Ein VPN zu verwenden, um die eigene IP-Adresse vor den besuchten Webseiten zu verstecken, ist eine der Maßnahmen, um anonymer im Web unterwegs zu sein. Man ist dadurch aber nicht vollkommen gegen eine Identifizierung und Nachverfolgung geschützt.
Denn auch der verwendete Browser hinterlässt Spuren im Netz, die zur Identifizierung des individuellen Rechners beitragen können. Der VPN-Anbieter Mullvad hat sich darum mit dem Tor-Projekt zusammengetan und, basierend auf dem Tor-Browser, den Mullvad Browser entwickelt.
Der grundlegende Unterschied zum Tor-Browser ist, dass der Mullvad Browser nicht das Tor-Netzwerk verwendet, das im Normalalltag nicht sinnvoll zu verwenden ist, sondern sich wie jeder andere Browser einsetzen lässt. Mullvad spekuliert natürlich darauf, dass man den Browser dann zusammen mit dem VPN von Mullvad verwendet, sodass sich dadurch Einnahmen generieren lassen.
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Nur privater Modus
Der Mullvad Browser basiert wie der Tor-Browser auf Firefox, was man auch gut an den Seiten mit den Einstellungen erkennen kann. Diese sind aber nicht so umfangreich wie in Firefox, da Optionen, die sich auf die Sicherheit nachteilig auswirken könnten, nicht verfügbar sind oder sich nicht ändern lassen.
Grundsätzlich verwendet der Mullvad-Browser den privaten Modus. Es werden also weder Cookies noch der Verlauf gespeichert, und auch keine Webseiten im Cache abgelegt.
Da bedeutet natürlich Einbußen beim Komfort. Denn man muss sich beispielsweise bei jeder Webseite neu anmelden, bei der man ein Konto unterhält, nachdem man den Browser neu gestartet hat. Und man kann nicht schnell über den Verlauf zu anderen zuvor besuchten Webseiten wechseln. Es gibt zudem das Symbol „New Identity“ in der Symbolleiste, mit dem man den Browser mit einem Mausklick neu startet und damit alle Informationen aus der vorherigen Sitzung löscht.

Der Mullvad Browser verwendet immer den privaten Modus und speichert weder Cookies noch den Verlauf.
Thomas Armbrüster
In der Masse verschwinden
Ein weiterer Aspekt des Mullvad Browsers ist es, so weit es geht, das Fingerprinting zu vermeiden. Normalerweise lässt sich anhand der Daten, die ein Browser über sich selbst und das verwendete Betriebssystem an die besuchten Webseiten übermittelt, schon ein recht gutes individuelles Bild des jeweiligen Rechners erstellen, was das Tracken des Benutzers erleichtert.
So wird unter anderem die Zeitzone generalisiert, nur ein Teil der installierten Schriften übermittelt, die Informationen über das Betriebssystem auf einen generellen Wert eingestellt, Englisch als Sprache verwendet und das Browserfenster immer in derselben, nicht für den Rechner spezifischen Größe geöffnet.
Zudem lassen sich nicht so wie in Firefox andere Erweiterungen installieren, da die Suchfunktion für Extensions und Plug-ins fehlt. Denn um so mehr Erweiterungen man in seinem Browser installiert, um so individueller wird er im Vergleich zu anderen Anwendern desselben Browsers und lässt sich darum leichter identifizieren.

Die Optionen, um nach zusätzlichen Erweiterungen und Plugins wie in Firefox zu suchen, sind nicht vorhanden.
Thomas Armbrüster
Alle diese Maßnahmen sollen dazu führen, dass alle Anwender, die den Mullvad Browser verwenden, im Netz mit einem möglichst gemeinsamen Fingerabdruck erscheinen und so nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Auch hier gibt es ein paar Komforteinschränkungen.
So muss man zum Beispiel das Browserfenster jedes Mal nach dem Neustart manuell auf die gewünschte Größe einstellen sowie mit einer englischen Bedienoberfläche arbeiten. Und man ist darauf angewiesen, dass möglichst viele andere Anwender den Mullvad Browser verwenden, damit der gemeinsame Pool groß genug ist.

Der Mullvad Browser öffnet sein Fenster immer in einer einheitlichen Größe, um das Fingerprinting zu erschweren.
Thomas Armbrüster
Nur wenige Erweiterungen
Der Mullvad Browser verfügt über drei Erweiterungen. uBlock Origin und NoScript dienen dazu, Tracking und unerwünschte Werbung zu umgehen. Mit diesen beiden Erweiterungen ist man sehr gut geschützt. uBlock Origin verwendet eine Reihe von Filterlisten, die das Laden von Seiten mit Schadsoftware oder von Werbetrackern verhindert. Diese Listen werden regelmäßig aktualisiert.
Auf jeder besuchten Webseite kann man sich nach einem Klick auf das Symbol von uBlock Origin in der Symbolleiste anzeigen lassen, was jeweils blockiert wird. Der Klick auf „More“ blendet dann eine umfassende Liste ein. Möchte man eine Seite von der Blockierung ausnehmen, klickt man auf das große Symbol.

Über das Symbol von uBlock in der Symbolleiste blendet man die Liste mit den geblockten Elemente ein.
Thomas Armbrüster
NoScript dient dazu, das Cross-Site-Scripting zu unterbinden. Die Erweiterung wird in der Symbolleiste standardmäßig nicht angezeigt, man kann sie aber hinzufügen, indem man den Bearbeitenmodus für die Symbolleiste über das Kontextmenü aktiviert. Mit der Mullvad Browser Extension lässt sich die Internetverbindung prüfen und man kann schnell die Server wechseln, wenn man das VPN von Mullvad verwendet.

Verwendet man das Mullvad VPN, lässt sich in der Browser Extension von Mullvad schnell der Ort wechseln und die Verbindung prüfen.
Thomas Armbrüster
Suchmaschinen verwalten
Der Mullvad Browser verwendet standardmäßig DuckDuckGo als Suchmaschine. Verwendet man das VPN von Mullvad zusammen mit dem Mullvad Browser, lässt sich auch die Suchmaschine „Mullvad leta“ verwenden. Dazu muss man sich mit seiner Kontonummer anmelden. Bei Mullvad Leta handelt es sich um ein von Mullvad betriebenen Zugang (Proxy) zur Google-Suche, der aber nur über das VPN erreichbar ist. Mullvad hat Leta von einer IT-Sicherheitsfirma testen lassen, die generell ein hohes Niveau bei Privatsphäre und Sicherheit bescheinigt, aber noch einige Baustellen gefunden hat.

Verwendet man das VPN von Mullvad, kann man Mullvad Leta zur Suche verwenden, die Ergebnisse von Google anzeigt
Thomas Armbrüster
Andere Suchmaschinen lassen sich nicht wie in Firefox über die Einstellungen des Mullvad Browsers hinzufügen, da diese Funktion deaktiviert ist. Man kann jedoch weitere Suchmaschinen wie Startpage oder Qwant hinzufügen, wenn man die Seite des Suchmaschinenbetreibers aufruft und mit einem Sekundärklick (rechte Maustaste) in die Adresszeile klickt. Ganz unten im Kontextmenü gibt es einen Befehl, um die Suchmaschine hinzuzufügen. Dabei wird, anders als beim Klick auf den Hinzufügen-Button (Add to Firefox), keine Erweiterung installiert.

Weitere Suchmaschinen lassen sich über das Kontextmenü auf der jeweiligen Seite des Suchanbieters hinzufügen.
Thomas Armbrüster
Sicherheitseinstellungen
Der Mullvad Browser bietet drei Sicherheitsstufen: Standard, Safer und Safest. Die mittlere Stufe ist ein guter Kompromiss, denn hier werden einige Funktionen abgeschaltet, die sicherheitsrelevant sein können. So wird JavaScript auf allen Webseiten unterbunden, die nicht über das verschlüsselte HTTPS-Protokoll geöffnet sind, und HTML5-Medien lassen sich nur nach einem Mausklick abspielen. Man kann zwischen den drei Stufen schnell über ein Symbol in der Symbolleiste wechseln.

Drei Sicherheitsstufen stehen zur Wahl, man kann zwischen ihnen auch schnell über ein Symbol in der Symbolleiste wechseln.
Thomas Armbrüster
Standardmäßig verbindet sich der Mullvad Browser nur über HTTPS mit den Webseiten, dies ist in den Vorgaben so aktiviert. Und ebenfalls voreingestellt ist die verschlüsselte DNS-Anfrage über DoH, voreingestellt ist der DNS-Server von Mullvad.
Und nur in wenigen Fällen verbindet sich der Browser selbständig mit dem Netz. Das betrifft unter anderem Updates für den Browser, für die drei Erweiterungen und die Filterliste von uBlock Origin sowie die Verbindung zum DNS-Server. Alle automatischen Verbindungen zu Mozilla, die es in Firefox gibt, sind im Mullvad Browser deaktiviert. Es werden also keine weiteren Telemetriedaten vom Browser verschickt.

Auf der Webseite des Mullvad Browsers wird angegeben, welche Daten der Browser versendet beziehungsweise empfängt.
Thomas Armbrüster
Fazit
Der Mullvad Browser bietet einen guten Schutz gegen Nachverfolgung und Malware, ähnlich wie der Tor-Browser, ohne jedoch das für den Alltagsgebrauch nicht praktikable Tor-Netzwerk zu verwenden. Mit einigen Komforteinbußen gegenüber anderen Browsern muss man aber leben können.
Besonders schützt der Browser, wenn man ihn mit dem VPN von Mullvad verwendet, da dann zwei Sicherheitsebenen gemeinsam am Werk sind. Man kann ihn aber auch mit jedem anderen VPN oder auch ohne VPN verwenden.