Malware und Adware sind nicht die einzigen Gefahren, die vom Internet ausgehen. Immer wieder gelingt es Hackern, Anmeldedaten zu stehlen. Da viele Anwender die gleichen Anmeldedaten für mehrere Dienste nutzen, kann man so schnell in Betrügereien verwickelt werden.
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Vor allem in den USA ist der Identitätsdiebstahl ein großes Problem und führt zu massiven Schäden. Dabei bieten Kreditkarten eine Angriffsfläche und viele US-Unternehmen sind beim Schutz ihrer Kundendaten offensichtlich fahrlässig – wie zahlreiche Dateneinbrüche zeigten. Kein Wunder, dass es in den USA bereits viele spezialisierte Dienste wie Auro, Identity Guard und viele andere gibt, die den Schutz vor Datendiebstahl versprechen.
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Das Prinzip: Die Dienste überwachen das Web und auch das Dark Web und melden es, wenn dort Personendaten von Ihnen kursieren. Zusätzlich liefern sie individuelle Unterstützung beim Beheben von Problemen oder Sperren von Kreditkartennummern und Konten. Die meisten der Dienste sind aber nur in den USA nutzbar, zwei für deutsche Privat-Anwender interessante Dienste haben wir uns näher angesehen. Beide Anwendungen werden über eine Weboberfläche bedient, eine eigene App gibt es nicht.
Norton Identity Advisor Plus

Pro
- Viele unterstütze Arten von Personendaten
- Telefonsupport bei Problemen durch Datendiebstahl
Kontra
- Weniger Treffer bei Datenlecks als andere Dienste
- unübersichtliche Oberfläche
Norton kann sehr viele Daten überwachen und bietet sinnvolle Hilfen. Von den Prüfungsergebnissen sind wir aber etwas enttäuscht: Der kostenlose Dienst haveibeenpwnded.com kann E-Mail-Adressen ebenfalls überprüfen und findet mit neun Fundstellen noch mehr Datenlecks als der recht kostspielige Dienst von Norton. Vor allem der Telefonsupport könnte für manche Anwender aber im Schadensfall hilfreich sein. Mit der Oberfläche sind wir ebenfalls nicht völlig zufrieden. Sie ist stellenweise recht unübersichtlich und man kann die einzelnen Datenpannen nur per Blättern-Funktion aufrufen.
Norton Life Lock bietet schon seit einigen Jahren Lösungen für den Schutz persönlicher Daten an. Verfügbar ist das Dark Web Monitoring auf zwei Arten: im Rahmen der teureren Antiviren-Pakete von Norton 360 und als der eigenständige Dienst Identity Advisor Plus. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Notfall-Support und Online-Diensten. Eine der Hauptaufgaben dieser Dienst ist, den Nutzer über ein neues Datenleck zu informieren. Ab Abonnieren des Dienstes durchsucht Norton das Web und Dark Web nach persönlichen Daten von Ihnen, meldet Konten in sozialen Medien, die ihren Namen nutzen und bietet zudem einen Passwort-Manager. Dazu müssen Sie ihre zu überwachenden Daten aber zuerst eingeben.
Folgende Daten können Sie hier überwachen lassen: Ihre Führerscheinnummer, den Geburtsnamen Ihrer Mutter (oft eine Frage für das Freischalten eines Accounts), fünf Versicherungskontonummern, fünf Anschriften, fünf E-Mail-Adressen, fünf Telefonnummern, zehn Bankkontonummern, zehn Kreditkartennummern, zehn Gamertags.

Norton überprüft, ob bestimmte Daten von Ihnen in Datenlecks enthalten waren.
IDG
Diese Daten werden während des Abos laufend geprüft. Nach der ersten Anmeldung startet ein erster Scan der bis zum Jahr 2008 zurückgeht und bekannte Datenquellen abfragt. In einer Übersicht erfahren Sie dann, ob diese Daten in einer dieser Datenpannen enthalten waren und ob diese Daten im Dark Web kursierten.
Für unseren Test lassen wir den Dienst eine ältere E-Mail-Adresse überwachen, bei der wir bereits wissen, dass sie Bestandteil mehrerer Datenlecks war, sieben Warnmeldungen sind die Folge. Der Dienst findet die Adresse bei Datenlecks von Adobe, Myspace, LastFM, Dropbox. Außerdem zählt er drei bekannte Darknet-Adresslisten, die im Internet kursieren. Das ist bedenklich: Diese werden nämlich von Hackern verwendet werden, um auf Online-Konten zuzugreifen. Nach einer Bestätigung der E-Mail-Adresse erfährt man auch, welche Passwörter hier veröffentlicht wurden.
Die Empfehlung von Norton: Ändern der Kennwörter und auch die Kennwörter bei allen genannten Webseiten. Ein automatisierter Chat kann dazu weitere Fragen beantworten, das Ändern der Kennwörter bleibt allerdings Ihnen überlassen.
Einen interessanten Zusatzdienst gibt es bei den Paketen Norton Identity Advisor Plus und dem Top-Antivirenpaket Norton 360 Advanced: Für Unterstützung bei der Wiederherstellung können Sie sich dann per Telefon an einen Kundenservice wenden, der Montag bis Freitag zu den üblichen Geschäftszeiten erreichbar ist und Sie bei Problemen mit Händlern, Kreditkartenunternehmen, Banken und Behörden berät. Nutzer von Identity Advisory können sich auch nach einem Diebstahl einer Brieftasche an den Support wenden.

Die einzelnen Wanrmeldungen muss man Stück für Stück durchblättern.
IDG
Die deutlich teurere US-Version bietet noch weitere Funktionen, etwa eine Versicherung gegen Schäden und eine Überwachung der Kreditwürdigkeit.
30 Euro kostet der Dienst dank eines Rabatts im ersten Jahr, 55 Euro im zweiten Jahr. Die Antiviren-Pakete Deluxe und Premium enthalten die Dark Web-Funktion bereits. Eine Passwortverwaltung für Windows, Mac und iOS ist ebenfalls mit dabei, wir empfehlen aber Apples integrierte Passwortverwaltung. Ein kostenloser Vorabtest ist möglich. Die Lösung scheint übrigens identisch mit dem Dienst Avira Identity Assistant zu sein, der den gleichen Funktionsumfang bietet.
Bitdefender Digital Identity Protection

Pro
- Gute Ergebnisse bei der Suche nach Datenlecks
- Prüft soziale Medien auf Nutzer ihres Namens
- Hilft bei der Verbesserung des Datenschutzes
- Komfortable Oberfläche
Kontra
- Schwache Ergebnisse des "Digitalen Fingerabdrucks"
- Keine Unterstützung bei bereits erfolgtem Datendiebstahl
Beim Erkennen von Datenlecks hat Bitdefender gegenüber Norton die Nase vorn. Die beiden wichtigsten Funktionen sind die Prüfung auf Datenlecks und soziale Medien, die Einstufung des digitalen Fingerabdrucks hat uns dagegen nicht überzeugt. Die Oberfläche ist einfach bedienbar und die Funktionen werden gut erläutert. Ein Telefon-Support wie bei Norton fehlt leider.
Von Bitdefender gibt es mit dem neuen Abo-Dienst Digital Identity Protection ebenfalls eine Lösung für den Schutz Ihrer Daten: Auch hier müssen Sie über eine Weboberfläche Ihren Namen, Ihre E-Mail-Adressen (bis zu zehn) und Telefonnummern eingeben (bis zu fünf). Diese werden in der Folge geprüft und überwacht. Zusätzlich überprüft das Tool ihren „Digitalen Fingerabdruck“ und prüft soziale Medien auf Identitätsdiebe.
Offensichtlich will Bitdefender den Missbrauch seines Dienstes durch Hacker vermeiden und prüft nach, ob Sie auch wirklich Zugriff auf diese E-Mail-Konten und Telefonnummern haben. Nach jeder Eingabe einer E-Mail-Adresse erhalten Sie eine zu bestätigende Mail und für jede Telefonnummer einen Anruf oder eine SMS. Nach unserer Meinung ein sehr sinnvolles Konzept.

Bitdefender gibt Hinweise, wie man die Datenprobleme löst.
IDG
Bei der Suche nach Datenlecks ist Bitdefender deutlich erfolgreicher als Norton: Bei Prüfung unserer E-Mail-Adresse findet Bitdefender gleich 17 Quellen, in denen unsere E-Mail-Adresse aufgetaucht ist, Norton hatte nur sieben gefunden. Empfohlen wird von Bitdefender nun das Ändern des Passwortes und Aktivierung einer Zwei-Faktor-Authentifizierung. Die im Web veröffentlichten Daten wie Passwörter oder Kreditkartennummern selbst zeigt Bitdefender übrigens nicht an, anders als Norton. Laut Bitdefender eine weitere Schutzfunktion, um die Privatsphäre zu schützen, allerdings erfährt man so nicht, welche Passwörter durchgesickert sind.
Der so genannt „Digitale Fußabdruck“ misst ihre Datenspuren und wie sich ihre Sichtbarkeit im Netz entwickelt hat – eine weitere Funktion von Bitdefender. Eine „KI-gestützte Überwachung“ soll dazu feststellen, welche Daten im Netz über Sie verfügbar sind. Die Bewertung der Sichtbarkeit wird auf einer Skala von 1 bis 100 benotet und außerdem über eine sogenannte „Risikokarte“ grafisch erläutert — wahlweise auch in einem „Expertenmodus“ der etwas aussagekräftiger ist.
Hier wird dann etwa anzeigt, ob eher E-Mail-Adressen oder Telefondaten für digitale Spuren sorgen. Das Ergebnis finden wir allerdings enttäuschend. Zum Autor findet der Dienst fast keine Daten, abgesehen von der Adresse und einer Homepage. Hier würde eine simple Google-Suche mehr Daten liefern. Offensichtlich orientiert sich der Dienst bei seiner Prüfung nur am eingegebenen Namen, Telefonnummer und der E-Mail-Adresse, was sehr wenig Anhaltspunkte liefert. Wir vermuten, das Ergebnis könnte an der deutschen Version des Dienstes liegen. In den USA nutzt der Dienst laut Berichten einen Service von PIPL, der dort für gute Ergebnisse sorgen soll.

Über den Tester kann die KI von Bitdefender wenig Informationen finden.
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Nützlicher finden wir die dritte Hauptfunktion, eine Überprüfung auf Identitätsbetrug in den sozialen Medien. Dabei werden 25 Dienste auf ihren Namen überprüft und Sie erfahren, ob etwa jemand unter Ihrem Namen auf Facebook aktiv ist. Bitdefender hilft Ihnen dann bei der Entfernung dieses Accounts.
Neben diesen drei Hauptfunktionen bietet der Dienst noch weitere Features, die eher informativen Charakters sind. Selbst tätig werden muss man etwa bei der Funktion „Datenbroker“. Der Hintergrund: Datenbroker wie Spokeo, White Pages und Instant Checkmate erstellen anhand frei verfügbarer Daten eine Art Adressliste für Werbefirmen, die weiterverkauft werden. Das führt nicht nur zu Werbemails, sondern kann auch zu Attacken von Hackern und Spammern führen.
Der Dienst listet acht der wichtigsten Anbieter auf und verweist auf die entsprechenden Formulare für die Suche und das Löschen von Einträgen. Das ist eine sinnvolle Anregung, das Tool nimmt einem aber eigentlich nur wenig der dafür nötigen Arbeit ab. Zuletzt gibt es eine Auflistung an News zum Thema Datenschutz. Diese erscheinen auch in einer wöchentlichen E-Mail, die über ihren Status informiert.
Der Dienst kostet 7,24 Euro pro Monat oder 32,50 Euro für das erste Jahr (bzw. 86 Euro im zweiten Jahr). Eine Testversion ist nicht verfügbar, aber man kann den Dienst einfach für einen Monat abonnieren und ausprobieren. Eine eigene Passwortverwaltung von Bitdefender gehört ebenfalls zum Lieferumfang. Der Dienst ist außerdem in der teureren Version von Bitdefender Antivirus mit enthalten. Hinweis: Das Kündigen eines bestehenden Abos ist leider etwas umständlich, das ist aber branchenüblich.
Fazit und Kaufempfehlung
Beide Lösungen haben ihre Stärken und Schwächen. Bitdefender scheint die bessere Erkennung von Datenlecks zu bieten, Norton bietet dafür eine Hilfe per Telefonsupport. Norton enttäuscht uns allerdings bei der Zahl der erkannten Datenlecks, Bitdefender bei der Bewertung des digitalen Fußabdrucks. Allgemein erfüllen die Dienste eher die Aufgabe einer Versicherung gegen Datendiebstahl, die Bewertung fällt uns deshalb schwer.
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Da es außerdem an nachprüfbaren Vergleichswerten fehlt, haben wir deshalb auf die Vergabe von Testnoten verzichtet. Empfehlen würden wir die Dienste exponierten Anwendern und Selbständigen, die etwa im Web und sozialen Medien stark präsent sind.
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Für viele Heimanwender ist wohl Apples Passwortverwaltung ausreichend. Verwalten Sie ihre Passwörter und Anmeldedaten mit Apples Sicherheitstool, werden sie schließlich ebenfalls auf Datenlecks aufmerksam gemacht. Ist vor allem ein Passwort in einem der bekannten Datenlecks enthalten, rät das Tool zum Wechsel und unterstützt das wichtige 2FA.
Unseren aktuellen Test von Antivirenprogrammen finden Sie hier. Einige dieser Lösungen bieten in den teureren Versionen ebenfalls eine Funktion für Dark Web Monitoring.