Das hat noch gefehlt: ein eigenes Programm nur für klassische Musik von Apple, das nach Anmeldung im Web-Browser, auf dem Mac auch innerhalb der Music-App verfügbar ist oder als eigenständige App fürs iPhone.
Apple selbst stellt die neue App mit dem nach eigener Angabe größten klassischen Katalog der Welt in einem kurzen englischsprachigen Video vor
Umfassende Suchfunktionen und Einführungen
So könne man damit nicht nur nach bestimmten Komponist:innen, Sinfonien oder Sonaten und anderem suchen, sondern sogar gezielt nach Dirigentinnen oder Dirigenten und damit nach solchen Aufnahmen, die man gern hören möchte. Mit ”Jetzt hören” stellen Apple-Expert:innen für Musik spezielle Stile vor, ebenso neueste Aufnahmen, verborgene Musikschätze, oder man kann sich klassische Musik auch nach bestimmten Stilrichtungen wie Barock oder Romantik vorstellen lassen. Dazu dienen vor allem die ”Essentials”, ferner gibt es eine allerdings nur englischsprachig vorliegende ”Story of Classic”, die in neun Podcast mit vielen Musikbeispielen durch die verschiedenen Perioden führt und klassische Musik von Grund auf präsentiert.
Über den Button ”Entdecken” findet man Zugang zu Katalogen (auch Katalognummern), Playlists und Instrumenten, so dass man gezielt klassische Musik etwa für Klavier, Geige, Orgel oder Gitarre und viele andere Musikgeräte auswählen kann. Ebenso findet man über die Playlists schnell bestimmte Musik zu Epochen, Komponist:innen oder kuratiert von Künstler:innen.
Sound und Abo
Auch bei der Soundqualität will sich Apple nicht lumpen lassen und bietet Hi-Res Lossless (mit Apple Lossless Audio Codec ALAC und 192 kHz/24 Bit) sowie Dolby Atmos und Spatial Audio (3D-Audio für ausgewählte Musiktitel). Um Zugriff auf die klassische Musik von Apple zu haben, benötigt man ein Abo von Apple Music, das es für einen Monat auch kostenlos zum Ausprobieren gibt. Danach zahlt man regulär 10,99 Euro pro Monat. Ist man Mitglied in der Familienfreigabe, entstehen keine zusätzlichen Kosten, sondern man hat sofort Zugang zum kompletten Musikkatalog inklusive der klassischen Sparte.
Auch in Details gelungen
Um einen ersten Eindruck zu erhalten, schauen wir uns die verschiedenen Sparten an, hören hier und dort hinein. Sind beeindruckt von der Fülle und dem Umfang des Angebots. Auch die Suche nach bestimmten Künstlern wie dem Geiger Joshua Bell ist erfolgreich, ebenso nach einem älteren Violinisten wie Gidon Krämer oder der berühmten Anne-Sophie Mutter finden wir auf Anhieb, samt zahlreicher Werke. Das lässt sich selbstverständlich auch für andere Musiksparten oder Personen durchführen. Apple macht in den entsprechenden Kategorien wie ”Entdecken” ja selbst Vorschläge.
Bei Beethoven sind wir nicht überrascht, dass alle neun Sinfonien neben zahlreichen anderen Werken verzeichnet sind, sondern sogar die nie fertig gestellte zehnte Sinfonie. Dabei nebst einem etwa halbstündigen Podcast (auf Englisch) zur Geschichte dieser zehnten Sinfonie von Barry Cooper, der anhand erhaltener Skizzen und Notizen den ersten und zweiten Satz komponierte. Der (freilich sehr umstrittene) dritte und vierte Satz, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erstellt und 2021 uraufgeführt wurden, fehlen dagegen. Trotzdem irgendwie schade. Dies mit einer entsprechenden Hintergrundskommentierung etwa auch wieder als Podcast wäre sicherlich sehr spannend gewesen. Doch, man kann in einer App nicht alles haben – langweilig wird uns auf der Suche nach immer anderen Stücken, Personen oder aktuellen Angeboten durch die App in den ersten Stunden ganz bestimmt nicht. Und auch auf Dauer ist damit nicht zu rechnen.
Weitere erste Eindrücke und Notizen
Hier noch einige interessante Notizen, die wir zur neuen App, die Apple auf Deutsch schlicht “Klassik” nennt, aus dem Netz zusammengesucht haben:
- Die App setzt mindestens iOS 15.4 voraus. Auf dem iPad läuft die App auch, aber nur im iPhone-Format.
- Die App basiert auf Primephonic, einem Streaming-Dienst für klassische Musik, den Apple im Jahr 2021 übernommen hat.
- In der Klassik-App erstellte Wiedergabelisten erscheinen auch im ”normalen“ Apple Music – diese zeigt dazu allerdings keine zusätzlichen Angaben wie Werk, Komponist oder Aufnahme an.
- Umgekehrt sind Playlists aus Apple Music in Apple Music Classical nicht zu sehen.
- Bisher bietet die herkömmliche Apple Music-App deutlich mehr Möglichkeiten, etwa um beim Drücken auf ein Stück aus dem Kontextmenü weitere Funktionen auszusuchen wie Titel teilen, Shareplay oder “Mag ich”. Dagegen hat man auch in der Classical-App, die Möglichkeit, einen Titel oder ein Album zur Mediathek hinzuzufügen, ebenso wie zu einer Playlist, oder das Album anzuzeigen und zu teilen.
- In der Classical-App fehlt die Möglichkeit zu ”shuffeln” (Zufallswiedergabe).
Wir werden die App weiter testen und gegebenenfalls diesen Artikel mit neuen Eindrücken ergänzen. Schildern Sie uns gern auch ihre Erfahrungen auf unserer Facebook-Seite.