Apple baut meiner Meinung nach die besten Notebooks, Tablets und Smartphones. Trotzdem nutzte ich seit vielen Jahren zwar Macs, Airpods, iPads und iPhones – als Maus aber seit Jahrzehnten Mäuse von Drittherstellern. Aktuell arbeite ich mit einer Logitech G403, während die elegantere Magic Mouse im Regal verstaubt.
Bin ich unfair oder gibt es da eine echte Schwäche in Apples Portfolio? Der Vorwurf ist weder neu noch originell, die Mäuse sind ein altes Problem von Apple. Alle boten ein tolles Design, viele waren aber unergonomisch und überteuert – und die Mäuse von Drittherstellern wie Logitech einfach besser. Erstaunlich ist dies schon deshalb, weil Eingabemethoden eigentlich Apples Kernkompetenz ist.
Mit dem iPhone hat Apple das Touchscreen-Smartphone erfunden, mit dem iPad das mobile Computing revolutioniert und mit Siri den sprachgesteuerten Assistenten eingeführt. Warum sind dann die Mäuse von Apple so enttäuschend? Nach meiner Meinung gibt es dafür aber gleich fünf Gründe.
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Traditionalismus
Gerade bei Eingabegeräten haben Unternehmen eine Art Haustradition: Lenovo verbaut noch immer seinen kleinen runden IBM-Trackpoint als Touchpad-Ersatz und Samsung hält tapfer an einem ins Gehäuse einsteckbaren Stylus fest. Apple hat im Jahr 1984 die Maus als erster Computerhersteller eingeführt und sieht sich deshalb wohl als „Erfinder“ der Maus.
Solche Traditionen werden zwar auch von Fans geschätzt, können aber mit den Jahren schnell zu einer Art Schrulligkeit führen. Seit Beginn des Macs hatten Apple-Mäuse keine zweite Maustaste – eine zweite Maustaste wäre folglich ein Bruch der Apple-Tradition. Auch ein Scrollrad ist praktisch und wird vom System voll unterstützt, nach Meinung der Apple-Designer ist es aber wohl zu hässlich für ein Apple-Produkt. Das Design ist nämlich das zweite Problem.
Design statt Funktionalität
Unbestritten sehen Apples Mäuse, auch die aktuelle Magic Mouse, optisch sehr gut aus – das kann niemand bestreiten. Ohne zweite Maus und Scrollrad wird die Linie des Gehäuses nicht unterbrochen und sie sorgen auf dem Schreibtisch für einen modernen und eleganten Eindruck. Auch auf Fotos sehen sie klasse aus. Gutes Design sollte aber auch funktional sein und der Grundsatz „form follows function“ wird nach meiner Meinung hier gebrochen.
Klare Linien sind nämlich nicht schwer, wenn man nützliche Bedienelemente weglässt. Gerade bei Mäusen gab es immer wieder einen oder gleich mehrere Design-Fails: Die kreisrunde „Hockey Puck Mouse“ sah cool und bunt aus. Wenn man sie aber in die Hand nahm, wusste man nie, in welche Richtung man den Cursor bewegte. Auch ergonomisch war sie unbequem. Das sorgte für Umdenken, die Pro-Mouse war, abgesehen von einem viel zu kurzem Kabel, eine sehr gute Maus – leider blieb dies die Ausnahme.
Die Weiterentwicklung bei Software führte dazu, dass Kontextfunktionen immer wichtiger wurden und auch auf dem Mac eine zweite Maustaste oder ein Scrollrad nötig wurden.

Andere Hersteller wären gar nicht auf die Idee gekommen, nach einer Alternative für ein Scrollrad zu suchen.
Apple
Richtig übel geht es aber aus, wenn man versucht, neue Funktionen einzuführen und gleichzeitig alte Traditionen zu bewahren. Die erste daraus entstehende „Lösung“ war die „Mighty Mouse“. Diese Maus bietet Mehrtastenfunktionen, aber auf die schrullige Art. Sie hatte nämlich statt eines Scrollrades einen kleinen Nippel, der Links- und Rechts-Klicks sowie Scrollrad simuliert. Ein teures und aufwendiges Konzept, das in der Praxis keine Vorteile brachte, dafür viele Profi-Anwender nervte. Per langem Mausklick aufgerufene Kontextmenüs waren so nämlich nicht mehr nutzbar waren – und Funktionen in Blender und 3DS Max nicht mehr verfügbar.
Apples aktuelle Magic Mouse ist keine wirklich schlechte Maus und wohl die eleganteste auf dem Markt. Dass man die Maus über eine Lightning-Schnittstelle an der Unterseite aufladen muss, führte zwar bereits zu Spott, das finde ich aber gar nicht so schlimm wie die Ergonomie. Hier hat Apple für sein Design-Problem nämlich eine neue Lösung gewählt: Die zweite Maustaste und die Scrollfunktion werden durch eine Touch-Fläche gesteuert.
Das ist aber keine Ideallösung, eine Hardware-Lösung wäre präziser. Außerdem ist das elegante Gehäuse so scharfkantig wie unergonomisch und führt bei mir regelmäßig zu Gelenkschmerzen. Seit Erscheinen 2009 hat sich obendrein wenig getan. Letzte Neuerung war, dass es die 85 Euro teure Magic Mouse für 24 Euro Aufpreis nun auch in Schwarz gibt – neben farbigen Versionen für die farbigen iMacs. Vielleicht gibt es bald eine USB-C-Version, mehr kann man aber wohl in den nächsten Jahren hier nicht erwarten.
Fehlende Konkurrenz
Es gibt wohl einen dritten Grund, warum sich Apple bei seinen Mäusen so viel erlauben kann. Apple ist kein reiner Peripherie-Hersteller. Die Maus gehört bei vielen Macs zum Lieferumfang und wird wohl eher selten als Einzelprodukt gekauft. Dagegen kann sich ein Dritthersteller wie Logitech oder Razer waghalsige Design-Experimente wie einen Bedien-Nippel leisten und muss sehr genau auf Kundenwünsche hören.
Als positiv hat sich bei der Entwicklung neuer Technologien auch das PC-Gaming erwiesen, die für Apple nicht relevant ist. Um die hart umkämpfte Zielgruppe der Gamer zu überzeugen, müssen die Hersteller schon einiges bieten: exakte Sensoren, gute Ergonomie und gute Konfigurierbarkeit. Eine teurere Maus wie die Logitech G Pro X bietet dann aber auch erstklassige Leistung und Präzision.
Drahtlos muss sie sein
Verliert die teure Apple-Maus wieder einmal die Verbindung zum Mac Mini, fragt man sich, warum die Maus unbedingt drahtlos sein muss. Das ist manchmal nervig und man muss doch immer wieder den Akku der Maus aufladen. Auch dafür hat Apple aber gute Gründe: Apple setzt als Firmenpolitik auf drahtlose Technologien und führte schon 2003 die erste Maus mit Bluetooth-Verbindung ein.
Da Apples Macs nur sehr wenige USB-Schnittstellen besitzen, erscheint dies aus Sicht des Apple-Anwenders sogar recht sinnvoll. Manch Windows-Nutzer kann aber bei der Argumentation „Mein Macbook Air hat ja nur zwei USB-C-Schnittstellen, deshalb brauche ich eine Bluetooth-Maus“ wohl nur den Kopf schütteln.
Erstklassige Touchpads
Ein wenig habe ich den Eindruck, dass Apple die Computer-Maus für ziemlich langweilig und fast schon obsolet hält – eine Geräteklasse, die man links liegen lassen kann. Wie schon erwähnt, bietet Apple schließlich Notebooks mit hervorragendem Touchpad und iPads und iPhones mit genialer Touchscreen-Oberfläche. Nicht ohne Grund gibt es wohl mit dem Magic Trackpad eine Alternative zur Maus, die alle Funktionen einer Maus ersetzen kann.
Auch das iPad erhielt schließlich mit dem Tastaturgehäuse Magic Keyboard nicht nur eine Tastatur, sondern auch ein zusätzliches Touchpad. Die Maus gilt intern offensichtlich als „zu Ende entwickelt“. Hier führt die Entwicklung offenbar zur reinen Touch-Oberfläche – ob das aber bei einer Maus der richtige Weg ist?

Apple
Fazit
In den nächsten Jahren erwarten wir viele interessante neue Produkte von Apple – eine ergonomische neue Maus aber leider nicht.