Das Angebot an VPN-Diensten ist groß, die beste Anbieter haben wir für Anwender von Macs und iPhones respektive von Windows-PCs und Androiden in ausführlichen Übersichten präsentiert. Diese Listen sind aber bei weitem nicht vollständig.
Denn auf diesen und auch auf den meisten anderen Vergleichslisten im Netz ist in der Regel Mullvad VPN nicht zu finden. Denn der Anbieter aus Schweden, der anders als viele andere VPN-Dienste schon seit 2009 auf dem Markt ist, zeichnet sich vor allem durch seine Sicherheitsphilosophie aus und nicht dadurch, dass man dann ungestört Netflix zu jedem Ort auf der Welt streamen kann. Streaming ist mit Mullvad VPN (zumindest momentan) nicht möglich.
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Wozu VPN dient
Gänzlich anonym wird man durch eine VPN-Verbindung nicht, denn es gibt noch weitere Möglichkeiten, Geräte im Netz zu identifizieren, beispielsweise über das Fingerprinting. Darum gibt es bei Mullvad als Draufgabe zum VPN jetzt auch einen eigenen Browser für den Mac, Windows und Linux, der in Zusammenarbeit mit dem Tor-Projekt auf der Basis von Firefox entwickelt wurde und viele Sicherheits- und Privatsphärenlücken schließt.
Die Datenschutzrichtlinien von Mullvad
Mullvad speichert keine Angaben zum Anwender wie Name und E-Mail-Adresse, sondern vergibt beim Einrichten für jeden Account eine sechzehnstellige Nummer. Zu jedem Account wird dann nur die Nummer und das Enddatum der Laufzeit gespeichert.
Beim Bezahlen werden die persönlichen Daten gespeichert, die für die Transaktion notwendig sind und nach 40 Tagen gelöscht, denn sonst könnte es die Geld-zurück-Garantie für 30 Tage nicht geben. Wer möchte, kann aber auch ganz anonym bezahlen und einen Briefumschlag mit Geld und der Accountnummer an Mullvad senden, oder verwendet Bitcoin.

Die einzige Information, die bei Mullvad gespeichert wird, ist die Kontonummer sowie die Laufzeit des bezahlten Kontingents.
Thomas Armbrüster
Die Server von Mullvad loggen nichts. Weder der Datenverkehr, die DNS-Anfragen, Zeitpunkt und Dauer der Verbindungen noch die IP-Adressen der Nutzer werden nach Angaben von Mullvad gespeichert. Im Dezember 2020 hat Mullvad seiner Serverstruktur zudem einem Audit unterzogen, das keine wirklich gravierenden Probleme gefunden hat.
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Auch die VPN-App, die es für macOS, iOS, Windows, Android und Linux gibt, wurde 2020 extern geprüft. Zudem ist ein Großteil der Software Open Source. Vor Kurzem wollte die schwedische Polizei mit einem Gerichtsbeschluss Rechner beschlagnahmen, um an bestimmte Kundendaten zu kommen, musste dann aber wieder unverrichteter Dinge abziehen – weil klar war, dass solche Daten gar nicht vorhanden sind.

Kurz und übersichtlich steht auf der Webseite, was Mullvad alles nicht loggt.
Thomas Armbrüster
Die Infrastruktur und Preise
Mullvad VPN AB ist Eigentum von Amagicom AB, beide haben ihren Firmensitz in Schweden und befinden sich zu 100 Prozent im Eigentum der beiden Gründer. Momentan verwendet Mullvad 664 Server in 42 Ländern. 160 davon sind im Eigenbesitz, der Rest ist gemietet. Eine Übersicht über alle Server findet man auf der Webseite von Mullvad.
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Etwa zwei Drittel verwenden das WireGuard-Protokoll, ein Drittel OpenVPN. Die eigenen Server stehen alle in Europa und verteilen sich auf neun Länder. Interessant ist zudem, dass laut der Serverliste fast alle Server vom RAM laufen. Dann kann niemand einen Server mitnehmen, um nachzusehen, welche Daten dort gespeichert sind. Denn diese sind dann schon weg.

Auf der Webseite von Mullvad werden alle vom VPN-Dienst verwendeten Server aufgelistet.
Thomas Armbrüster
Die Preisliste von Mullvad für den VPN-Service ist sehr übersichtlich. Egal, für wie lange Zeit man bucht, es kostet immer 5 € pro Monat. Das Konto kann man jederzeit aufladen, ein Account lässt sich auf fünf Geräten verwenden. Das Preismodell hat auch den Vorteil, dass man erstmal für einen Monat zu einem erschwinglichen Preis testen kann und sich nicht für längere Zeit binden muss, um in den Genuss eines niedrigen Tarifs zu kommen.
Mullvad VPN auf dem Mac einrichten
Im ersten Schritt wird eine sechzehnstellige Kontonummer generiert. Diese muss man gut aufbewahren, denn nur mit dieser kann man das VPN dann auch auf anderen Geräten einrichten. Da man die Kontonummer gleich anschließend noch braucht, kopiert man sie in die Zwischenablage.
Im zweiten Schritt fügt man ein Zeitkontingent hinzu, mindestens 5 € für einen Monat. Man hat die Auswahl zwischen verschiedenen Bezahloptionen, wir verwenden Paypal. Anschließend lädt man die VPN-App auf den Mac, startet sie, fügt die zuvor in die Zwischenablage kopierte Kontonummer hinzu und wählt in der App einen Ort für das VPN aus.

Nach dem man die Kontonummer erstellt hat, fügt man dem Konto ein Zeitbudget hinzu und wählt die Bezahlmethode.
Thomas Armbrüster
Die App platziert ein Symbol in der Symbolleiste, über das man sie öffnet. In sich einblendenden Fenster lässt sich zum einen der Ort wechseln, zum anderen kann man dort die VPN-Verbindung trennen. Klickt man bei den Orten auf den nach unten weisenden Pfeil, wird die Liste der verfügbaren Server eingeblendet und man kann direkt einen auswählen.
Per Klick auf das Zahnradsymbol öffnen sich die Einstellungen. Hier kann man das Konto aufladen oder kündigen, die Benachrichtigungen im macOS aktivieren, die Sprache auswählen und etliche VPN-Einstellungen vornehmen.
Achtung: Aktiviert man die VPN-Verbindung, wird automatisch iCloud Private Relay deaktiviert. Man bekommt eine entsprechende Mitteilung angezeigt. Schaltet man das VPN wieder aus, wird Private Relay automatisch wieder in Gang gesetzt.

Im Fenster der App lässt sich der Ort wechseln, die Verbindung beenden und man kann die Einstellungen aufrufen.
Thomas Armbrüster
In den Einstellungen kann man festlegen, dass die App beim Rechnerstart automatisch aktiviert wird und eine Verbindung herstellt. Des Weiteren lassen sich Inhaltssperren aktivieren, getrennt nach verschiedenen Kategorien wie Tracker, Malware und Werbung, und man kann das zu verwendende Protokoll auswählen.
Standardmäßig ist „Automatisch“ eingestellt, oder man wählt zwischen WireGuard oder OpenVPN manuell aus. Auch der Killswitch ist aktiviert, der beim Abbruch der Verbindung zum VPN-Server die Internetverbindung kappt, damit die eigene IP-Adresse nicht plötzlich im Netz zu erkennen ist.

In den Einstellungen legt man fest, dass das VPN automatisch startet, welches Protokoll verwendet werden soll und man kann Inhaltssperren aktivieren.
Thomas Armbrüster
Für beide Protokolle lassen sich noch individuelle Einstellungen vornehmen. Interessant ist beispielsweise „Multihop“ für WireGuard. Ist die Option aktiviert, wird die VPN-Verbindung über zwei Server hergestellt, was eine Rückverfolgung erschwert, die Verbindung aber verlangsamen kann. Analog gibt es für OpenVPN den Brückenmodus, bei dem der Zugriff auf den VPN-Server verschleiert wird, sodass nicht zu erkennen ist, dass es sich um eine VPN-Verbindung handelt. Wichtig ist noch die Option „Teilen im lokalen Netzwerk“. Diese muss aktiviert sein, um unter anderem im lokalen Netz Daten über Airdop zu versenden.

Über Multihop oder den Brückenmodus lässt sich die Verbindung noch sicherer gegen Nachverfolgung machen.
Thomas Armbrüster
Mullvad VPN auf iPhone und iPad installieren
Die App von Mullvad findet man wie alle Apps im App Store. Momentan ist sie nur mit einer englischsprachigen Bedienoberfläche zu haben. Nach dem Öffnen tippt man zuerst seine sechzehnstellige Kontonummer ein und loggt sich ein, oder erstellt alternativ ein neues Konto. Nach dem Log-in blendet sich die Liste mit den Ländern ein, in denen Mullvad Server betreibt, und man wählt dort ein Land oder eine Stadt aus.
Nun blendet sich noch ein Fenster ein, das darüber informiert, dass dem System eine VPN-Konfiguration hinzugefügt werden soll, was man erlaubt und per Passworteingabe bestätigt. Die Konfiguration findet man dann in den Einstellungen unter „Allgemein > VPN, DNS und Geräteverwaltung“. Anders als auf dem Mac wird in den Einstellungen iCloud Private Relay nicht deaktiviert, Safari verwendet aber trotzdem jetzt das VPN von Mullvad.

In der Mullvad-App für iPad und iOS tippt man seine Kontonummer ein und wählt einen Ort für das VPN aus.
Thomas Armbrüster
Als Protokoll wird von Mullvad auf dem Phone und dem iPad nur WireGuard verwendet. Hat man in der App einen Standort ausgewählt, kann man sie wieder schließen, sie muss nicht im Hintergrund aktiv bleiben. Anders als auf dem Mac lassen sich in der App nur wenige Einstellungen vornehmen. Außer den Inhaltssperren, mit denen man Malware, Tracker oder Werbung blockieren kann, gibt es nur noch die Möglichkeit, einen DNS-Server anzugeben.
Dieser wird dann anstatt desjenigen von Mullvad verwendet. Airdrop funktioniert auch, wenn das VPN aktiviert ist, es gibt keine Einstellung für das lokale Netzwerk wie auf dem Mac. Und einen Killswitch wie auf dem Mac gibt es ebenfalls nicht.

Die Einstellungen für das VPN auf dem iPad und dem iPhone sind deutlich weniger als auf dem Mac.
Thomas Armbrüster
Mullvad VPN in der Praxis
Wie schon am Anfang erwähnt, ist das VPN von Mullvad nicht dazu geeignet, das Geoblocking für Streamingdienste zu umgehen. Bei allen unseren Versuchen mit dem iPlayer der BBC, mit Prime Video von Amazon oder mit der Mediathek des ORF verweigern sich die Streaming-Anbieter und Fernsehsender, da sie die Verwendung eines VPN-Dienstes erkennen und die Übertragung blockieren. Wer also ein VPN vor allem für das Streaming sucht, muss einen Anbieter wie Cyberghost, Surfshark oder NordVPN nehmen.

Versuche, mit dem iPlayer der BBC einen Film zu streamen, scheitern.
Thomas Armbrüster
Ansonsten können wir aber keine Nachteile erkennen. Die Geschwindigkeiten bei einem DSL-Speedtest unterscheiden sich kaum, ob das VPN eingeschaltet ist oder nicht. Auch können wir keinen größeren Unterschied feststellen, ob wir auf dem Mac die automatische Protokollwahl verwenden oder gezielt WireGuard oder OpenVPN einstellen.
Dabei verwenden wir einen VPN-Server in Deutschland. Wobei wir nicht die schnellste Internetverbindung haben, sondern einen 50/10 Mbit/s Anschluss der Telekom verwenden. Auf einem iPad sind ebenfalls keine signifikanten Unterschiede in der Geschwindigkeit beim Internetzugriff zu erkennen.

Bei den Speedtests mit unterschiedlichen VPN-Einstellungen und auch ohne VPN ergeben sich keine signifikanten Unterschiede.
Thomas Armbrüster
In der täglichen Praxis bemerken wir keine Einbußen beim Öffnen von Webseiten. Und die von uns verwendeten Seiten, um einen DNS-Leak-Test durchzuführen, melden keine Probleme. Immer befinden sich unsere IP-Adresse und die IP-Adresse des DNS-Servers im VPN-Netzwerk von Mullvad.
Man muss in Firefox aber darauf achten, dass dort kein DNS-Server in den Verbindungseinstellungen des Browsers aktiviert ist, denn dieser würde dann verwendet werden. Dasselbe gilt für Chrome und Edge. Wem es also vor allem um das sichere Surfen im Netz geht, ist bei Mullvad wohl gut aufgehoben.

In den Leaktests zeigt es sich, dass Rechner und DNS-Server sich im selben Netzwerk befinden.
Thomas Armbrüster
Einen weiterführenden Test aktueller VPN-Dienste lesen Sie hier