Was ist Apples wichtigstes Produkt? Finanziell betrachtet, natürlich das iPhone, denn es bringt mehr Geld ein als alle anderen Produktkategorien – der Mac, das iPad, Wearables und Services – zusammen. Doch wenn es darum geht, die Loyalität der Kunden aufrechtzuerhalten, die diese iPhones kaufen, könnte man argumentieren, dass iOS noch wichtiger ist.
Menschen kaufen iPhones nicht, weil sie die besten Spezifikationen oder das innovativste Design (darüber lässt sich definitiv streiten) haben, sondern weil sie das benutzerfreundlichste und flüssigste Erlebnis bieten, was zum Großteil am Betriebssystem liegt.
Warum ein neues iOS fast wichtiger ist als ein neues iPhone
Freilich müsste in Hinblick darauf der alljährliche Launch einer neuen Version von iOS deutlich heißersehnter sein als die Vorstellung irgendwelcher neuen iPhones, die der letzten Generation wahrscheinlich verdammt ähnlich sehen. Nun, ja und nein. Die Software-Ankündigungen auf der WWDC werden sicherlich einen Blick wert sein und ein besonders spektakuläres iOS-Update kann dafür sorgen, dass sich Ihr altes iPhone plötzlich ganz neu anfühlt, ohne auch nur einen Cent dafür ausgeben zu müssen.
Doch es gibt einen Unterschied zwischen „wichtig“ und „interessant“, denn die langweiligen Updates sind für Apple genauso kritisch wie die funkelnden. iOS ist wie das Abwassersystem im Haus oder ein Schiedsrichter beim Basketball: am besten unsichtbar. Wenn ich mir Gedanken um Abwasser oder um Dribbling-Regeln machen muss, dann passieren Dinge im Vordergrund, die eigentlich im Hintergrund ablaufen sollten.
Letzte Woche ist ein glaubwürdiger Bericht erschienen, demzufolge Apple seine Strategie für iOS 17 geändert hat – von Bugfixes zu neuen Features. Während Kenner bisher mit einem „Wartungs-Update“ gerechnet haben, das auf bessere Performance abzielt, soll es nun einige „Nice-to-have“-Funktionen bekommen, einschließlich solcher, nach denen die Nutzerschaft am häufigsten gebettelt hat. Eine Runde Applaus dafür.
Wenn weniger manchmal mehr ist
Ich möchte wirklich kein Spielverderber sein, aber ich bin einfach nicht überzeugt von dieser Idee. Mir wäre es lieber, wenn Apple seine Energie darauf fokussiert, dass alles so läuft, wie es soll, statt zusätzliches Zeug einzuführen, das auf kreative Art und Weise schiefgehen kann. Nicht, dass iOS in seinem jetzigen Zustand besonders fehleranfällig wäre. Während das alte Mantra „it just works“ heutzutage nur noch sarkastisch verwendet wird, sind Apple-Produkte immer noch Marktführer, was Zuverlässigkeit angeht. Doch es gibt noch Probleme und ich wünschte, es gäbe weniger. Nehmen wir Siri als Beispiel: Soll Siri lieber mehr verschiedene Anfragen beantworten können oder die aktuellen zuverlässiger? Dachte ich mir doch.
Das Problem ist, dass Apple zwei verschiedene Gruppen anbiedert, wenn eine neue iOS-Version veröffentlicht wird: die iPhone-Besitzer:innen, die die Software das komplette Jahr tagtäglich verwenden und keinen Gedanken daran verlieren, einerseits, und Klugscheißer wie diesen Autor, die über alle Änderungen schwadronieren, sie analysieren und besessen von ihnen sind, andererseits. Der Ausdruck „Wartungs-Update“ wird meist abfällig verwendet und ein Update ohne Flaggschiff-Feature würde in den einschlägigen Technikmagazinen verrissen werden wie die Printversion der goldenen Himbeere. Doch ich behaupte: Das durchschnittliche neue Flaggschiff-Feature – wie der langersehnte anpassbare Sperrbildschirm von iOS 16 – tut weniger für das Wohl der Menschheit, als wenn SMS-Codes automatisch in der Zeile über der Tastatur landen. Ersteres will verändern, wie Sie Ihr iPhone benutzen, Letzteres will Ihnen das Leben einfacher machen.
Deshalb verspreche ich: Wenn iOS 17 sich als Wartungs-Update herausstellt, werde ich mich nicht darüber beschweren. Wer ist dabei?
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