Ich kann den Vorwurf, ich sei ein Apple-Fanboy, wirklich nicht mehr hören. Als Macwelt-Redakteur und Moderator des YouTube-Kanals „Technikliebe“ setze ich mich zwangsläufig außerordentlich viel mit Apple auseinander.
Und ja: Ich finde Apple gut. Aber ist man, nur weil man Apple-Produkte besitzt, sich mit den Werten oder der Philosophie eines Unternehmens identifiziert, auch automatisch ein Apple-Fanboy? Und selbst wenn: Ist es, ein sogenannter Fanboy zu sein, etwas Schlechtes?
Heutzutage ist der Begriff „Fanboy“ überwiegend negativ konnotiert. Fanboys geben beim Betreten eines Apple Stores ihre Fähigkeit des logischen Denkens ab. Sie verfügen offenbar auch über zu viel Geld, anders ist es nicht zu erklären, dass sie sich die überteuerten Apfel-Produkte leisten können. Sie lassen sich von Apples Marketing blenden, hinterfragen nicht und sind auch sonst ganz furchtbare Menschen, weil sie für die dunklen Mächte aus Cupertino ihr Geld zum Fenster hinausschmeißen.
Fanboys trifft man heutzutage überall an. Witziger Weise bezeichnen sich jene niemals selbst als solche. Oder haben Sie schon mal jemanden auf offener Straße „ICH BIN EIN APPLE-FANBOY!“ schreien gehört? Nein. Den Titel „Fanboy“ bekommt man wie den „Sir“ oder die „Dame“ übertragen. Zwar nicht per Ritterschlag, dafür aber von denjenigen, die sich als das komplette Gegenteil eines Fanboys betrachten.
Für Thomas Panke, der auf YouTube besser als „Der Held der Steine“ bekannt und wohl Deutschlands erfolgreichster Klemmbausteine-Kritiker ist, sind zum Beispiel alle Käufer, welche die überteuerten Lego-Sets unkritisch kaufen, automatisch Lego-Fanboys. Die kaufen alles. Denen ist es auch egal, wenn sie 500 Euro für ein Lego-Set ausgeben und anstatt bedruckter Steine eine Seite voller Sticker auf sie wartet. Oder dass die Anzahl der im Set enthaltenen Steine keineswegs den Preis rechtfertigt – alles egal. „Die Fanboys kaufen es so oder so“.

Thomas Panke aka “Der Held der Steine”
YouTube / Held der Steine Inh. Thomas Panke
Fanboys gab es schon immer
Fanboys sind also Menschen, die unüberlegt alles glauben und tun (oder kaufen), was jemand anderes ihnen sagt. Nach dieser Logik kann man sagen, dass der Ursprung des Fanboys schon sehr lange Zeit zurückliegt.
Wenn man so will, hatte auch Jesus schon Fanboys. Ein gutes Dutzend „Fanboys“ zu Lebzeiten. Seit der Auferstehung sind zwar ein paar mehr dazu gekommen, aber das sind Details. Jetzt ergibt auch alles einen Sinn: Nicht ohne Grund werden Apple-Fans auch „Apple-Jünger“ genannt.

Apple
Interessant ist, dass jene, die anderen vorwerfen, Fanboys zu sein, selbst überhaupt von gar nichts Fans zu sein scheinen. Die Nicht-Fanboys nutzen natürlich auch Smartphones. Aber wer ein Android-Smartphone besitzt, ist deswegen noch lange kein Android-Fanboy. Google, Samsung und Co. haben keine Fanboys. Denn Android-Nutzer verfügen über etwas, das Apple-Nutzern offenbar fehlt: ein Hirn.
Warum manche am Ende trotzdem ein Samsung Galaxy S23 Ultra für mindestens 1.400 Euro (mittlerweile aber schon deutlich günstiger erhältlich) kaufen, ist mir ein Rätsel. Spielt das Geld am Ende vielleicht doch keine Rolle, sondern ist es einfach nur die Tatsache, dass sich auf einem Handy, Tablet, einer Uhr oder einem Computer ein Apfel-Logo befindet?
Wir sind alle Fanboys
Manche Kollegen werfen mir vor, ich sei ein Fanboy, weil ich mehrere Apple Watches besitze. Ältere und neuere Modelle sind in meiner Sammlung, bunte, schwarze, aus Aluminium, Edelstahl oder Titan. Andere sammeln vielleicht analoge Luxusuhren – aber das sei nicht dasselbe. Was kann denn eine rote Apple Watch besser als eine schwarze? Wenn ich dann erkläre, dass es auch Style-Gründe haben kann – schließlich hat man auch mehr als ein Paar Schuhe, Hosen oder Pullis – dann wird schnell auf zu einem anderen Argument gewechselt.
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Dabei scheint es egal zu sein, dass ich Apple bereits öffentlich verflucht habe. Ich kann nur wiederholen: Ich finde das meiste von Apple sehr gut, aber eben nicht alles. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auch nur einen Apple-Nutzer gibt, der es genießt, viel Geld für Apple-Produkte auszugeben. Aber offenbar sind die Produkte von Apple so gut, dass sehr viele Menschen dazu bereit sind, für dieses Erlebnis eine Menge Geld zu zahlen.
Am Ende sind wir alle Fanboys von irgendwas oder irgendwem. Haben Sie mehr als ein Paar Adidas-Schuhe im Schrank stehen? Fanboy! Warum unterstützen Sie nicht auch mal die Konkurrenz? Besitzen Sie mehrere Klamotten einer bestimmten Modemarke? Fanboy! Hegen Sie Sympathien für einen bestimmten Fußballverein und feuern Sie diesen bei Spielen an? Fanboy! Unterstützen Sie beim nächsten Spiel doch mal das andere Team! Gehen Sie auf ein Konzert Ihrer Lieblingsband? Fanboy! Streamen Sie doch stattdessen die Musik ganz laut im Wohnzimmer!
Apple-Nutzer haben den Ruf, Fanboys zu sein. Und wenn man schon als Fanboy gilt, weil man sich von anderen nicht das Recht absprechen möchte, Dinge einer bestimmten Marke oder eines bestimmten Herstellers gut zu finden, dann kann ich mit Fug und Recht behaupten: Ich bin ein Apple-Fanboy. Und das ist auch gut so!