Unsere Wertung
Pro
- Liegt gut in der Hand
- Zusätzliche, frei belegbare Schultertasten
- Auch für größere Hände geeignet
- Lightning-Anschluss zum Laden beim Spielen
Kontra
- Teuer
- Gewöhnungsbedürftige Geräuschkulisse
- Nexus-App nur bedingt nützlich
- Lightning-Anschluss nicht zukunftssicher
Fazit
Das Razer Kishi V2 for iPhone ist ein solider iPhone-Controller, der gut in der Hand liegt, dessen Haupttasten reaktionsschnell sind und der noch dazu nützliche Zusatztasten besitzt. Der Gesamteindruck wird getrübt von einem hohen Anschaffungspreis und der Tatsache, dass das Gamepad einen Lightning-Anschluss besitzt, den Apple beim iPhone 15 voraussichtlich abschaffen wird.
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Smartphones haben sich unlängst zu Geräten entwickelt, mit denen man nicht nur telefonieren und Nachrichten schreiben kann – sie sind auch leistungsfähig genug, um ohne PC oder Konsole anspruchsvolle Spiele spielen zu können, vor allem unterwegs. Doch obwohl die meisten iPhone-Spiele für den Touchscreen optimiert sind, bedienen sich viele einer klassischen, häufig nervigen Krücke: virtuelle Joysticks.
Das funktioniert häufig gut genug, allerdings fehlt das haptische Feedback echter Tasten und Analogsticks und außerdem schränken sie das Sichtfeld ein, da immer zwei Daumen Teile des Bildschirms verdecken.
Glücklicherweise unterstützt das iPhone inzwischen Controller in allen Formen und Farben. Speziell für Smartphones hat sich eine Bauart etabliert, in die auch das Razer Kishi V2 (for iPhone) fällt: links und rechts befindet sich je eine Controller-Hälfte, dazwischen lässt sich das iPhone über einer gefederten Brücke einspannen.

Eugen Wegmann
Design und Verarbeitung
- Sehr leicht
- Clevere Designmerkmale
- Anschluss für Lightning-Ladegerät
Beim Auspacken fällt auf: Wirklich viel ist in der Verpackung nicht enthalten, lediglich das Kishi selbst und der übliche Papierkram – einschließlich obligatorischer Razer-Sticker. Das ganze Gerät ist federleicht – es bringt lediglich 123 g auf die Waage. Das liegt hauptsächlich daran, dass das ganze Gamepad aus Kunststoff besteht, weshalb es sich besonders in Kombination mit dem geringen Gewicht etwas billig anfühlt. Dass die Verbindung der beiden Controller-Hälften an der Schnittstelle außerdem etwas wackelt, ist nicht unbedingt förderlich für den Ersteindruck.
Und dennoch – abgesehen davon wirkt alles am Razer Kishi V2 wertig und durchdacht: Die Verbindung der beiden Hälften hält auch stärkerer Krafteinwirkung stand (auch wenn ich wirklich nicht probieren würde, es übers Knie zu brechen) und die Rückseiten der Griffe sind für besseren Grip strukturiert. An der rechten Hälfte gibt es oberhalb vom Lightning-Anschluss zwei Schlitze, damit der Lautsprecher und das Mikrofon auf der Unterseite vom iPhone nicht vom Kunststoff verdeckt werden, während der Lightning-Anschluss selbst durch den Griff hindurch nach unten verlängert wird, um das iPhone auch beim Zocken laden zu können.

Eugen Wegmann
Auf der jeweiligen Innenseite gibt es je einen Gummi-Bumper, der dafür sorgt, dass das iPhone sicher und rutschfest in der Halterung liegt, wenn Sie keine Hülle benutzen. Da ein iPhone mit Hülle so nicht ins Kishi V2 reinpassen würde, kann man die Bumper auch herausnehmen, dann passt das iPhone auch mit den meisten normalen Hüllen ins Gamepad.
Mit Apples eigenen Hüllen funktioniert das völlig problemlos und selbst das iPhone 12 Pro Max vom Kollegen der PC-Welt mit einer dicken Hülle für eine Fahrradhalterung passt wie angegossen. Problematisch wird es wahrscheinlich bei noch größeren Hüllen oder Cases und solchen mit mehr Schnörkeln, testen konnte ich das jedoch nicht.
Im Vergleich zum Vorgänger, der ohnehin nur mit USB-C-Anschluss kommt, würde ich am Kishi V2 lediglich kritisieren, dass es sich nicht ganz so kompakt zusammenklappen lässt. Während man die beiden Hälften des ursprünglichen Kishi komplett aneinander schieben konnte, bleibt beim Kishi V2 immer eine Lücke von rund zehn Zentimetern dazwischen.

Eugen Wegmann
Layout und Haptik
- Layout orientiert sich an Switch
- Auch in größeren Händen bequem
- Haupttasten mit schnellen Microswitches
Das Layout des Controllers orientiert sich stark an dem der Nintendo Switch: Links befindet sich ein Analogstick, direkt darunter ein Steuerkreuz, dazwischen eine Sondertaste, die je nach Spiel anders belegt ist – am ehesten wahrscheinlich mit der klassischen „Select“-Taste gleichzusetzen – und unten eine Taste für Aufnahmen.
Auf der rechten Seite liegen an der Stelle, wo links der Analogstick ist, vier Aktionstasten – A, B, X, Y – in Xbox-Anordnung, der Analogstick in der Mitte, eine Sondertaste, um die dazugehörige Razer-App zu starten und wiederum darunter eine weitere Sondertaste, die am ehesten dem klassischen „Start“ entspricht.

Eugen Wegmann
Auf der Oberseite sind auf jeder Seite drei weitere Tasten angebracht – ein Bumper (L1/R1), ein Trigger (L2/R2) und eine Zusatztaste (L4/R4), auf die jede andere Taste gelegt werden kann. L3 und R3 sind typisch auf den beiden Analogsticks positioniert.
Ausgehend vom Klang der einzelnen Tasten hat Razer im Kishi V2 drei oder vier verschiedene Switches verbaut: Am auffälligsten sind die Microswitches unter den Tasten A, B, X, Y, L1/R1, L4/R4: diese sind unheimlich reaktionsschnell, haben einen leichten Druckpunkt und einen kurzen Betätigungsweg, klingen aber wie das Klicken einer Maus, was anfangs bei einem Controller wirklich gewöhnungsbedürftig ist (sofern man noch nie einen Razer-Controller in der Hand hatte).

Eugen Wegmann
Die restlichen Tasten auf der Vorderseite und die Analogsticks verwenden eher klassische Switches und haben einen etwas härteren Druckpunkt – bei den Sticks für meinen Geschmack sogar etwas zu hart – und einen dumpferen, gewohnteren Klang. Etwas leichtgängiger und dumpfer ist das Steuerkreuz, die beiden Trigger (L2/R2) hingegen geben gar kein Geräusch von sich, haben aber eine unglaublich angenehme Federhärte.

Eugen Wegmann
Da die beiden Gamepad-Hälften deutlich dicker sind als die Joy-Cons der Nintendo Switch, liegt das Razer Kishi V2 wesentlich besser in der Hand und wird auch bei längeren Sitzungen nicht unbequem – zumindest bei kleinen Händen wie meinen. Ich habe das Kishi auch mal Kollegen mit Bärenpranken in die Hand gegeben, die das Gefühl insgesamt auch als sehr gut bewertet haben.
Nervig werden könnte unter Umständen der Geräuschpegel der einzelnen Tasten, denn abgesehen von den Triggern sind alle relativ laut – deutlich lauter als die Tasten des Dualsense-Controllers der Playstation 5. Dass sie alle so unterschiedlich klingen, macht die Situation auch kaum besser. Spielt man mit Kopfhörern, lässt sich das zwar übertönen, wenn allerdings im Zug damit spielen möchte, riskiert man durchaus genervte Blicke von den Mitreisenden, zumindest im Ruheabteil.
Kompatibilität
- Verbindung nur über Lightning
- Am besten für iPhone 12 und neuer geeignet
- Für iPhones mit und ohne Hülle
Das Razer Kishi V2 for iPhone ist prinzipiell kompatibel mit allen iPhones, die einen Lightning-Anschluss besitzen und auf denen mindestens iOS 15.4 läuft – dazu zählen alle Geräte ab dem iPhone 6S bzw. dem iPhone SE (1. Gen.). Aus Neugier habe ich versucht, ein iPad Mini mit Lightning-Anschluss einzuspannen, leider ist es allerdings ein paar Zentimeter zu lang. Verbunden wird das Kishi V2 ausschließlich per Lightning, kabellose Optionen sind nicht vorgesehen. Warum auch, wenn man das iPhone ohnehin darin einspannt?
In Grenzfällen ist eine Lightning-Verbindung stabiler als eine kabellose, Latenz spielt bei Bluetooth heutzutage jedoch keine Rolle mehr und macht sich allenfalls homöopathisch bemerkbar – nicht über den Placebo-Effekt hinaus.

Eugen Wegmann
Bei meinen Tests habe ich festgestellt, dass iPhones mit dem kantigen Design ab dem iPhone 12 am besten passen, sowohl das iPhone SE 3 in der Redaktion als auch das iPhone 11 Pro meiner Kollegin sitzen mit und ohne Hülle für meinen Geschmack etwas unsicher im Razer Kishi V2.
Das liegt daran, dass sie deutlich dünner sind als neuere iPhones und nur von der Federkraft des Controllers festgehalten werden und gleichzeitig haben sie wegen ihrer stark abgerundeten Kanten eine kleinere Kontaktfläche mit den Gummi-Bumpern. Kurz gesagt: An der linken Seite wackeln ältere iPhones stärker als neuere.
Hinsichtlich der Spiele ist die Kompatibilitätsfrage natürlich nicht allgemeingültig zu beantworten. Generell kann man jedoch sagen, dass Spiele, die für vertikale Ausrichtung ausgelegt sind, nicht mit dem Razer Kishi V2 (oder anderen Gamepads) kompatibel sind. Grindstone besitzt beispielsweise gar keine Unterstützung für Controller, während Castle Crumble zwar Eingaben registriert, die Sticks aber um 90 Grad gedreht sind und das Spiel mit dem Kishi V2 deshalb unspielbar wird.
Lesetipp: Die besten Spiele fürs iPhone
Am besten geeignet sind deshalb Adventures (z.B. Oxenfree), Jump’n’Runs (z.B. Shovel Knight Dig), Shooter (z.B. Call of Duty Mobile), Actionspiele (z.B. Dead Cells) und Rennspiele (z.B. Asphalt 8). Ich war allerdings überrascht, dass selbst Mini Motorways eine vollständige Controller-Unterstützung besitzt (sich am Touchscreen aber trotzdem deutlich angenehmer spielt).
Abgesehen davon ist das Razer Kishi V2 auch mit Cloud-Gaming-Diensten wie Nvidia Geforce Now und Xbox Cloud Gaming kompatibel, sofern die darin enthaltenen Spiele Controller unterstützen.
Razer Nexus App
- Ändern der Tastenbelegung
- Streaming zu Youtube und Facebook Live
- Sonst wenig Mehrwert
Razer hat fürs Kishi eine eigene App entwickelt, deren Funktionen jedoch überschaubar sind. Oberflächlich dient sie in erster Linie als Launcher für Spiele. In der Theorie ist das nützlich, weil die App mit der Taste unter dem rechten Stick aufgerufen werden kann, statt ständig auf den Homescreen wechseln und über den Touchscreen ein Spiel auswählen zu müssen.

Eugen Wegmann
In der Praxis ist der Nutzen davon ist jedoch begrenzt: Von dem Dutzend Spielen, die auf meinem iPhone zu Testzwecken installiert sind, erkennt Nexus lediglich Dead Cells+ – alle anderen Spiele werden konsequent ignoriert. Abgesehen davon ist die App voll mit Vorschlägen, immerhin sortiert nach Genre, die alle in den App Store führen.

Eugen Wegmann
Für Streamer integriert Razer außerdem eine Streaming-Funktion in die App, die das Spielgeschehen automatisch auf Youtube oder Facebook Live überträgt – Twitch, die größte Game-Streaming-Plattform, ist leider nicht verfügbar.

Eugen Wegmann
Die wichtigste Funktion der App versteckt sich in den Einstellungen: Hier lassen sich nämlich den beiden zusätzlichen Schultertasten, L4 und R4, andere Tasten zuweisen. Nützlich ist das in erster Linie für Spiele, die mit beiden Sticks gesteuert werden – etwa Shooter –, da zwei der vorderen Tasten – A, B, X, Y – vom Daumen unter den linken und rechten Zeigefinger gelegt werden können. Dadurch müssen Sie in schnellen Situationen nicht mit dem Daumen den rechten Analogstick loslassen, um eine der Tasten darüber zu drücken.

Eugen Wegmann
Zur falschen Zeit am falschen Ort
- Gute Hardware zu hohem Preis
- Günstige Alternativen, wenn Controller vorhanden
- iPhone 15 voraussichtlich ohne Lightning
In einem Vakuum wäre das Razer Kishi V2 for iPhone ein großartiges Gerät: Es ist leicht, gut verarbeitet, liegt gut in der Hand, hat nützliche Zusatztasten und funktioniert einwandfrei. Außerhalb eines Vakuums muss es sich allerdings mit vollwertigen Controllern für Xbox, Playstation und Nintendo Switch messen, die deutlich günstiger und versehen mit einer simplen Smartphone-Halterung mindestens genauso funktional und darüber hinaus auch noch mit Mac, PC und den jeweiligen Konsolen kompatibel sind.
Das Razer Kishi V2 für iPhone lohnt sich also entweder, wenn Sie ausschließlich am iPhone spielen, genau diese Bauform haben möchten oder die zwei zusätzlichen Schultertasten benötigen – Letztere gibt es bei Xbox und Playstation nämlich auch nur gegen Aufpreis, mit dem Xbox Elite Wireless Controller (Series 2) oder dem Dualsense Edge, die beide deutlich teurer sind als das Razer Kishi V2.
Haben Sie bereits eine Konsole im Haus und möchten hin und wieder unterwegs am iPhone spielen, sollten Sie unbedingt eine Smartphone-Halterung für Ihren Controller in Erwägung ziehen. Diese sind schon für unter 20 Euro von renommierten Marken erhältlich, beispielsweise von 8bitdo für den Xbox-Controller oder von nicht renommierten Marken für den Dualsense-Controller der Playstation 5.

Eugen Wegmann
Wahrscheinlich sind sie sogar mit dem Razer Raiju Mobile besser bedient, einem klassischen Controller mit integrierter Smartphone-Halterung. Dieser ist zwar schon etwas älter und nicht offiziell für iPhones ausgelegt, verbindet sich aber trotzdem problemlos per Bluetooth und funktioniert dementsprechend. Darüber hinaus ist er aber auch mit allen anderen Bluetooth-fähigen Geräten kompatibel, in erster Linie also mit Macs, iPads und PCs, sodass er auch Einsatzgebiete außerhalb vom iPhone hat.
Lesetipp: Playstation-, Switch- & Xbox-Controller mit iPad & Co. verbinden: So geht’s
Doch das Razer Kishi V2 for iPhone macht es mir auch aus einem anderen Grund schwer, eine vollumfängliche Empfehlung abzugeben: Razer hat das Gamepad Mitte Juni 2022 auf den Markt gebracht – ungefähr zur selben Zeit, als die EU beschlossen hat, USB-C als einheitlichen Standard für den Ladeanschluss von Elektronikgeräten festzulegen. Auch wenn es bis heute noch nicht offiziell bestätigt ist, war es damals schon absehbar – heute gilt es als gesichert –, dass das iPhone 15 mit USB-C-Anschluss kommen würde.
Fazit
Wenn Sie sich also heute das Razer Kishi V2 for iPhone kaufen, werden Sie es mit neuen iPhones wahrscheinlich nicht mehr verwenden können. Freilich konnte es Razer damals nicht wissen, ärgerlich ist es trotzdem. Wenn Sie also vorhaben, dieses oder nächstes Jahr auf ein neues iPhone umzusteigen, kann ich das Kishi V2 for iPhone nicht empfehlen.
Wenn Sie jedoch mit Ihrem aktuellen Lightning-iPhone zufrieden sind und es noch ein paar Jahre behalten möchten, dann ist dieser Controller rein technisch gesehen eine sehr gute Wahl. Und wer weiß – vielleicht ist das Razer Kishi V2 für Android mit USB-C-Anschluss ja von Haus aus mit iPhone 15 und neuer kompatibel, wenn Apple es mit seiner MFi-Zertifizierung nicht übertreibt.