Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Na, das ist mal ein Service von den Leuten, die das Wetter machen: Heute wird es langsam warm und sonnig und am Samstag ist eitel Sonnenschein. Ideal, um den Grill anzuwerfen. Aber erst einmal eine Runde drehen, etwa auf dem Fahrrad. Die Auszeichnung zum Earth Day will ja verdient sein!
Wie jedes Jahr erinnert der 22. April daran, dass wir nur eine Erde haben und eben keinen Plan B. Während aber hierzulande Leute lieber den Wald verbrennen, weil sie das für eine nachhaltigere Heizung halten als mit Solar- und Windstrom betriebene Wärmepumpen oder andere meinen, schon in fünf Jahren könne man ja mit sauberer Fusionsenergie soviel eFuels erzeugen, damit der Porsche weiter röhrt, setzt sich Apple lieber vernünftige und vor allem strenge Ziele. Bis 2030 soll also die gesamte Lieferkette klimaneutral werden – wir berichteten.
Das wird Apple nicht allein durch den Rückgriff auf zu 100 Prozent regenerative Energien schaffen, auch der Materialeinsatz muss noch viel nachhaltiger werden als bisher. Schön, wenn man Aluminium für iPhones, Macs und mehr aus dem Recycling beziehen kann, aber auch dafür braucht man nicht nur Energie, sondern beim Schmelzen eben auch Opferanoden aus Kohlenstoff. Die dann wiederum… Aber auch hierfür gibt es bereits Lösungen, auf die Apple zurückgreift. Und wenn wieder jemand Unfug von grünem Wasserstoff für Automobile oder Gasbrennwertheizungen erzählt, könnte man ja entgegneten, dass der Wasserstoff, den man wirklich mit überschüssiger elektrischer Energie gewinnen kann, vor allem in der Stahlproduktion und verwandten Industriebranchen Sinn ergibt.
Derweil bekommen wir Nachrichten über den Sommer 2022, der in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen bei heißer war, sehr trocken noch dazu. Weit mehr Sorgen bereitet aber der trockene Winter 22/23, nicht nur der Landwirtschaft. Immerhin ist der europäische Netzverbund stabil genug, dass Frankreich im Sommer alle seine Kernkraftwerke wegen Kühlwassermangel stoppen könnte, Wind- und Solarkraftwerke anderer Länder sollten das kompensieren können. Zur Wahrheit gehört auch, dass ohne Kühlwasser zudem weder Gas- noch Kohlekraftwerke laufen können. Über deren Klimaschädlichkeit herrscht wenigstens weitgehender Konsens.
Einer unbequemen Wahrheit muss sich natürlich auch Apple stellen: Das Konzept, jedes Jahr ein neues, besseres, schnelleres und begehrenswerteres iPhone herauszubringen, ist per se nicht nachhaltig. Dabei spielt es keine Rolle, wie gering der Anteil in der Kundschaft ist, der sich jedes Jahr ein neues Smartphone mit Apfel gönnt. Wenn die iPhones vier Jahre, fünf oder weit länger halten und dann erst ausgetauscht werden müssen, ginge das eher in die Richtung. Leider funktioniert die Sache nicht so, auch Apple setzt auf stetes Wachstum. Unendliches Wachstum bei endlichen Ressourcen kann sogar funktionieren, wenn man akzeptiert, dass das Wachstum immer geringer wird, bis es asymptotisch gegen null geht. Apple ist ohnehin auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dem Planeten Erde nicht mehr Ressourcen zu entnehmen, als nachwachsen können.
Fragt sich nur, wann andere Unternehmen und vor allem die Politik so schlau wird – und nicht mehr irren Träumen von Zukunftstechnologie nachhängt, die ganz anders kommen wird, als man sich das vorstellt.
Aber fassen wir uns an die eigene Nase: Am Samstag vielleicht doch nicht Grillen, auch wenn das bisschen Holzkohle gegenüber den Schwedenöfen der Nachbarschaft kaum ins Gewicht fällt, weder von der olfaktorischen Belästigung noch vom freigesetzten Treibhausgas her. Aber wenn die Sonne so schön scheint, dann ist der Strom dank Solarpanels auf dem Dach gratis und frei von CO₂.