Abo braucht, ist nicht immer leicht ersichtlich. Zudem antwortet Siri nicht aussagekräftig auf Fragen wie „Was soll ich denn jetzt noch anschauen, bis es wieder Freitag wird und die nächste Folge kommt?“
Die Antwort lautet: Fußball. Gut, heute Abend Köln gegen Bochum ist etwas für echte Fans, am Abend machen zuvor in der zweiten Liga gleich drei ehemalige Meister (insgesamt 14 Titel) ihre Aufwartung, aber das meinen wir nicht.
Rechtzeitig vor dem Start der dritten Staffel von Ted Lasso kann man sich noch die erste und zweite reinziehen – oder ab heute eine Dokumentation mit dem Titel „Real Madrid – Until The End“. Angeblich gehen die Leute ja ins Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht, bei Dokumentationen über mehr oder minder erfolgreiche Spielzeiten großer Clubs weiß man das meist schon vorher. Bisher kannte man das von Amazon Prime, wo man schon Manchester City, Borussia Dortmund den den FC Bayern München begleiten konnte, jetzt ist auf Apple TV+ eine Art von eingebettetem Journalismus zu sehen, bei dem man 22 Männer einem Ball hinterherjagen sieht und am Ende die Königlichen aus Madrid gewinnen. Warum aber „Until the End“? Wäre „Habe fertig!“ nicht ein besserer Titel gewesen? Trapattonis Neologismus wird heute 25 Jahre alt, ber das nur am Rande.
Solange aber die interessanten Live-Spiele bei Diensten zu sehen sind zu einem Gegenwert, zu dem man auch bald jede Woche ins nächste Stadion gehen kann, behelfen wir uns eben damit. Zur Not hätten wir in der Nacht noch ein paar Spiele aus der MLS auf dem Schirm. Aber das ist noch spezieller als Nürnberg gegen Braunschweig oder Kaiserslautern gegen Sandhausen.