Apple Keynotes, vor allem die von Steve Jobs, wurden nicht selten mit heiligen Messen verglichen, die die Enthüllung eines sakralen Gegenstandes zum Höhepunkt hatte. Kunden und Fans des Unternehmens mussten sich oft vorwerfen lassen, Gläubige einer Religion zu sein und keine kritischen Konsumenten. Apples jüngste Pläne geben diesen Stimmen endlich recht.
Denn wie Tim Cook gestern Abend auf seinem Überraschungsbesuch in München erklärte, werde Apple in Deutschland den Status als Kirche beantragen. Anlass für sie Stippvisite war der erste Spatenstich für das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum in der Maxvorstadt, Apple will in der Landeshauptstadt in den kommenden Jahren eine Milliarde Euro investieren.
Regelmäßige Einnahmen – mit staatlicher Hilfe
Damit auch die Seite der Einnahmen passt, sucht Apple in Deutschland nach Wegen der krisenfesten Umsätze. Und da man es eher mit Gläubigen und Fans als mit Kunden zu tun hat, wolle man das ausnutzen. Künftig werde Apple keine Servicepakete wie Apple One verkaufen, die man auch jederzeit wieder kündigen könne, sondern mithilfe des Staates Kirchensteuer bei der Apple-Fangemeinde einziehen, lautet die offizielle Begründung für den gewagten Schritt.
Anders als etwa Pseudokirchen wie Scientology gebe man seinen Gläubigen auch realistische Heilsversprechen, die man sogar einhalte. Man brauche auch keinen Gründungsmythos wie Wasserstoffbomben und Thetane, sondern habe schlicht und ergreifend das Wort und Werk des Steve Jobs, das für die Apple-Kirche spreche.
Woher Apple die Idee hat
Am Abend dieses Samstags, der gleichzeitig der 47ste Geburtstag des Unternehmens Apple ist, werde Tim Cook in München einem Hochamt zweier anderer Glaubensgemeinschaften beiwohnen, die das Zeug zur Kirche haben: Den rot-weißen und den schwarz-gelben, die sich in der Allianz-Arena darum streiten, wer in diesem Jahr das Seelenheil, also die Meisterschale, bekommt. Das kommt nicht von ungefähr, die Idee von der Kirche will Tim Cook aus Neapel mitgenommen haben. Dort gibt es nicht nur seit einigen Jahren eine von Apple betriebene Akademie für Entwickler, sondern auch die Kirche Maradonas, die ihrem D10s huldigt. Was der Fußball kann, das kann Apple schon lange, mag Tim Cook gedacht haben.
Neben der regelmäßig eingetriebenen Kirchensteuer will Apple fortan seine Gläubigen auch um eine Art Kirchgeld bitten, mit der freundlichen, aber bestimmten Aufforderung, sich mindestens ein neues Paar Airpods, aber am liebsten doch das neueste und teuerste iPhone zu kaufen. Da die Apple-Kirchen-Steuer an das Bruttoeinkommen ausgerichtet ist, weiß Apple auch, was sich die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft leisten können und wird die Briefe entsprechend fordernd formulieren.
Kirchenmitglied wird man durch Taufe, die Priester:innen – vor denen kein Ministrant Angst zu haben braucht – in den bisher als Apple Stores firmierenden Sakralbauten direkt an der Kasse beim Kauf des ersten Apple-Produkts vornehmen. Austreten geht nur mit einem Besuch im zuständigen Gemeindeamt und kostet Gebühren.
Apple will sein Vorhaben in einem Jahr abgeschlossen haben, mit Ablauf des 31. März 2024, also rechtzeitig vor dem 48sten Unternehmensgeburtstag – kurz nach dem 40sten des Mac.
Unsere Meinung:
Sicher ist die Gemeinschaft der Apple-Kunden und Fans eine Besondere, aber eine Kirchengemeinde ist doch etwas anderes. Zudem sieht Apple offenbar nur eine scheinbar einfache Möglichkeit, um regelmäßig an das Geld der Gläu…, der Kunden zu gelangen. Nie ist hingegen die Rede davon, Sozialwerke in Deutschland mit den Steuereinnahmen zu finanzieren. Und ob das von iPhone und Co. ausgehende Seelenheilsversprechen wirklich so nachhaltig ist, wollen wir bezweifeln. Die vom Staat eingetriebene Kirchensteuer besteht seit der napoleonischen Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts, und ist gewissermaßen eine Entschädigung für die damals vorgenommenen Enteignungen von Kirchengütern. Wann hat aber wer Apple hier enteignet? Wir können es kaum fassen, wie absurd und geradezu blasphemisch Apple hier agiert.
Wenigstens müsste man sich nicht an ein völlig neues Datum für den Heiligen Abend gewöhnen: Die Apple-Kirche will nicht am 24. Dezember feiern, sondern am 24. Februar, dem Geburtstag von Steve Jobs. Sein gelbes iPhone 14 kann Tim Cook heute aber in der Tasche seines schwarzen Jackets stecken lassen, wenn er die Allianz-Arena besucht, selbst wenn er beteuert, schwarz und gelb seien doch nur die Farben der Stadt München, dem Rom der Apple-Kirche.
Apple hat auf seiner Website das Vorgehen ausführlich erklärt.