Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Kaum zu glauben, Silvester war gefühlt doch erst gestern, jetzt ist das erste Quartal 2023 schon beinahe herum. Was heißt – beinahe? Für Apple endete das März-Quartal, welches im Fiskaljahr das zweite ist, schon am vergangenen Samstag. Wie üblich ist am letzten Samstag im März, Juni, September und Dezember der jeweilige Berichtszeitraum abgeschlossen.
Zahlen gibt es gegen Ende April, wir tippen mal auf Donnerstag, den 27. April. Was Apple da zu berichten hat, sollte recht erfreulich sein. Immerhin hat es mit Macbooks Pro, dem Homepod 2 und dem gelben iPhone 14 (Plus) halbwegs neue Geräte gegeben. Andererseits war das Märzquartal vor einem Jahr mit iPhone SE 3, iPad Air und Mac Studio angereichert. Womöglich profitieren Apples Zahlen in Q2 2023 aber auch von der schlechten Verfügbarkeit des iPhone 14 Pro (Max) im Dezemberquartal durch verschobene Käufe. Wir werden sehen, in Panik geraten muss ob des Zahlenwerks gewiss niemand.
Das war am 28. März 1996 anders, damals war Apple schon zwei Tage vor dem Ende des Berichtszeitraums klar, dass die Zahlen für Q2 gar nicht gut aussehen würden. Eine Meldung an die Börsenaufsicht war daher die Pflicht von Apples Firmenleitung: Nach Steuern würde man einen Verlust von 700 Millionen US-Dollar ausweisen. Der Grund: Apple saß auf unverkauftem Inventar im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar. Dabei hatte sich Apple selbst die Grube gegraben, in die es fiel: Denn das vorwiegend von CEO Michael Spindler vorangetriebene Klon-Geschäft, also die Lizenzierung des Mac-Betriebssystems an Dritte hatte weit mehr geschadet als genutzt. Für jeden verkauften Mac, der keinen Apfel trug, sah Cupertino nur 50 US-Dollar, verkaufte von seinen eigenen Rechnern aber entsprechend weniger.
Natürlich kostete das bis heute verlustreichste Quartal der Apple-Geschichte Michael Spindler den Job, aber nicht nur deswegen. Ein anderer Grund war die gescheiterte Fusion mit Sun Microsystems, die Spindler verhandelt hatte. Aus heutiger Sicht muss man ihn für das Scheitern loben, ein Sun-Apple hätte kaum NeXT übernommen und Steve Jobs zurückgeholt – obwohl der an sich ganz gut mit Scott McNealy, dem damaligen Sun.Chef, konnte.
Spindlers Nachfolge trat Gil Amelio an, der schon bei National Semiconductor den Turnaround schaffte. Die Verluste wurden dann auch geringer, insgesamt schrieb Apple 1995/96 813 Millionen US-Dollar Miese. Das Jahr darauf war mit einem Minus von einer Milliarde US-Dollar an sich noch verheerender, aber Amelio tätigte in diesem Zeitraum eben auch die Investition, die Apple letztlich retten sollte: Für 400 Millionen US-Dollar übernahm er NeXT Computer, die Firma des 1985 im Streit geschiedenen Apple-Gründers Steve Jobs. Jenem sollte es nicht nur mit einem Trick gelingen, das unselige Klon-Geschäft zu beenden, sondern mit Hilfe eines britischen Designers ein Projekt zu vollenden, das noch Amelio angestoßen hatte. Der iMac bezahlte ab 1998 wieder alle Rechnungen für Apple.
Eine Zahl wie 700 Millionen US-Dollar fällt heute eher im Zusammenhang mit Übernahmen kleinerer und mittlere Unternehmen und deren Technologien, mit denen Apple weiter wachsen wird. Der Umsatz in Q2 2022/23 wird in der Größenordnung das Hundertfache betragen, die Bruttogewinnmarge wird weiter an die 40 Prozent heranreichen. Wir sehen dem Quartalsreport gelassen entgegen und hoffen, zwischen den Zeilen etwas für die im Juni-Quartal geplanten Knaller zu lesen.