Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Na, am Donnerstag letzter Woche gegen 11 Uhr auch ein wenig erschrocken, als plötzlich das iPhone laut losbrüllte? Nein, Sie wussten ja, dass nach dem ersten bundesweiten Warntag am 9. Dezember letzten Jahres im März eine Wiederholung angesetzt war, kein Grund, in Panik zu geraten.
Woher wir das wissen, dass Sie ganz gelassen die Testwarnung nach oben wischten und das iPhone sofort zu plärren aufhörte? Im Dezember hatten wir festgestellt, dass unmittelbar nach dem Probealarm die Aufrufzahlen des Artikels, in dem wir über den Testtag berichteten, in beinah stratosphärische Höhen schnellte – der Informationsbedarf war riesig. Letzte Woche machte sich der Artikel zwar auch wieder in der Statistik bemerkbar, sein Ausschlag war aber nur einen Bruchteil so hoch.
Was das für künftige Warnungen bedeuten könnte? Werden die Menschen einfach genervt ihr iPhone aus der Hosentasche ziehen und die Meldung gar nicht anschauen, wenn sie sie nach oben wischen? Aber wenn es sich dann eben nicht um einen Probealarm handelt, sondern wie im Juli 2021 eine Flut, bei dem ein Cell-Broadcast-Alarm viele Menschenleben gerettet hätte? Da gab es doch diese Fabel vom Hirtenjungen und dem Wolf, bei dem wiederholte falsche Alarme den Effekt hatten, dass dem Alarmgeber im Ernstfall nicht mehr geglaubt wurde? Man kann nur hoffen, dass in einem Ernstfall in den betroffenen Gebieten dann auch die Sirenen heulen, das war an den Warntagen aus gutem Grund nicht der Fall.
Grundsätzlich ist aber etwas dran: Immer und immer wieder vorgetragene Warnungen nerven erst mal. Und doch sollte man sich stets damit befassen, weil man entweder die Botschaft nicht verstanden hat oder sie nicht verstehen will.
Falsche Alarme hingegen führen zum Gegenteil. Wer nimmt heute schon noch Leute ernst, die etwas vom unmittelbaren Niedergang Apples erzählen wollen? „The end is nigh!“, ja, ja. Immerhin haben diese „Apple is doomed“-Rufe in den letzten Jahren doch deutlich abgenommen – die Lage ist nun einmal eine andere als am 13. März 1997 als der Nachrichtensender CNN behauptete, der Deckel des Sarges würde sich für Apple bereits schließen, wie uns die Kollegen von Cult of Mac erinnern.
Dabei hatte die Warnung damals sogar Substanz: Dem ehemaligen Shootingstar aus Kalifornien waren die Ideen ausgegangen und infolgedessen das Geld. Nachdem John Sculley über den Misserfolg des Newton gestolpert war, versuchte sich zunächst Micheal „Diesel“ Spindler recht erfolglos an der Wiedererweckung des Kults, ehe der erfahrene Computerwissenschaftler Gil Amelio dem Konzern eine Rosskur verordnete, die ihn beinahe in den Niedergang trieb.
CNN hatte erfahren, Apple wolle 4100 Mitarbeiter vor die Tür setzen, was ein Drittel der Belegschaft war. Keine Fake News! Nur wenige Tage nach dem etwas übertriebenen Bericht reduzierte Apple tatsächlich sein Personal in der genannten Größe. Die unter Amelio im Jahr 1997 angehäuften Verluste vernichteten alle Gewinne, die Apple seit 1991 zusammengetragen hatte.
Doch waren die Gerüchte über den bevorstehenden Tod Apples übertrieben. Die Rettung war bereits unterwegs, Steve Jobs samt NeXT schon ein paar Monate vorher als Berater zurückgekehrt, das von Amelio noch angestoßene Projekt, aus dem der iMac werden sollte, schon auf einem guten Weg. Im August 1997 musste Amelio dennoch gehen, Steve Jobs übernahm als Interims-CEO und konnte Anfang 1998 stolz verkünden, dass Apple wieder Gewinne mache.
Das war’s aber noch nicht mit den Krisen. Das Schlimmste war zwar vorüber, aber im Oktober 2000 musste Apple eine Gewinnwarnung ausgeben, infolge derer sich der Aktienkurs halbierte, nach 9/11 waren auch Anfang 2002 die Zahlen noch mal kurz in den roten Bereich gerutscht.
Aber Berichte mit dem Titel „Apple is doomed“ hört man immer wieder. Wir hören da aber schon längst nicht mehr hin.