Während die Gerüchteküche über neue iPhones, iPads, Watches und Macs laufend am Kochen gehalten wird, gibt es über neue Versionen des macOS kaum etwas zu erfahren. Das liegt aber nicht daran, dass Hardwareentwickler geschwätziger sind als Softwareentwickler. Sondern daran, dass bei der Hardware nicht nur Entwickler von Apple beteiligt sind, sondern noch etliche andere Firmen.
Das sind zum einen die Auftragsfertiger, die unter anderem die A- und M-Prozessoren nach Apples Plänen herstellen und die Geräte fertigen und zusammenbauen. Und zum anderen die Lieferanten einzelner Komponenten, wie etwa der Displays und etlicher Spezialchips sowie Hersteller von Zubehör, die frühzeitig für sie notwendige Informationen von Apple erhalten. Es gibt also außerhalb von Apple etliche Quellen, aus denen sich Informationen schöpfen lassen. Bei der Software verlässt dagegen in der Regel nichts den verschlossenen Apple-Campus.
Snow Leopard die Zweite?
Altgediente Anwender erinnern sich gerne noch an Mac-OS X 10.6 Snow Leopard aus dem Jahr 2009. Bei dieser Version von macOS hatte sich Apple im Wesentlichen der Weiterentwicklung und Verbesserung des Unterbaus gewidmet und kaum Neuerungen hinzugefügt, was zu einem besonders stabilen und von vielen Anwendern geschätzten System geführt hatte.
Das wäre auf keinen Fall eine schlechte Vorlage für das nächste macOS. Snow Leopard war auch die erste Systemversion, die die PowerPC-Prozessoren nicht mehr unterstützte und nur noch mit Intel-Prozessoren kommuniziert hat. Umgekehrt war es auch die letzte Fassung, die mithilfe der Übersetzungsschicht Rosetta noch Software für den PowerPC ausführen konnte.
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Nun ist zwar nicht zu erwarten, dass Apple mit dem nächsten macOS die Unterstützung der Intel-Prozessoren fallen lässt. Es könnten aber einige ältere Modelle nicht mehr mit dem nächsten macOS kompatibel sein. Bisher sind beim Macbook Pro, dem iMac und dem 12-Zoll-Macbook noch die Modelljahrgänge 2017 mit macOS Ventura kompatibel, während es beim Macbook Air und beim Mac Mini mindestens das Modelljahr 2018 sein muss. Würde Apple jetzt auch bei den Modellen aus 2017 einen Schnitt machen, würde das bedeuten, dass beim iMac das Modell 2019 die Mindestvoraussetzung wäre, da es 2018 keine neuen Modelle gab, und beim Macbook Pro das Modelljahr 2018.
Sowohl der iMac 2019 als auch das Macbook Pro 2018 haben Intels Coffee-Lake-Prozessoren eingebaut, genauso sowie der Mac Mini aus dem Jahr 2018. Es gäbe also eine einheitlichere Hardware-Basis. Das 12-Zoll-Macbook aus dem Jahr 2017 wäre dann außen vor, einen Nachfolger gab es ja zum Leidwesen der Fans nicht. Nur der iMac Pro von 2017 könnte noch dabei sein, der wie der Mac Pro von 2019 mit Xeon-Prozessoren arbeitet.

Das nächste macOS könnte wie macOS Snow Leopard sich vor allem darauf beschränken, den Unterbau zu optimieren.
Apple
Vom iPad und iPhone lernen
Ob das nächste macOS, das unter dem internen Namen Sunburst entwickelt und dann auf der Entwicklerkonferenz WWDC am 5. Juni das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wird, tatsächlich ohne Neuerungen aufwarten wird, daran sollte man aber schon etwas zweifeln. Denn die Harmonisierung von iOS, iPadOS und macOS könnte weiter fortschreiten. In macOS Ventura hat der Mac beispielsweise die Bedienoberfläche der Systemeinstellungen sowie die Uhr-App und die Wetter-App von iOS übernommen. Und Neuerungen in Mail und Nachrichten wie die Versandverzögerung oder nachträgliche Korrektur sind auf allen Plattformen gleichzeitig hinzugekommen.
Eine Angleichung könnten nun auch bei der TV-App und der Musik-App erfolgen. Und zwar nicht nur im Aussehen, sondern auch darin, dass auch auf dem Mac der iTunes-Store in eine eigene Anwendung ausgegliedert wird und die beiden anderen Apps nur noch für die Wiedergabe der Filme und Musiktitel zuständig sind. Ein weiterer Kandidat für die Übernahme auf den Mac wäre die Übersetzungs-App.
Ob auch Health den Weg auf den Mac finden wird? Es gibt die App ja bisher nur auf dem iPhone und nicht einmal auf dem iPad. Eine weitere Option wäre, auf dem Mac Widgets dauerhaft auf dem Schreibtisch platzieren zu können. Für manche wichtige Infos wäre auf den großen Bildschirmen schon Platz. Und per Stage-Manager kann man zwischen Schreibtisch und Anwendungen schnell umschalten.

Die Wetter-App ist nun sowohl auf iPhone, iPad und Mac verfügbar, weitere Apps wie Übersetzungen könnten folgen.
Apple
Mehr Sicherheit und Intelligenz
Apple hat in den letzten Versionen von macOS etliche Sicherheitsoptionen hinzugefügt, angefangen mit der Passwortverwaltung in den Systemeinstellungen von Ventura über den Datenschutz in Mail (Mail-Aktivität schützen) bis hin zu Private Relay in iCloud+. Was jedoch fehlt ist eine zentrale Verwaltung aller Sicherheitsoptionen. Es gibt die Passwortverwaltung für Webseiten sowohl in den Systemeinstellungen als auch in Safari, andere Passwörter wie etwa für Mail-Accounts oder WLANs werden dagegen in der Schlüsselbundverwaltung organisiert. Zudem ist die Schlüsselbundverwaltung sehr unübersichtlich, da dort viele Objekte aufgelistet werden, von denen ein Normalanwender wohl kaum weiß, was es mit diesen auf sich hat. Eine Zentralstelle für alle vom Benutzer angelegte Passwörter und seine Sicherheitseinstellungen, wozu wir auch den Fingerabdruck zählen würden, wäre da hilfreich, sozusagen eine Systemeinstellung „Privacy“.

Die Schlüsselbundverwaltung ist wenig nutzerfreundlich, alle Benutzerpasswörter sollten an einem Ort verwaltet werden.
Thomas Armbrüster
Und nachdem Apple das Startup-Unternehmen Wave One übernommen hat, das sich mit der Kompression von digitalen Daten und insbesondere von Videos mithilfe von künstlicher Intelligenz beschäftigt, könnte in diesem Bereich schon etwas im nächsten macOS zu spüren sein. Denn die Basis des Verfahrens bildet das Erkennen von wichtigen und weniger wichtigen Bildinhalten, die dann unterschiedlich komprimiert werden. Und es ist vorstellbar, dass ein solches automatisches Analyseverfahren auch dabei helfen könnte, Bilder und Videos automatisch zu verbessern.
Nice to have: Wünsche an Time Machine, Fotos und Private Relay
Unsere amerikanischen Kollegen von der Macworld haben für das nächste macOS ein paar Wünsche geäußert. So fänden sie es toll, wenn man auf dem Mac mit Time Machine ein Backup in der iCloud machen könnte. Dann hätte man immer eine externe Sicherung, zusätzlich zur lokalen. Und sie schlagen zudem vor, auf den Macbooks mit einer Notch eine Funktion analog zur „Dynamic Island“ des iPhone 14 Pro einzuführen. Dann könnte dieser Bereich wie auf dem iPhone für Informationen verwendet werden, die sonst an anderer Stelle oder nur in der Mitteilungszentrale zu sehen sind.
Auf unserer Wunschliste steht unter anderem Private Relay für alle Browser. Bisher funktioniert die Verschleierung der eigenen IP-Adresse nur mit Safari. Ob Apple aber diesen Vorteil für den eigenen Browser aus der Hand geben wird, ist eher unwahrscheinlich.
Zum anderen stände Fotos eine Weiterentwicklung gut zu Gesicht, in den letzten Jahren hat sich da bei den Werkzeugen kaum etwas getan. So sollten mithilfe von künstlicher Intelligenz unter anderem bessere Ergebnisse beim Retuschieren zu erzielen sein als bisher, und die Filter könnten intelligenter werden und Optionen bieten, nur bestimmte Bildteile zu verfremden. Auch könnte ein intelligenterer Unterbau dabei helfen, Bildverzerrungen und stürzende Linien ohne manuelle Eingriffe in den Griff zu bekommen. Und nicht zuletzt wäre es hilfreich, wenn man nicht benötigte Werkzeuge ausblenden könnte.