Liebe Leser:innen, ein Geständnis vorneweg: Wenn Sie unten in meiner Autorenbox lesen, ich sei „kein Apple-Fan der ersten Stunde“, dann ist das eine gewaltige Untertreibung. Tatsächlich habe ich bis 2022 nur ein einziges Apple-Produkt besessen: einen iPod Video, den ich 2008 gebraucht gekauft habe. (Dann wiederum besaß ich in der Grundschule einen Spitzer, der ausgesehen hat wie der kultige Röhren-iMac, der damals frisch auf den Markt gekommen war, aber wahrscheinlich zählt der nicht.)
Und dann bin ich vergangenes Jahr bei Macwelt gelandet. Seitdem bekomme ich die volle Dosis Apple-Kosmos intravenös verabreicht. Das iPhone 14 finde ich gut, das iPad ist großartig, aber ich habe persönlich keine Verwendung dafür, mit den Airpods würde ich mich gerne anfreunden, meine Ohren lassen mich aber nicht, die Akkulaufzeit der Apple Watch ist mir zu kurz – und dann wäre da noch mein Arbeits-Macbook. Damit verbindet mich nach bald einem Jahr nämlich eine Hassliebe.
Mehr als ein „Apple-Fan der ersten Stunde“ bin ich nämlich ein Windows-User der ersten Stunde – Power-User sogar, denn seit seiner Einführung nehme ich an meinen privaten Geräten am Windows-Insider-Programm teil und ich kann mit Registry, Powershell und Gruppenrichtlinien umgehen, wenn es sein muss. Ich sitze von klein auf an Windows-Rechnern – nicht zuletzt, weil man darauf einfach wesentlich besser spielen kann als auf Macs – und manchmal muss man sich dann eben auch selbst Hand anlegen, wenn man sehr esoterische Probleme lösen muss.
Nach meinem Wahlpflichtumstieg aufs Macbook – und dementsprechend auf macOS – gibt es vieles, was mir wirklich gut gefällt, aber auch einiges, das mich in den Wahnsinn treibt.
Was ich am Macbook liebe
Im Windows-Ökosystem, wo ich Laptops von Lenovo, HP, Dell und vielen mehr kaufen oder mir einen PC selbst zusammenbauen kann, gibt es eine schier unendliche Auswahl an Hardware-Kombinationsmöglichkeiten. Beim Betriebssystem unterscheiden sich die einzelnen Geräte hauptsächlich darin, wie viel Datenmüll vorinstalliert ist. Ein Jahr McAfee Antivirus? Nein danke. Eine App, die nur dafür da ist, die Kontaktdaten des Supports anzuzeigen? Erst recht nicht.
Abgesehen davon läuft auf einem Dell XPS dieselbe Windows-Version wie auf einem Razer Blade, wie auf einem HP Dragonfly, wie auf einem Lenovo Thinkpad, wie auf meinem zusammengewürfelten Heimrechner (wenn man von Details wie der Home-, Pro- und Enterprise-Versionen absieht). Hardwareseitig könnten diese Geräte jedoch unterschiedlicher kaum sein.
Bei Apple sind Hardware und Betriebssystem praktisch untrennbar miteinander verbunden und als solches finde ich, dass man bei einem kompletten Plattformwechsel Soft- und Hardware zusammen bewerten muss.
Die Verarbeitung insgesamt
Denn die Hardware ist einfach erstklassig. Ich habe vor Macwelt bereits für ein Technikmagazin geschrieben und dort stieß ich immer wieder auf Aussagen von (meist englischsprachigen) Kolleg:innen, wie fantastisch so ein Macbook denn sei. „Ja, wie gut kann das denn sein? Laptop ist halt Laptop“, dachte ich mir immer. Aber nein: die Kolleg:innen hatten recht. Nach fast einem Jahr mit dem Macbook Pro 13″ (hier im Test) bin ich mir nicht sicher, ob ich jemals guten Gewissens zu einem Nicht-Apple-Laptop zurückkehren kann.
Die Redakteure, die ständig von der Tastatur schwärmen – ich verstehe sie jetzt, auch wenn ich zu Hause weiterhin lieber meine mechanische Tastatur benutze. Für eine Laptoptastatur ist die des Macbooks wirklich traumhaft – zumindest, seit Apple sich wieder von der Butterfly-Tastatur verabschiedet hat, sagt man.

Eugen Wegmann / Foundry
Und dann sind noch die Kleinigkeiten, die kaum auffallen, bis sie irgendwann fehlen und der Groschen fällt, dass sich hier die Designer und Ingenieure richtig viel Mühe gegeben haben: das Scharnier, das starr genug ist, dass der Bildschirm nicht wackelt, gleichzeitig aber leichtgängig genug, dass das Macbook nicht vom Tisch rutscht oder ganz abhebt, wenn man es einhändig aufmacht; die sauberen Kanten; die schmale Gummierung um den Bildschirm herum, damit der Bildschirm nicht direkt auf die Tastatur klappt.

Eugen Wegmann / Foundry
Trackpad
Das Trackpad gehört streng genommen ebenfalls zu diesen Kleinigkeiten, aber unter den einzelnen Elementen des Macbooks hat es mich am meisten verblüfft. Dass der Großteil aller Trackpads von Windows-Laptops nur wenig taugt, ist ein offenes Geheimnis. Deshalb schleppen viele Windows-User:innen zusätzlich noch eine kompakte Maus mit sich rum, wenn sie mit ihrem Laptop unterwegs sind.
Apples Force-Touch-Trackpad hingegen ist der Goldstandard auf dem Massenmarkt. Es ist geräumig, die Finger gleiten schön über die Oberfläche und es ist super präzise. Der Aha-Moment kam für mich aber erst, als ich mir aus Unachtsamkeit ein Pflaster über die Spitze meines Zeigefingers kleben musste. Plötzlich klickte das Trackpad nämlich nicht.

Eugen Wegmann / Foundry
Das Gros der Trackpads in Windows-Laptops klickt mechanisch, denn unter der gesamten Fläche befinden sich am unteren Rand, je nach Ausführung, ein oder zwei echte klickende Schalter – wie bei einer echten Computermaus. Der Klick wird dadurch ausgelöst, dass Sie die Oberfläche mit Ihrem Finger um maximal einen Millimeter ins Gehäuse reindrücken. Damit das ordentlich funktioniert, befinden sich in den meisten Modellen am oberen Rand Scharniere – das Touchpad ist im Endeffekt ein Hebel –, was auch der Grund dafür ist, dass es sich am oberen Rand sehr schlecht klicken lässt.
Beim Force-Touch-Trackpad im Macbook ist das nicht so, da klickt es auf der kompletten Fläche. Denn im Inneren befinden sich gar keine Schalter, die klicken könnten – sämtliches Feedback ist eine Illusion, geschaffen von Apples Taptic Engine – einer Kombination aus Drucksensoren und einem elektromagnetischen Aktor.
Und das funktioniert eben so gut, so realistisch, dass es mir erst aufgefallen ist, als es wegen eines Pflasters plötzlich nicht mehr funktionierte. Ich konnte so fest drücken, wie ich will – eher wäre das Glas des Trackpads gebrochen, als dass das Macbook einen Klick registriert hätte. Die Technologie ist so faszinierend, dass ich das Trackpad im Type-Cover meines privaten Surface Pro 3 nicht mehr benutzen kann. Mittlerweile verbreitet sich diese Art von Trackpads allerdings auch unter Windows-Laptops; ein Beispiel wäre der Microsoft Surface Laptop, der mittlerweile auch ein haptisches Trackpad besitzt.
Performance und Akkulaufzeit
Zum Thema Performance und Akkulaufzeit gibt es nicht viel zu sagen, Lobeshymnen auf Macbooks mit M1-Chip wurden schon zur Genüge gesungen – lesen Sie einfach einen unserer Testberichte, wahrscheinlich haben Sie die Erfahrung aber auch schon selbst gemacht. Und es ist nicht so, als gäbe es keine Windows-Laptops mit guter Performance und guter Akkulaufzeit. Meistens muss man sich jedoch zwischen dem einen oder dem anderen entscheiden, beides in einem gibt es eher selten.

Eugen Wegmann / Foundry
Sonderzeichen auf der Tastatur
Auch softwareseitig gibt es einiges, was mir am Mac bzw. an macOS gefällt. Als Redakteur liebe ich es, dass viele typografische Sonderzeichen verhältnismäßig leicht erreichbar sind. Während ich in Windows für meine liebsten Sonderzeichen, typografische Anführungszeichen („“) und den Halbgeviertstrich (–), einen dieser obskuren Alt-Codes, eine Tastenkombination aus der Alt-Taste und einer bis zu vierstelligen Zahlenfolge auf dem Ziffernblock, verwenden muss – Alt + 0132 und Alt + 0147 bzw. Alt + 0150 –, liegen die drei Zeichen auf einer Mac-Tastatur bequem auf den Tastenkombinationen Option + ^, Option + 2 und Option + -.
Weniger häufig kommen Plusminus (±), das Ungefähr- (≈) und das Ungleich-Zeichen (≠) zum Einsatz, aber wenn man sie mal braucht, ist es schön zu wissen, dass sie nicht nur einfach zu erreichen sind, sondern auch durchdacht platziert sind – als Optionen ihrer eigentlichen Tasten (Option + +, Option + x, Option + =). Und das alles bequem auf einer Laptoptastatur ohne Ziffernblock! Auf Windows undenkbar.
Und wenn dann doch ein Zeichen fehlt, beispielsweise hochgestellte Zahlen (²), dann gibt es in den Einstellungen die Möglichkeit, Textersetzungen festzulegen. So können Sie beispielsweise einrichten, dass die Zeichenkombination „^2“ durch ² ersetzt wird.

Apple
Zusammenspiel von Apple-Geräten
Die wirklich größte Stärke von macOS bzw. vom Apple-Ökosystem im Ganzen ist das Zusammenspiel der Geräte miteinander. Synchronisierung der Mediatheken, geräteübergreifendes Copy-and-paste, Airplay, Sidecar. Alles funktioniert so unvorstellbar flüssig, es ist fast schon gespenstisch. Und ja, viele der Funktionen gibt es mittlerweile auch für Windows und Android. Mit der Smartphone-Link-App von Microsoft kann man Benachrichtigungen vom Android-Smartphone direkt auf dem PC lesen, aus derselben App kann man SMS-Nachrichten schreiben und inzwischen auch telefonieren.
Aber alles braucht eben ein paar Schritte mehr als bei Apple: Die Smartphone-Link-App muss erst eingerichtet werden, was durchaus zur Tortur werden kann, manchmal geht nach einem App-Update auch die Verknüpfung verloren und man muss alles von vorn einstellen. Geräteübergreifendes Copy-and-paste gibt es zwischen Windows und Android auch, aber nur, wenn man auf dem Android-Smartphone Microsofts Swiftkey als Tastatur verwendet.
Sidecar gibt es gar nicht ohne Third-Party-Software. Immerhin funktioniert die Synchronisierung von Fotos tadellos, sofern die Smartphone-Link-App mitspielt. Bei Apple geht alles nahtlos. Haben Sie sich auf allen Geräten mit Ihrer Apple-ID angemeldet, funktioniert es einfach – fertig.
Riesiger Mauszeiger
Ein kleines Detail, das mich persönlich mehr erfreut, als es wahrscheinlich sollte, ist eine kleine Funktion des Mauszeigers. Wenn der auf dem Bildschirm verloren geht, was im Eifer des Gefechts durchaus passieren kann, kann man einfach ein bisschen mit der Maus oder auf dem Trackpad wackeln und macOS vergrößert nach einigen Momenten den Mauszeiger um ein Vielfaches.
Was mich am Macbook nervt
Nicht alles ist eitel Sonnenschein auf meiner Reise in den Apple-Kosmos, ich habe auch einiges zu bemängeln – manches, weil es auf Windows besser funktioniert, anderes, weil Apple sich selbst im Weg steht.

Eugen Wegmann / Foundry
Sonderzeichen auf der Tastatur?
Während ich die Tastenbelegung eben erst gelobt habe, gibt es auch mindestens genauso viel zu meckern, denn eine vorbildlich belegte Tastatur ist nur halb so nützlich, wenn ich nicht weiß, wo welches Sonderzeichen liegt. Nach wie vor muss ich mich durch die Zahlenreihe durchdrücken, weil ich nicht genau weiß, wo genau sich die eckigen Klammern befinden. (Zugegebenermaßen: Nachdem ich diesen Satz geschrieben und mir die Tastatur nochmal angesehen habe, kann ich mir hoffentlich merken, dass die eckigen Klammern auf 5 und 6 liegen, neben den runden bzw. geschweiften Klammern.)
Wahrscheinlich ist es Apples Drang zu zwanghaftem Minimalismus, den Jony Ive vor Jahrzehnten geprägt hat und dem seinerzeit auch sinnvolle Anschlüsse am Macbook zum Opfer gefallen sind. Wenn Apple mit dieser Philosophie Möbel produzieren würde, können Sie sich sicher sein, dass ein Schrank mit zehn mal zehn Fächern darunter wäre; mit Türen, bei denen man nicht weiß, ob sie nach links, nach rechts, nach oben oder nach unten geöffnet werden, weil sie so sauber mit den Schrankwänden abschließen, dass es einfach nicht ersichtlich ist.
Und wenn Sie einmal herausgefunden haben, in welche Richtung die Türen aufgehen, dann wissen Sie immer noch nicht, was sich dahinter befindet und Sie müssen immer erst ein paar Türen öffnen – ein bisschen wie das klassische Kinderspiel Memory. Oder wissen Sie, welches Symbol sich hinter Option + Ü befindet? Oder Option + G? Apple hält sich seit Jahrzehnten nicht an grundlegende Prinzipien intuitiven UI-Designs und wird von den Fans auch noch dafür gefeiert.

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Keine Anschlüsse
Wo wir gerade bei Minimalismusopfern sind: die Anschlüsse. Nur zwei USB-C-Anschlüsse an einem Pro-Laptop sind einfach frech. Apple hat diese Entscheidung für einen Hauch mehr Minimalismus auf immense Kosten von Nutzerfreundlichkeit getroffen und musste sich dafür ungewohnt viel Kritik gefallen lassen, und zwar völlig zurecht. Hier liegt wohl die Toleranzgrenze von Macbook-Usern.
Aber man muss es Apple lassen: Das Unternehmen hat auf die Kritik gehört und ein paar Anschlüsse zurückgebracht und das ohne, sie als besonders neu oder revolutionär zu verkaufen. „Hier sind die neuen Macbooks, sie haben HDMI, Magsafe und einen Speicherkartenleser“ – fertig.
Die beiden größeren Macbook Pros sind inzwischen in der zweiten Generation mit mehr Anschlüssen, als Nächstes müsste also das Macbook 13″ kommen, das ich gerade verwende. Hoffentlich ist es also ein Kritikpunkt, der sich bald von allein löst. Schließlich hat selbst das Macbook Air einen Anschluss mehr als mein Pro.

Eugen Wegmann / Foundry
Touchscreen?
„The Next Big Thing“, was ich fürs Macbook wünsche, ist – und ich weiß, viele werden mir widersprechen, einschließlich des Kollegen Michael Simon von Macworld – ein Touchscreen. Es ist völlig verblüffend, wie vehement sich Apple seither gegen Laptops mit Touchscreens wehrt. Der Microsoft Surface Laptop hat einen Touchscreen – sogar mit Stifteingabe – und ist sehr erfolgreich, jeder andere Hersteller von Windows-Laptops hat ebenfalls eine Handvoll Modelle mit Touchscreens, von den ganzen hybriden Geräten ganz abgesehen.
Warum also nicht das Macbook? Das weiß nur Apple und darum soll es hier auch gar nicht gehen. Ich erwische mich jedenfalls regelmäßig dabei, dass ich intuitiv versuche, einzelne UI-Elemente mit dem Finger zu berühren, statt aufs Trackpad zu wechseln. Wenn ich in Whatsapp oder anderen Messengern etwas schreibe und Emojis einfügen will – das Symbol ist direkt vor meinen Fingerspitzen, ich muss nur die Hand anheben. Zu einer anderen App wechseln? Das Dock ist auch direkt vor meiner Nase. Vielleicht bin ich mit dieser Kritik aber wirklich allein.
Multitasking und Fenster-Management
So richtig auf die Palme bringt mich jedoch die Oberfläche von macOS. Insbesondere bei Multitasking und Fenster-Management ist Windows macOS einfach so viele Jahre voraus, dass ich es wahrlich verblüffend finde, wie man ernsthaft behaupten kann, mit macOS ordentlich arbeiten zu können.

Eugen Wegmann / Foundry
In Windows kann ich jedes beliebige Fenster nehmen und es an die linke oder rechte Seite heften, ohne, dass auch nur ein Pixel ungenutzt bleibt. Auf der jeweils anderen Hälfte schlägt mir Windows sogar vor, welches andere Fenster ich daneben öffnen kann. Das geht mit Tastenkombinationen – Windows + Pfeiltasten –, ich kann das Fenster aber auch an der Titelleiste greifen und einfach an eine der Seiten ziehen.
Dasselbe funktioniert auch mit anderen Layouts: Ich kann ein Fenster bequem und pixelgenau in der oberen Hälfte positionieren und eins unten. Zieht man ein Fenster in eine der Ecken, dann kann man das Fenster auf genau ein Viertel des Bildschirms reduzieren und den Rest des Platzes mit anderen Fenstern belegen. Mindestens seit Windows 11 kann man den Bildschirm sogar horizontal dritteln, wahrscheinlich sogar seit Windows 10.
Bei macOS geht das nur begrenzt. Ich kann nicht einmal ein Fenster maximieren, also dass es den Bildschirm komplett einnimmt, ohne in den Vollbildmodus zu wechseln, der ganz neue Probleme mit sich bringt. Auch Split View, Apples einzige native Möglichkeit, zwei Fenster in maximaler Größe nebeneinander anzuzeigen, ist beschränkt auf den Vollbildmodus, in dem die Menüleiste standardmäßig ausgeblendet wird. Von einem Raster-Layout kann man nur träumen.
Um in macOS das Fenster-Management ansatzweise nachzuahmen, braucht man dafür zusätzliche, teils kostenpflichtige Software – Magnet für 10, Better Snap Tool für 3,50 Euro. Immerhin gibt es kostenlose Alternativen wie Rectangle und Window Collage. Aber für mich ist das ein Feature, das von Haus aus einem Betriebssystem vorhanden sein sollte und nicht erst Software von Drittentwicklern benötigt.

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Multitasking insgesamt wirkt auf dem Mac, als hätte man unterschiedlichste Unterlagen übereinander liegen, die alle aus dem unordentlichen Stapel herausschauen und um Aufmerksamkeit buhlen – und das auf einem Schreibtisch, dessen Platz man auch sinnvoller nutzen könnte. Der Stage Manager, der mit macOS Ventura eingeführt wurde, hilft zwar ein wenig, ist selbst aber nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Andere Kleinigkeiten
Neben dem großen Kopfschmerzen-Thema „Multitasking“ gibt es noch ein paar andere einzelne Dinge, die mich stören und die teilweise mit wenig Aufwand verbessert werden könnten.

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Zum einen wären da die Widgets, die mit Big Sur in der Mitteilungszentrale eingeführt wurden. Nett, aber sie könnten so viel besser sein, denn die meisten sind zu statisch. Nehmen wir als Beispiel das Kalender-Widget: wenn ich kurz nachschauen muss, auf welchen Wochentag ein Datum in drei Monaten fällt, muss ich da wirklich die komplette Kalender-App aufmachen? Wäre es nicht so viel praktischer, auf einen kleinen Pfeil im Widget zu tippen und kurz einen Blick auf die nächsten Monate werfen zu können?

Eugen Wegmann / Foundry
Auch beim Wetter würde ich mir etwas mehr Interaktivität wünschen: vielleicht möchte ich regelmäßig auf einen Blick über das Wetter an zwei, drei verschiedenen Standorten informiert werden. Aktuell müsste ich dafür drei verschiedene Widgets erstellen, die alle Platz in der Mitteilungszentrale einnehmen. Auf dem iPhone und dem iPad hat Apple dafür bereits eine Lösung: Stapel. Darin kann man mehrere Widgets verstecken und dann bequem durchwischen. Auf dem Mac fehlt diese Funktion bisher und ich hoffe, Apple führt sie in nicht allzu ferner Zukunft ein.

Eugen Wegmann / Foundry
Zu guter Letzt gibt es da noch eine Einstellung, die mich am Anfang in den Wahnsinn getrieben hat, genau wie das Fenster-Management aber mit zusätzlicher Software behoben werden kann. Die Rede ist von der Scroll-Richtung von Maus und Trackpad – „Natürliches Scrollen“ heißt die Option in den Trackpad-Einstellungen, eingeführt vor über zehn Jahren. Diese lässt sich in den Einstellungen umkehren, tut dies aber global – man kehrt also die Richtung des Trackpads und der Maus gleichzeitig um.
Die Gesten für beide Eingabemethoden sind eigentlich genau umgekehrt: dreht man das Mausrad nach oben, scrollt auch die Seite nach oben; wischt man wiederum auf dem Trackpad nach oben, scrollt die Seite nach unten. Da die Einstellung aber global und nicht gerätespezifisch ist, ist eine der beiden Methoden immer „falsch“, egal, wie man sie dreht und wendet.
Warum Apple das in macOS so handhabt, ist einigermaßen nachvollziehbar: Der Hersteller hat kein einziges Gerät mit Mausrad im Portfolio. Selbst die Vorgängerin der Magic Mouse, die Mighty Mouse, hatte kein Mausrad zum Scrollen. Kein Mausrad – kein Problem. Ganz einfach. Dennoch sind handelsübliche Mäuse nicht nur mit macOS kompatibel, sondern werden besonders in professionellen Umgebungen häufig genutzt.
Für Apple wäre diese Änderung ein winziger Eingriff. So schwer kann es ja nicht sein, schließlich gibt es dafür Software von Drittanbietern, etwa Scroll Reverser. Völlig bizarr, warum man ein solches Problem erst googeln muss.
Fazit
Im Großen und Ganzen lässt sich meine Erfahrung mit dem Mac und macOS, die ja ohnehin nicht voneinander getrennt werden können, so zusammenfassen: traumhafte Hardware, fragwürdige Software. Und obwohl mich manche UX-Entscheidungen in macOS richtig, richtig auf die Palme bringen, werde ich doch das Gefühl nicht los, dass ich mich allein wegen der Verarbeitung in recht kurzer Zeit so sehr ans Macbook gewöhnt habe, dass ich nicht ohne Weiteres zu einem Windows-Laptop zurückkehren könnte. Es ist einfach so gut.
Abgesehen davon bin ich ein Realist mit optimistischem Einschlag: Ich bin zuversichtlich, dass Apple mit der Zeit viele meiner Kritikpunkte beheben wird – oder ich lerne einfach, damit zu leben. Und wenn Sie Lösungen für meine Probleme mit macOS haben oder Sie mir wütende Nachrichten schreiben wollen, wie ich dieses von Gott geschaffene Betriebssystem nur kritisieren kann, dann finden Sie meine Kontaktdaten in der Autorenbox unter diesem Artikel.