Manche Autorinnen und Autoren schreiben ausführlich, und manche lesen das auch gern. Zum Beispiel, weil sie das Thema bis ins Detail interessiert, oder weil es einfach so viel zu schreiben gibt, damit alle wichtigen Aspekte erfasst sind. Doch wenn man keine Zeit dafür hat oder der Text einen trotz oder wegen des Themas nur am Rande interessiert, möchte man schnell, wie beispielsweise bei wissenschaftlichen Texten üblich, eine Art Summary zu haben.
Tatsächlich gibt es dafür mit dem Dienstprogramm “Zusammenfassen” auf dem Mac schon sehr lange ein Tool, das Sie unter den Bedienungshilfen und dort unter Tastatur in den Systemeinstellungen finden.
Einrichten von “Zusammenfassen”
Wenn man “Zusammenfassen” nicht bereits im Kontextmenü unter “Dienste” findet, womit es in sämtlichen Programmen und Browsern bei vorher ausgewähltem Text sichtbar sein sollte, aktiviert man dies über die Systemeinstellungen. Dort wählt man die Bedienungshilfen aus und “Tastatur” (man kann aber auch gleich das Kontrollfeld “Tastatur” in den Systemeinstellungen anwählen). Dort wiederum klickt man auf “Tastaturkurzbefehle” und wählt in der Liste “Dienste” aus. Der letzte Eintrag dort ist “Text”, und darin wieder die unterste Option “Zusammenfassen” anklicken. Nun sollte der Service überall bei Rechtsklick im Kontextmenü unter “Diensten” zur Verfügung stehen.

Macwelt
Wichtig ist es, den gewünschten Text immer erst zu selektieren, sonst weiß der Dienst nicht, was er machen soll. Oft reicht es, einfach alles auszuwählen, zum Beispiel durch command-A. Oder man selektiert nur den gewünschten Text oder die entsprechenden Absätze.
Schnelle Zusammenfassung von Text in beliebiger Länge
Es öffnet sich dann das Fenster “Zusammenfassen” mit einer vorgeschlagenen Übersicht zum Text. Mit einem Schieberegler unten kann man dies ganz leicht von 1 bis 100 Prozent verändern und sieht praktisch in Echtzeit den neuen Vorschlag für eine Zusammenfassung. Damit kann man spielen, bis man zufrieden ist und eine ausreichende Übersicht oder Zusammenfassung über einen langen Text erhält. Das ist für den ersten Zugang immer hilfreich und unübertroffen schnell. Alternativ lassen sich statt Sätzen allgemein auch die Absätze des Textes zusammenfassen.
Im eigentlichen Sinn “intelligent” ist dieses Verfahren freilich nicht. Die zusammengefassten Texte sehen etwas willkürlich aus, man erhält einfach nur einen schnellen Überblick, das muss reichen. Deutlich eleganter präsentiert sich eine Zusammenfassung mit ChatGPT. Dazu bedarf es andererseits ein paar Schritte mehr. Zunächst ist bei Open-AI ein Account anzulegen, wie üblich mit E-Mail-Adresse und Passwort. Anschließend reicht es aber, beispielsweise den Link des Artikels einzugeben und die KI um eine Zusammenfassung dazu zu bitten.
ChatGPT mit desaströser Zusammenfassung
Wir wählen wie beim Mac-Tool „Zusammenfassen“ einen ausführlichen Artikel unseres Redakteurs Peter Müller über das E-Bike Urtopia Carbon One auf Macwelt.de mit zahlreichen technischen Werten und Angaben aus, die auch auf den ersten Blick gut erkennbar sind. Die Zusammenfassung hat ChatGPT schnell gemacht, und sich dabei sehr kurz gefasst. Wir bitten um einen längeren Text, auch das wird anstandslos erledigt. Doch dann sehen wir uns die Details an und fallen gewissermaßen vom technischen Glauben ab – da stimmt im Prinzip gar nichts, und das insbesondere bei Werten wie Akkukapazität, Höchstgeschwindigkeit und sogar beim Preis, der frei erfunden ist.
Wenn man den Artikel mit dem Ergebnis selbst vergleichen will, kann man das anhand unserer Screenshots tun. Um das nicht auf sich beruhen zu lassen, konfrontieren wir ChatGPT mit seinen auffallend falschen Angaben. Dieses entschuldigt sich dafür und stellt einige Details richtig. Das relativ einzigartige Feature des E-Bikes, ARES (Advanced Rear Early-Indication System, das als Blinker ein zusätzliches Licht auf den Boden hinten neben den Fahrradfahrenden wirft (wodurch Autos nachts zusätzlich eher Abstand halten), wird erst gar nicht erwähnt und in der Richtigstellung dann falsch erklärt.
ChatGPT 4 deutlich genauer
Da wir kein Abonnement von ChatGPT haben und daher noch mit GPT 3.5 versorgt werden, stellt sich die Frage, ob es mit dem aktuelleren ChatGPT 4 besser geht? Immerhin haben wir die kostenlose Bing-App auf dem iPhone, die durch Microsofts Engagement bereits ChatGPT 4.0 implementiert hat (was wir uns von der KI eigens bestätigen lassen). Tatsächlich ist das Ergebnis hier weitaus besser, die Details stimmen jetzt sehr viel genauer mit der Vorlage überein. Offensichtlich holt sich ChatGPT weitere Infos nicht nur in unserem Artikel, sondern auch auf anderen Webseiten, die das E-Bike präsentieren. Auf Rückfrage wird nun auch zutreffend erklärt, was das ARES-System beim Urtopia Carbon One ist. Und auf weitere Nachfrage erhalten wir auch den korrekten Preis.
Lesetipp: Welches iPhone ChatGPT empfiehlt – und was wir davon halten
ChatGPT vs. ChatGPT
Wie soll man das jetzt bewerten? Keine Frage: ChatGPT bietet einzigartige Funktionen, doch, wie wir schon häufig gemerkt haben, man darf sich auf keinen Fall blind auf seine Angaben verlassen. Dann kann man nämlich ziemlich hereinfallen. Dass es so sehr danebenliegen konnte, hätten wir allerdings bei objektivierbaren und dem Text deutlich entnehmbaren Angaben nicht für möglich gehalten. So hart gilt das Urteil aber nur für die öffentlich zugängige ChatGPT Version 3.5 auf der Webseite von Open-AI und allen Tools, die es in ihren eigenen Apps oder auf Webseiten nutzen. Mit ChatGPT Version 4.0 spürt man doch den deutlichen Fortschritt. Dieses ist bislang freilich zahlenden Abonnenten vorbehalten, oder in der App von Microsoft Bing verfügbar, gleichfalls über deren Website. Wenn, sollte man lieber diese nutzen. Dazu muss man sich registrieren lassen, aber dann erhält man die fortschrittlichste Version.
ChatGPT oder Mac-Tool: Jedes auf seine Weise
Da gibt es noch eine Menge zu tun, was die allgemein verfügbare Version von ChatGPT 3.5 mitunter als Ausgabe zur Verfügung stellt. Diese strotzte bei unserem Versuch nur so von Fehlern und falschen Angaben und war dadurch für diesen Zweck völlig unbrauchbar. Dabei sollte sie nur ganz einfach eine Webseite zusammenfassen, auf der leicht erkennbar, alle nötigen Angaben stehen. Da sind die Hausmittel wie mit “Zusammenfassen” auf dem Mac die besseren Alternativen: nicht so brillant formuliert, aber dafür fehlerfrei, weil es sich Informationen nicht selbstständig zusammensucht oder gar ausdenkt. Andererseits – an der neuen Version ChatGPT 4 merken wir, wie rasant der Fortschritt besonders beim maschinellen Lernen ist. Solange das aber noch nicht allgemein und fehlerfrei zur Verfügung steht, kann man sich ruhig weiterhin auf das kleine, aber feine Mac-Tool verlassen und damit schnelle Zusammenfassungen langer Texte für den eigenen Überblick nutzen.