Vor einiger Zeit habe ich in einem Beitrag meine Erfahrungen mit dem Mac bzw. mit macOS als langjähriger Windows-User geschildert und nun ist es Zeit für eine ähnliche Abrechnung mit dem iPhone.
Denn ähnlich wie mein Arbeits-Macbook, ist das iPhone 14 meine erste langfristige Erfahrung mit einem iPhone – sieht man von gelegentlichen Bitten wie „Eugen, kannst du mal gucken, wie ich dieses und jenes auf meinem iPhone einstelle?“ von Freunden ab.
Nun ist meine Historie mit Smartphones kürzer, aber vielseitiger als die mit Computern, denn wie es sich für einen (ehemaligen) richtigen Microsoftie gehört, war mein erstes Smartphone ein HTC 7 Pro mit Windows Phone 8. Meine Android-Zeit begann erst, als Microsoft 2017 ankündigte, sein mobiles Betriebssystem einzustampfen und ich mein Lumia 950 XL (nun mit Windows 10 Mobile) für ein gebrauchtes Oneplus One eintauschte.
Zuletzt besaß ich ein Google Pixel 5 und schalte es immer noch hin und wieder ein, um Android zu aktualisieren und zu schauen, ob und wie viel sich getan hat. Und jedes Mal werde ich etwas wehmütig, weil ich es fürs iPhone 14 als Hauptgerät eingetauscht habe. Aber irgendwie muss man ja mit der Technik vertraut werden, über die man schreibt, nicht wahr?
Kommen wir also zum Punkt: ein halbes Jahr mit dem iPhone 14 – wie ist der Zwischenstand?

Dominik Tomaszewski / Foundry
Was ich am iPhone 14 liebe
In vielerlei Hinsicht sind meine ersten richtigen Gehversuche mit dem iPhone meiner Erfahrung mit dem Mac nicht unähnlich, auch wenn ich mit dem iPhone bisher nicht ganz so warm geworden bin – und es ohne signifikante Änderungen wahrscheinlich auch nicht werde.
Lesetipp: iPhone 14 im Test – ist “gut genug” gut genug?
Fangen wir also mit dem Positiven an: Die Verarbeitung ist großartig, darüber kann man wirklich nicht streiten. In Kombination mit einem relativ hohen Gewicht spürt man einfach eine gewisse Wertigkeit. Wirklich mehr zu sagen habe ich dazu aber nicht, außer, dass mir der gebürstete Aluminium-Rahmen des normalen iPhone deutlich besser gefällt als der Hochglanz-Edelstahl-Rahmen der Pro-Modelle.
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Die guten Kleinigkeiten
Noch mehr als beim Mac kommt es für mich beim iPhone auf die Kleinigkeiten an: Auch hier glänzt die Taptic Engine mit ihren variablen, realistischen Vibrationen, was besonders bei Spielen zur Geltung kommt; aber auch das haptische Feedback der Tastatur und anderer Funktionen ist dadurch nicht zu vernachlässigen. Viele meiner Android-Freunde belächeln mich deswegen nach wie vor, aber mit solchen Details holt man mich eben ab.
Auch beim Klang der Lautsprecher bin ich, wie beim Mac, völlig verblüfft. Es geht einfach nicht in meinen Kopf, wie gut so ein kleines Gerät einfach klingen kann. Während ich bisher zum Einschlafen gelegentlich Musik oder Podcasts auf meinem Amazon Echo Dot gehört habe, läuft seit einigen Monaten nur noch mein iPhone 14.

Foundry
Mit der Kamera bin ich vollends zufrieden, auch wenn ich weiß, dass die Kamera im iPhone 14 Pro, das der Kollege Müller verwendet, noch ein bisschen besser ist – wegen des zusätzlichen Objektivs und ein paar anderen Pro-Funktionen. Für meine Zwecke ist das normale iPhone 14 jedoch völlig ausreichend. Andererseits muss ich auch hinzufügen, dass sich bei Smartphone-Kameras in diesem Preissegment nicht mehr viel getan hat. Die Unterschiede sind seit ein paar Jahren marginal und sicherlich Geschmackssache.
Von Face-ID bin ich sehr angetan, weil es mit und ohne Maske, mit und ohne Sonnenbrille schnell und zuverlässig funktioniert. Bei der Umsetzung gibt es meiner Meinung jedoch Verbesserungsbedarf, dazu später aber mehr.

Belkin
Magsafe ist super und besonders in Kombination mit einer Autohalterung unglaublich nützlich, weil mein hier das iPhone nicht mehr in irgendwelche gefederten Halterungen einspannen und dann noch verkabeln muss. iPhone anlehnen, „klack!“, hält und lädt.
Lesetipp: Die besten Magsafe-Ladegeräte 2023 für Ihr iPhone
Ich war noch nie ein besonders großer Fan von kabellosen Ladegeräten – mein Qi-Ladegerät fürs Lumia 920 und später fürs Lumia 950 XL habe ich damals nach kurzer Zeit in eine Schublade verbannt und stattdessen einfach ein Kabel benutzt. Zu unflexibel war die Technik für mich. Die Kombination aus magnetischer Halterung und induktivem Laden macht die Lösung für mich persönlich jedoch viel, viel praktischer, auch wenn ich zu Hause nach wie vor aufs gute alte Kabel setze – wahrscheinlich aus Gewohnheit.
Die Software: Was gefällt – und was nicht
Bevor ich mich gleich über iOS auslasse, habe ich natürlich auch lobende Worte für einige seiner Aspekte übrig:
Aus einem mir unerklärlichen Grund finde ich die Einstellungen-App von iOS, im Grunde also, wie die einzelnen Punkte sortiert und gruppiert sind, viel, viel ansprechender und übersichtlicher als die von Android.
Da meine letzten Android-Smartphones alle mit einer sehr sauberen Version von Android kamen – kurzer Exkurs: Die Oberfläche von Android auf einem Smartphone eines Herstellers kann sich von der eines anderen Herstellers immens unterscheiden; besonders die großen Unternehmen kochen gerne ihr eigenes Süppchen –, kann ich nur spekulieren, ob es vielleicht Launcher und Android-Derivate gibt, deren Einstellungen mir besser in Erinnerung geblieben wären.
Bei genauerer Betrachtung habe ich eine Vermutung, woran das liegen könnte: Auf iOS sehe ich auf einen Blick viel mehr Einstellungen als bei Android. Dort passt nur eine Handvoll Einträge auf den Bildschirm, für den Rest muss man immer scrollen.
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Die Optionen für die Barrierefreiheit (bzw. Bedienungshilfen) von iOS – wow, Hut ab! Wirklich bemerkenswert. Zwar brauche ich die meisten davon nicht, ein bisschen gestöbert habe ich dann aber doch und die ein oder andere Perle gefunden – etwa auf die Rückseite tippen; eine Funktion, die angeblich eher unbekannt ist, ich aber ständig für Screenshots benutze, weil ich dafür nicht umgreifen muss.
Wie beim Mac muss ich natürlich auch beim iPhone das Zusammenspiel mit anderen Apple-Geräten loben. Airplay, Airdrop, Wo ist?, die Integrationskamera – alles unglaublich nützliche Funktionen, die in der Regel zuverlässig funktionieren, auch wenn die Integrationskamera – oder Kameraübergabe bzw. Continuity Camera, wie Apple die Funktion im Englischen nennt – manchmal auch nerven kann.

Eugen Wegmann
Als einziges Element auf dem Homescreen bin ich sehr angetan vom Stapel-Widget, einer sinnvollen Möglichkeit, das starre Raster von iOS sinnvoller auszufüllen als nur mit Symbolen und ihren kleinen Ziffern in der Ecke.
Wirklich, wirklich beeindruckt hat mich zu guter Letzt das Konzept der Kurzbefehle. So lassen sich längere Routinen mit nur einem Fingertipp starten, statt jedes Mal durch etliche Menüs wischen und die einzelnen Schritte manuell abklappern zu müssen. Es wäre jedoch ein Leichtes gewesen, diese Funktion komplett in den Sand zu setzen und die Einrichtung jedem einzelnen User zu überlassen, auch wenn das Interface des Wenn-dann-Tools durchaus intuitiv ist.
Stattdessen bietet Apple einerseits unzählige Vorlagen für Kurzbefehle an, andererseits können selbstgebaute Kurzbefehle geteilt und auf anderen iPhones installiert werden. Ins Herz geschlossen habe ich beispielsweise Apple Frames von Federico Viticci.
Dieser Kurzbefehl bettet gewöhnliche iPhone-Screenshots automatisch in ein iPhone ein, damit man nicht nur rechteckige Bildchen teilen muss, sondern sieht, wie diese Screenshots auf einem iPhone aussehen – je nach Modell, mit Notch, Dynamic Island oder auch dickem Rahmen und Home-Button. Das hat hauptsächlich einen ästhetischen Nutzen, erspart aber jedwede Arbeit in Photoshop, Affinity Photo oder anderer Bildbearbeitungs-Software.
Lesetipp: Siri-Kurzbefehle: Das sind die besten Beispiele
Was mich am iPhone 14 nervt
Kommen wir also zum Teil, der mir persönlich am meisten Spaß macht: Meckern – aber begründet. Viele meiner Kritikpunkte sind subjektiv; wenn Sie anderer Meinung sind, dann ist das Ihr gutes Recht, aber vielleicht nervt Sie das iPhone 14 ja auch, nur konnten Sie bisher nicht sagen, wo genau der Schuh drückt. Mit ein bisschen Glück kann ich Ihren Schmerz also lokalisieren.
Und wenn Sie Lösungen oder Workarounds für meine Probleme haben oder mir einfach Ihre Meinung geigen möchten, dann schreiben Sie mir gerne eine E-Mail über meine Autorenbox am Ende des Artikels.

Dominik Tomaszewski / Foundry
Das Design
So schön das iPhone 14 auch verarbeitet sein mag, das Design lässt meiner Meinung nach viel zu wünschen übrig. Das iPhone 14 ist nicht nur groß – vom Plus oder vom Pro Max ganz zu schweigen –, es ist vor allem klobig. Das Gerät ist ohnehin schon ziemlich dick. Erschwerend hinzu kommt der Aluminiumrahmen, der ohne Abrundungen im 90-Grad-Winkel zu Vorder- und Rückseite steht und ähnlich gut in der Hand liegt wie ein Ziegelstein.
Steckt man das Gerät in eine Hülle, wird es noch unhandlicher. Es ist nicht einmal ein Problem, bei dem große Hände helfen würden. Mit großen Händen kommt man lediglich besser an die obere Bildschirmhälfte oder an die gegenüberliegende Seite.
Dabei hat Apple schon vor einigen Jahren das perfekte iPhone mit durchgehendem Bildschirm auf den Markt gebracht: Das iPhone X und das iPhone 11 schmiegen sich dank ihrer abgerundeten Seiten perfekt in die Hand, darüber hinaus waren sie auch noch ein gutes Stück dünner. Jedes Mal, wenn ich mein altes Google Pixel 5 aus der Schublade hole, vermisse ich es ein bisschen, weil es schön abgerundete Kanten hat und wunderbar in der Hand liegt.
Sicherlich ist das alles Geschmacks- und Gewohnheitssache und darüber lässt sich ja bekanntlich streiten. Gerüchten zufolge soll das iPhone 15 Pro einen neuen Rahmen mit etwas runderen Kanten und kleineren Abmessungen bekommen; vielleicht liegt das ja besser in der Hand. Bereits das iPhone 16 dürfte diese ergonomische Verbesserung wieder zunichtemachen, da hier die Bildschirmdiagonale voraussichtlich deutlich steigen wird.
Lesetipp: iPhone 14 im Test – ist “gut genug” gut genug?
Anpassungsmöglichkeiten
Gehen wir über zur Software, bleiben aber beim Ästhetischen: In vielerlei Hinsicht ist iOS einfach stehen geblieben, optische Änderungen verteilt Apple nur tröpfchenweise. Zuletzt war Apple so gütig, Anpassungen am Sperrbildschirm zu erlauben. Wie großzügig!
Klingel- und Benachrichtigungstöne können nach wie vor nicht frei heruntergeladen, sondern müssen für Geld im iTunes-Store gekauft werden, als wäre es 2004 und im Fernsehen liefe die Werbung fürs Jamba-Spar-Abo mit dem „Crazy Frog“ auf und ab. Nicht, dass es mich persönlich stören würde – mein Smartphone ist seit etlichen Jahren stummgeschaltet und vibriert nicht einmal, seit ich relevante Benachrichtigungen auf meine Smartwatch ausgelagert habe.
Vielmehr bin ich verwundert: als würde Ihnen in der Zeitschriftenauslage am Kiosk nach etlichen Jahren auffallen, dass immer noch Dutzende Ausgaben der Regenbogenpresse für 69 Cent das Stück verkauft werden, mit denselben, ausgedachten Storys über Helene Fischer, das britische Königshaus oder Michael Schumacher. Dabei gibt es das seit langer Zeit kostenlos auf Facebook und Telegram, mit vergleichbarem Wahrheitsgehalt.
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Nach wie vor kann man Systemfarben nicht ändern – Fortschrittsbalken, Links, Fertig- und Zurück-Schaltflächen sind immer blau, auch wenn Blau weit entfernt von meiner Lieblingsfarbe ist und ich an dieser Stelle lieber eine andere sehen würde. Rot als Signalfarbe, wo sie zu finden ist, finde ich hingegen gut, das sollte Apple in jedem Fall so belassen.
Ich brauche ja nicht einmal eine komplette RGB-Palette, 12–16 Farben pro Modus – hell oder dunkel – wären da völlig ausreichend, dann könnte ich mir eine passendere aussuchen, das hat bei Windows Phone/Mobile auch hervorragend funktioniert.
Lesetipp: iPhone 14 – Die besten Hüllen im Überblick
Nebenbei könnte man damit Synergien und Kombinationsmöglichkeiten mit iPhone-Hüllen schaffen: wenn ich mein iPhone in eine orange Hülle stecke, wäre es nicht cool, auf dem Bildschirm Akzente in derselben Farbe zu haben? Natürlich wäre es das.

Blau, blau, blau, sind all’ meine Akzente.
Eugen Wegmann
Ich kenne die Beweggründe hinter dieser Entscheidung: Apple hüllt seine Kund:innen in eine warme, kuschelige Decke der Vertrautheit – viele Veränderungen auf einmal will man ihnen nicht zumuten, sie könnten ja Unbehagen verspüren. Verhältnismäßig kleine Änderungen wiederum werden dadurch viel größer wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. Während Apple-Fans den neuen Sperrbildschirm feiern, müssen Android-User:innen höchstens müde lächeln. „Es ist 2022 und ihr könnt jetzt erst den Sperrbildschirm anpassen? Lächerlich!“
Apple möchte damit natürlich die Konsistenz wahren: Wenn Sie von einem iPhone auf ein anderes umsteigen, ändert sich vielleicht das Gehäuse, das System aber bleibt gleich. Das hat seine Vorteile, weil sich Nutzer:innen nicht umgewöhnen müssen, wenn sie sich ein neues iPhone kaufen.
Doch wann haben Sie Ihr iPhone das letzte Mal komplett neu aufsetzen müssen, weil wirklich gar nichts mehr funktioniert hat? Wahrscheinlich ist das ein paar Jahre her, denn im Normalfall legen Sie Ihr altes iPhone neben Ihr neues, übertragen alles kabellos und fahren mit Ihrem Leben fort, als wäre nichts gewesen. Selbst, wenn dabei etwas schiefläuft, können Sie einfach ein Backup aus iCloud wiederherstellen.
Konsistenz auf Systemebene spielt deshalb im Grunde keine Rolle mehr: Sämtliche Einstellungen, die Sie einmal in iOS vorgenommen haben, übernehmen Sie ohnehin immer und immer wieder – da könnte man natürlich auch die Akzentfarbe mitnehmen.
Zurück?
Wirklich gar nicht konsistent hingegen ist, wie iOS mit der Zurück-Funktion bzw. -Geste umgeht. Da gibt es im Systemmenü oben links die Zurück-Taste, ein Relikt aus alten Zeiten, als das iPhone noch so klein war, dass man sie mit derselben Hand erreichen konnte, in der das iPhone lag, ohne umzugreifen.
An anderer Stelle übernehmen Wisch-Gesten, die mit dem iPhone X eingeführt worden sind: wischt man vom linken Bildschirmrand in die Mitte, kehrt man in vielen Apps und Menüs zum vorherigen Bildschirm zurück – aber lang nicht in jeder und erst recht nicht in Systemdialogen.

Um die Account-Karte zu schließen, drückt man entweder „Fertig“ oder zieht sie auf Höhe des Schriftzugs „Account“ nach unten. Zieht man irgendwo anders, aktualisiert man die Ansicht.
Eugen Wegmann
Dann gibt es wiederum Fälle, in denen man eine Ansicht verlässt, indem man sie nach oben oder unten wegwischt – in der Regel bei Videos im Vollbild und bei Bildern, manchmal aber auch bei anderen, systemnahen Dialogen. Die Account-Verwaltung in App Store klappt von unten nach oben auf, genau wie der Notfallpass der eigenen Karte in den Kontakten; beide müssen von oben nach unten gewischt werden, um sie zu schließen – oder über die Fertig-Schaltfläche, die sich im Gegensatz zu „Zurück“ nicht in der oberen linken Ecke befindet, sondern in der rechten.
Und wenn Sie bei der Account-Verwaltung nicht die Titelleiste ziehen, sondern auch nur ein kleines Stückchen darunter, dann aktualisieren Sie stattdessen die Liste der ausstehenden App-Updates und die Ansicht selbst bleibt geöffnet.
Android hat diese Interaktion schon immer vereinheitlicht: Früher gab es eine dedizierte Zurück-Taste, inzwischen ist sie bei den meisten Geräten derselben Wisch-Geste vom Rand gewichen wie beim iPhone (kann bei Bedarf aber wieder angezeigt werden) – mit dem Unterschied, dass sie wirklich überall funktioniert, ohne Wenn und Aber, von beiden Rändern aus. Das ist gut für die Ergonomie, denn so muss man den Daumen nicht über die gesamte Breite des Bildschirms strecken, wenn man das Smartphone gerade in der rechten Hand hält.
Dass Apple die Wisch-Geste in iOS im Gegensatz zu Android nur von einer Seite erlaubt, hat wahrscheinlich historische Gründe. Schauen Sie sich einen beliebigen Media-Player an oder die Navigationspfeile in Ihrem Browser: Überall ist ein Pfeil nach links synonym mit „zurück“, ein Pfeil nach rechts „vorwärts“.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Apple einen Konflikt mit diesem uralten User-Interface-Paradigma scheut und deshalb nur den Wisch von der linken Seite erlaubt, um zur vorherigen Ansicht zurückzukehren.
Je größer Smartphones werden – und Gerüchten zufolge will Apple nächstes Jahr die größten iPhones aller Zeiten auf den Markt bringen –, desto problematischer wird dieses Paradigma jedoch in der Praxis. Denn der Abstand zum jeweils gegenüberliegenden Rand wird immer größer und wenn Sie Ihr iPhone generell in der rechten Hand halten, dann wird es immer schwieriger, einhändig den linken Rand zu erreichen und in die Mitte zu wischen, um zur vorherigen Ansicht zurückzukehren. Insofern wäre es durchaus sinnvoll, die Zurück-Geste auch vom rechten Rand zu erlauben – analog zu Android.
Doch wenn Apple wenigstens dafür sorgen würde, dass jede Geste überall funktioniert, dann könnte man sich aussuchen, welche man in welcher Situation benutzt, denn alle haben Vor- und Nachteile, je nach Situation. Aktuell ist es aber ein ergonomisches Wirrwarr, das über die Jahre so gewachsen und inzwischen nur schwer nachvollziehbar ist. Mit ein bisschen Glück gehört das zu den Funktionen, die sich die Community schon lange wünscht und die Apple mit iOS 17 einführen will.
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App-Symbole auf dem Homescreen
In eine ähnliche Kerbe schlagen auch die Symbole auf dem Homescreen. Was mich daran stört, ist nicht das rigide Raster, in das die Symbole verteilt werden, sondern dass sie immer in die obere linke Ecke geschoben werden.
Auch dieses Verhalten geht zurück auf ein uraltes Konzept, zumindest in westlichen Sphären: Man liest von links nach rechts, von oben nach unten. Dementsprechend beginnen Seiten in Büchern, Zeitschriften, Zeitungen immer links oben und analog dazu werden Symbole in iOS ebenfalls nach links oben geschoben und dann nach rechts und unten aufgefüllt.
Was schon bei den ersten iPhones nicht besonders elegant gewesen ist, aber halbwegs funktioniert hat, wird mit zunehmender Smartphone-Größe immer problematischer, denn Smartphones schaut man nicht nur an, man interagiert mit ihnen auch. Und das Interaktionswerkzeug, die Finger, befindet sich generell am unteren Rand des Geräts – weit weg von der Stelle, an die iOS neue Symbole schieben will.
Ergonomisch sinnvoller wäre es, Apps auf dem Homescreen von unten nach oben aufzufüllen, aber dann würden bestimmt die Traditionalisten auf die Barrikaden gehen und das möchte ich auch nicht verurteilen. Wie wäre es dann mit einem Kompromiss, der alle glücklich macht? Einen Schalter unter Einstellungen > Home-Bildschirm, mit dem man zwischen dem klassischen „Alles nach links oben schieben“-Verhalten und einer freien Anordnung wechseln kann? Man wird träumen dürfen, aber prinzipiell gibt es keinen guten Grund, warum Apple das nicht machen sollte.

Eugen Wegmann
Es steckt viel Potenzial in Widgets und Benachrichtigungen
Auf dem Homescreen schlummert noch mehr Potenzial: So schön ich die Widget-Stapel finde, so viel lässt Apple meiner Meinung nach bei den Widgets selbst liegen. Aktuell zeigen Widgets nur Informationen an, nehmen relativ viel Platz auf dem Bildschirm ein, unabhängig von ihrer Größe, und dienen sonst nur dazu, die dazugehörige App zu öffnen. Anfangs hat mich das beim Umstieg von Android auf iOS etwas geärgert, mittlerweile habe ich mich jedoch daran gewöhnt und weiß die Leichtigkeit, die das Design dem Homescreen verleiht, sehr zu schätzen.
Widgets auf Android sind deutlich interaktiver: Im Spotify-Widget befinden sich grundlegende Funktionen für die Musikwiedergabe: Play/Pause, vorheriger/nächster Track; in To-do-Listen kann ich einzelne Einträge abhaken, ohne die dazugehörige App aufmachen zu müssen; im Kalender-Widget kann ich durch Monate wischen.
Lesetipp: iPhone 14 im Test – ist “gut genug” gut genug?
Auf dem iPhone zeigen die Widgets von Spotify und sogar Apple Music allerhöchstens die letzten vier Songs, Alben und Playlists an, die zuletzt gespielt wurden; To-do-Listen zeigen Einträge an, ohne irgendwas damit machen zu können; die Monatsansicht im Kalender-Widget zeigt nur den aktuellen Monat an – um einen kurzen Blick auf den vorherigen oder den nächsten Monat zu werfen, muss man die App selbst öffnen, genau wie bei den Widgets in macOS.
Die einzige App auf meinem iPhone, die ein halbwegs interaktives Widget besitzt, ist Outlook. Wenn hier ein Termin mit einem verknüpften Teams-Meeting eingetragen ist, erscheint am Rand eine kleine „Beitreten“-Schaltfläche, die direkt zum Meeting führt, statt den Kalendereintrag zu öffnen – und das war’s, im Großen und Ganzen.
Ähnlich sieht es mit den Benachrichtigungen in iOS aus, auch hier lässt Apple viel Potenzial liegen: Das höchste aller Gefühle ist aktuell, wenn man eine Benachrichtigung lang gedrückt halten kann, um auf Nachrichten zu antworten.
Auch hier ist Android iOS ein gutes Stück voraus: Unter dem Inhalt von Benachrichtigungen gibt es auf Android, abhängig von der App, Schnellaktionen, die mit nur einem Fingertipp ausgeführt werden können. In Whatsapp können Sie beispielsweise direkt aus der Benachrichtigung heraus die Konversation stummschalten, als gelesen markieren (und die Benachrichtigung entfernen) oder darauf antworten.
Darüber hinaus schlägt das System Ihnen hier auch Schnellantworten vor, die Sie ebenfalls mit nur einem Tipp direkt verschicken können.
iOS-Puristen dürften bei diesem Anblick die Haare zu Berge stehen, aber sie unterschätzen, wie unheimlich nützlich dieser scheinbar winzige Unterschied ist. Zumindest bei den Widgets soll sich in iOS 17 Gerüchten zufolge etwas tun – sie sollen nämlich etwas interaktiver werden. Ob Apple ähnliche Änderungen auch bei den Benachrichtigungen einführt, bezweifle ich, wünschenswert wäre es trotzdem.

Eugen Wegmann
Tastatur-Design und -Verhalten
Zur Weißglut treiben mich am iPhone regelmäßig die Standard-Tastatur und die Autokorrektur. Sicherlich gibt es hier ein paar Aspekte, die unter Gewöhnung zu verbuchen sind, aber vieles an der Tastatur ist einfach schlecht designt, und zwar offensichtlich völlig grundlos.
Ich habe mich ja in meinem Macbook-Résumé ausgiebig darüber ausgelassen, welch Unding es von Apple ist, bis auf wenige Ausnahmen keine Sonderzeichen auf die Tastatur zu drucken und bei der iOS-Tastatur ist das nicht anders. Mich nervt, dass ich für alle Sonderzeichen in die separate Ansicht schalten muss.
Freilich läuft alles wesentlich flüssiger, sobald man sich die Position der häufigsten Symbole gemerkt hat – Zahlen sind glücklicherweise selbsterklärend. Dann tippt man auf die Sonderzeichen-Taste, behält den Finger auf dem Bildschirm, zieht ihn aufs gewünschte Symbol und lässt ihn wieder los. Das Zeichen wird eingefügt, die Tastatur wechselt automatisch wieder zur Buchstabenansicht – immerhin etwas.

Eugen Wegmann
Muss das sein? Muss man erst lernen, wo sich die Zeichen befinden? Nein, aber Apple will es so. Alles für den cleanen Look, nichts für Benutzerfreundlichkeit. Bei Gboard auf Android, der Google-Tastatur, ist das standardmäßig auch der Fall; fast sogar schlimmer, denn hier sind alle Buchstaben standardmäßig zusätzlich mit einem Sonderzeichen belegt, wenn man sie lange gedrückt hält – welches Sonderzeichen dahintersteckt, ist alles andere als offensichtlich, genauso wie auf der Tastatur des Macbooks.
Im Gegensatz zu Apple auf dem iPhone gibt Google auf Android in den Einstellungen aber immerhin die Möglichkeit, diese Sonderzeichen explizit anzeigen zu lassen – klein, in einer Ecke unter dem jeweiligen Buchstaben. Dann ist es zwar auch hilfreich, sich die Positionen der einzelnen Sonderzeichen zu merken, dafür sind sie aber auf den ersten Blick sichtbar; außerdem muss man so nur eine Taste lang gedrückt halten, statt den Finger bei gedrücktem Bildschirm von der linken unteren Ecke ans andere Ende der Tastatur ziehen zu müssen.

Eugen Wegmann
Ein weiterer Punkt, der mich an der iPhone-Tastatur nervt, ist, wie sich der die Cursor-Bewegung verhält. Löblich ist zunächst zu erwähnen, dass man ihn bei gedrücktem Leerzeichen in der Horizontalen und in der Vertikalen bewegen kann; das kann Gboard weder auf iOS noch auf Android – um dort die Zeile zu wechseln, muss man nur weit genug nach links wischen, was bei längeren Texten mehrfaches Absetzen und wieder Aufsetzen bedeutet.
Gegenüber wildem Rumgedrücke und Rumgewische im Textfeld hat das den Vorteil, dass man den Text, den man auswählen oder die Position, an der man den Zeiger platzieren möchte, nicht mit dem eigenen Daumen verdeckt.
Es wäre so einfach für Apple gewesen, in dieser Hinsicht eine Punktlandung zu machen, aber nein, irgendwer hielt es für eine gute Idee, den Cursor Pixel für Pixel verschieben zu lassen und nicht Zeichen für Zeichen. Hat es irgendeinen Vorteil, dass Sie den Zeiger auf einem Buchstaben positionieren können? Natürlich nicht.
Klar bewegt sich der Zeiger dadurch wirklich schön und flüssig über den Bildschirm, aber das sorgt für unnötige Ambivalenz: Ständig landet er auf der falschen Seite eines Zeichens. Besonders bei schmalen Symbolen, etwa dem Ausrufezeichen, wird es geradewegs zur Tortur, den Cursor an der richtigen Seite zu platzieren. Wenn der Zeiger stattdessen von Zeichen zu Zeichen springen würde, wie es etwa bei Gboard der Fall ist, entfiele das viele Gefummel.
Falls Sie nicht wissen, was ich meine: Öffnen Sie am Mac oder PC ein Textdokument, schreiben Sie ein paar Zeilen und verschieben Sie den Zeiger mit den Pfeiltasten auf Ihrer Tastatur. Der Cursor bewegt sich automatisch vor oder hinter ein Zeichen und auf keinen Fall irgendwo dazwischen – warum auch? Dieses Verhalten wünsche ich mir für die Leertaste auf der iOS-Tastatur.
Wo sich Apple hingegen aus unerfindlichen Gründen am Desktop-Tastatur-Verhalten orientiert, ist die Löschen-Taste. Möchten Sie in einem klassischen Textbearbeitungsprogramm auf dem wie Word oder Pages auf dem Desktop viel Text löschen, drücken Sie die Backspace-Taste und halten sie eine Weile gedrückt; die ersten paar Wörter werden traditionell Buchstabe für Buchstabe gelöscht, danach beschleunigt sich das Ganze und Wörter verschwinden am Stück. Haben Sie zu viel gelöscht, drücken Sie einfach Cmd + Z, um den letzten Schritt rückgängig zu machen.

Eugen Wegmann
Die iOS-Tastatur funktioniert prinzipiell genauso: Zunächst werden bei gedrückter Backspace-Taste einzelne Buchstaben gelöscht, danach ganze Wörter – mit dem Unterschied, dass Sie gelöschte Wörter nicht einfach wiederherstellen können, wenn Sie mal eine Mikrosekunde nicht aufgepasst und fünf Wörter zu viel gelöscht haben; diese müssen Sie wieder manuell eintippen. Besonders nervig ist das, wenn Sie einen Link ohne UTM-Rattenschwanz oder anderen Parametern teilen wollen. Dann löschen Sie plötzlich den ganzen Link, müssen ihn neu einfügen und dann viel aufmerksamer wieder kürzen.
Zugegebenermaßen habe ich auch keine Lösung, wie man dieses Verhalten zuverlässig unterbinden kann, denn irgendwo hat diese Ganze-Wörter-Löschen-Funktion ja auch ihre Berechtigung. Ich wünschte, man könnte sie in den Einstellungen zumindest ein- und ausschalten oder die Geschwindigkeit einstellen, mit der ganze Wörter gelöscht werden, aber nein, das erlaubt Apple nicht.
Zwar gibt es in den Tastatur-Einstellungen die Option „Eingabe wortweise löschen“, diese betrifft aber nur das letzte Wort, das die Autokorrektur vervollständigt hat: Ist sie ausgeschaltet, löscht man das letzte Wort Buchstabe für Buchstabe, ist sie eingeschaltet, löscht man mit einem Tipp das ganze Wort – danach setzt das oben beschriebene Verhalten wieder ein.
Gboard auf Android hat eine ganz interessante Lösung, hier kann man auf der Backspace-Taste wischen und einzelne Wörter markieren, die gelöscht werden, sobald man die Taste wieder loslässt – nicht ganz unähnlich, wie man in iOS den Cursor mit der Leertaste bewegt. Hat man zu viel entfernt, erlaubt es Gboard außerdem, den kompletten zuletzt gelöschten Text einfach wiederherzustellen, ohne ihn manuell noch einmal eingeben zu müssen.
„Wenn du Gboard schon in den Himmel lobst, warum benutzt du nicht einfach das? Gibt es doch auch für iOS!“, brüllen Sie vielleicht in Ihren Bildschirm, zumindest stelle ich mir das so vor. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber Gboard ist auf dem iPhone nicht dasselbe wie auf Android.

Als Microsoft vor einiger Zeit Swiftkey aus dem App Store genommen, aber kurze Zeit später wieder freigegeben hat, wurde spekuliert, dass Apple zu restriktiv wäre – ein Gedanke, den ich durchaus nachvollziehen kann. Bis auf einige Funktionen, die über die Standard-iPhone-Tastatur hinausgehen, wirken nämlich Swiftkey und Gboard, als wären Sie keine grundlegend anderen Apps, sondern mehr oder weniger stark modifizierte Versionen der iOS-Tastatur mit vielen Macken ihrer Grundlage.
Auf Android ist Gboard großartig, wenn auch nicht perfekt, auf iOS ist sie ein Schatten ihrer selbst. Außerdem verwandelt sie im Gegensatz zur iOS-Tastatur Anführungszeichen (“) nicht automatisch in typografische Anführungszeichen („“) – ein kleines Detail, das für mich das Zünglein an der Waage wäre, wenn zumindest die Autokorrektur der iOS-Tastatur so gut wäre, wie die von Gboard.
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Autokorrektur von 2007
Ich weiß nicht genau, wie Apple einen Totalausfall wie die Autokorrektur so lange auf sich sitzen lassen kann. Dass sie partout keine Schimpfwörter lernen will, damit habe ich mich inzwischen einigermaßen abgefunden, das passt zum sauberen Image des Unternehmens, das Steve Jobs einst geprägt hat; man erinnere sich an „freedom from porn“ von 2010. Vielleicht verbessert sich dadurch ja meine Ausdrucksweise abseits von Macwelt.de.
Die normalen Textvorschläge sind auch nach über einem halben Jahr Training mehr als dürftig und der Wortschatz ist von vornherein nicht so groß, wie ich das von Smartphone-Tastaturen gewohnt bin. Darüber hinaus verbessert die Autokorrektur Texte extrem aggressiv, selten zum Besseren. Manchmal korrigiert sie auch gleich zwei Worte falsch, die beide gelöscht werden, wenn man mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist und man beide neu schreiben muss.
Hat man mehrere Sprachen eingerichtet, gibt es außerdem keine Möglichkeit, die Korrekturvorschläge voneinander zu trennen. Wenn ich auf die englische Tastatur wechsle, werden mir immer noch deutsche Wörter vorgeschlagen, auch wenn durch meine explizite Wahl klar sein sollte, dass ich vorwiegend, wenn nicht ausschließlich, englische Vorschläge erwarte; andersrum natürlich auch, obwohl das weniger ins Gewicht fällt, weil ich gerne mit Anglizismen um mich werfe und Vorschläge durchaus recht kämen, wenn Sie denn hilfreich wären.

Eugen Wegmann
2019 hat Apple mit iOS 13 die „Streichtastatur“ eingeführt, bei der man nicht mehr einzelne Tasten tippen muss, sondern mit dem Finger von einem Buchstaben zum nächsten über die Tastatur wischt, was das einhändige Schreiben um ein Vielfaches bequemer und gleichzeitig schneller macht. Als Microsoft diese Art der Eingabe 2014 in Windows Phone 8.1 einführte, brüstete sich das Unternehmen mit Rekorden im Schnellschreiben auf dem Smartphone.
2023 kommt Apples Tastatur nicht an die Genauigkeit von Windows Phone in 2014 heran, was zum Großteil an der katastrophalen Autokorrektur liegt. Windows Phone und Windows Mobile, 2017 eingestellt (und in Teilen übergegangen in Swiftkey), hatten eine bessere Autokorrektur als iOS heute, sechs Jahre später. Gboard ist geradezu traumhaft, wird aber zunehmend stiefmütterlich von Google behandelt, wenn man betrachtet, wie wenig sich in den vergangenen Jahren getan hat, zumindest an der Oberfläche.
Woran liegt es dann, dass Apples Autokorrektur so furchtbar ist? Einen Ansatz bietet ein Bericht, der kürzlich bei „The Information“ erschienen ist („Warum sogar Apple-Mitarbeiter Siri hassen“). Er handelt zwar von Siri, aber Autokorrektur und Sprachassistenten sind nicht sooo unterschiedlich. Autocorrect und Sprachassistenten sind verwandt und moderne generative KIs wie Chat-GPT sind Weiterentwicklungen davon.
Im Bericht von „The Information“ erklären ehemalige Apple-Entwickler, dass Siri von den anderen Sprachassistenten längst abgehängt worden ist, weil Personen in den oberen Führungsebenen nicht wirklich verstehen, wie Large Language Models (LLMs, die Basis für ChatGPT usw.) funktionieren und Siri sich deshalb nur schwer trainieren und weiterentwickeln lässt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei der Autokorrektur ebenfalls der Fall ist, schließlich handelt es sich um eine ähnliche Grundlage: Große Datenmengen an Sprache, wie sie von Benutzer:innen verwendet wird, nur eben in Schriftform. Angeblich hat Apple zu viel Respekt vor der Privatsphäre seiner Kund:innen und will keine Nutzungsdaten dafür erheben, weshalb die Entwicklung von Siri und Autocorrect ins Stocken geraten ist. Andererseits scheut das Unternehmen nicht davor zurück, Benutzerdaten zu eigenen Werbezwecken zu sammeln, weshalb es auch in der EU in der Kritik steht.
Ob sich bei Apple in diesem Punkt etwas ändern wird, steht eigentlich außer Frage: Macht das Unternehmen so weiter, wird der Vorsprung der Konkurrenz unaufholbar, zumindest ohne exorbitante Investitionen. Je früher Apple damit beginnt, desto besser – und desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich endlich ans iPhone gewöhne.
Es ist ja nicht so, als wäre Apple komplett untätig: Allein 2023 haben Apple-Mitarbeiter schon ein Dutzend wissenschaftliche Arbeiten zum Thema „Speech and Natural Language Processing“ veröffentlicht, was ganz grob in diese Kerbe schlägt – nur zu sehen ist davon bisher nichts und von den über 40 Papers von 2022 auch nicht.

Eugen Wegmann
Die schlechten Kleinigkeiten
Dann gibt es noch zwei Kleinigkeiten, die nicht arg ins Gewicht fallen, über die ich aber trotzdem regelmäßig stolpere:
Einerseits wäre da das Verhalten von Face-ID, das an sich zwar super funktioniert, in Grenzfällen aber gar nicht. Einer meiner regelmäßigen Grenzfälle: Ich liege im Bett, möchte aufs iPhone schauen, aber mein Gesicht ist halb im Kissen vergraben. Face-ID springt an, erkennt mein Gesicht nicht, rattert… und nach ein paar Augenblicken erscheint die PIN-Eingabe. Ich würde mir wünschen, wenn ich von Anfang an die Möglichkeit hätte, die PIN-Eingabe aufzurufen und die Gesichtserkennung durch Face-ID abzubrechen.
Andererseits fehlen mir in vielen Fällen Datum und Uhrzeit in der Statusleiste. In den meisten Apps betrifft das nur das Datum: um es kurz anzusehen, muss ich entweder den Homescreen öffnen und dort aufs Widget schauen, falls es denn überhaupt eingerichtet ist, oder den Sperrbildschirm (fast) komplett nach unten ziehen – vorausgesetzt, dort ist das Datums-Widget eingestellt.

Eugen Wegmann
Benutzt man Apps, die im Vollbildmodus laufen – hauptsächlich vertikal ausgerichtete Spiele –, wird die gesamte Statusleiste ausgeblendet und nicht einmal die Uhrzeit wird angezeigt. Um dann kurz einen Blick auf die Uhr oder das Datum werfen zu können, muss man im Grunde das ganze Spiel pausieren und wie beim Datum generell den Homescreen oder den Sperrbildschirm öffnen.
Auch hier hat Android eine bequeme Lösung: Zieht man die Statusleiste ein Stück nach unten, werden unmittelbar alle wichtigen Informationen angezeigt: Uhrzeit, Datum, Verbindungsstatus usw. Lässt man die Statusleiste los, verschwindet sie wieder – ein Blick auf die Uhr oder das Datum dauert so höchstens zwei Sekunden, ohne den Spielfluss nennenswert zu unterbrechen.
Apple könnte das genauso lösen, meinetwegen auch im Kontrollzentrum; hier gäbe es noch genug Platz, denn außer Verbindungsstatus, Batterieanzeige und Rotationssperre wird hier nämlich nichts angezeigt. Da das Kontrollzentrum im Gegensatz zum Sperrbildschirm beim kleinsten Wisch komplett angezeigt wird, wäre das wahrscheinlich die beste Lösung, um kurz aufs Datum zu schauen.

Dominik Tomaszewski / Foundry
Fazit
Kommen wir also zum Schluss. Wenn Sie meinen Meinungsartikel zum Macbook gelesen haben, dann dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass das iPhone 14 in meinen Augen deutlich schlechter weggkommt. Wie beim Macbook liegen meine Hauptkritikpunkte an der Software, im Gegensatz zu Apples Laptop schafft die gute Hardware hier jedoch keinen Ausgleich – nicht zuletzt, weil mir das Design einfach nicht gefällt.
Die Probleme sind vielfältig, lassen sich im Großen und Ganzen jedoch darauf reduzieren, dass Apple sehr konservativ mit iOS umgeht und Veränderungen an der Benutzeroberfläche, so sinnvoll und nützlich sie auch sein mögen, nur langsam umgesetzt werden. Bei manchen davon ist es sicherlich eine Glaubensfrage, etwa bei den Symbolen auf dem Homescreen, für den desolaten Zustand der Tastatur und insbesondere der Rechtschreibprüfung und der Wortvorschläge (sprich: Autocorrect) gibt es jedoch keine Entschuldigung.
Ich habe keine Zweifel daran, dass Apple die meisten meiner Beschwerden im Laufe der Zeit beseitigen wird. Die Frage lautet jedoch, wie lang es dauern wird – drei, fünf, zehn Jahre? Solange Apple nicht grundlegend daran ändert, werde ich privat ein Android-Smartphone in der Hinterhand behalten.
Das iPhone 14 ist keineswegs ein schlechtes Gerät – es ist einfach nur kein gutes Gerät für mich.
Direkter Link auf die Umfrage “Warum wechseln Sie vom Android auf das iPhone”.