Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Früher war alles – nicht mal anders, aber gerne mal, äh, früher. Die WWDC etwa stieg im Mai und nicht im Juni, wie in den letzten mehr als ein Dutzend Jahren. Und vor der Entwicklerkonferenz geriet nicht das halbe Internet in wallende Aufregung, welche Produkte denn Apple wieder zeigen würde und was es Neues zu den Systemen gäbe.
Vor 25 Jahren hatte Apple das mit den Produkten vor der Messe erledigt und am 6. Mai den iMac präsentiert – wir berichteten. So blieb am de, 11. Mai 1998 die Konzentration auf den Kern der Veranstaltung, die Entwicklern wichtige Informationen geben sollte.
Die Ausgabe von 1998 hatte es aber auch in sich. Während heute Entwickler auf der WWDC lernen, welche neuen Funktionen die aktualisierten Systeme unterstützen und wie sie die dafür zur Verfügung gestellten Programmierschnittstellen nutzen könnten, standen se vor 25 Jahren vor einem buchstäblich völlig neuem System, das alles, was bisher bekannt war, über Bord warf.
Nun gut, fast alles. Schon länger war bekannt, dass Apple sein in die Jahre gekommenes System erneuern müsse, dazu sollte das auf Unix basierende Nextstep der Steve-Jobs-Firma Next dienen, die Ende 1996 (wieder) nach Cupertino gekommen war. Nur war lange nicht klar, wie Apple das bisherige System mit dem neuen Ansatz verheiraten sollte.
Vor dem 11. Mai 1998 hieß das Projekt „Rhapsody“ und sollte mit „Boxen“ arbeiten, einer „Yellow Box“ für die alte Software und eine „Blue Box“ für die neue. Zusammengehalten von Java sollte dieses Konstrukt den klassischen Mac mit dem Unix-System verbinden – es war aber ein wenig wacklig, was sich die Ingenieure bis dahin überlegt hatten.
Völlig neu war der Ansatz für das System mit dem neuen Namen „Mac-OS X“ nicht, im Wesentlichen wurde die alte Software in eine klassische Umgebung gepackt, die innerhalb von Mac-OS X lief – Mac-OS 9 ließ sich später auch separat starten, um in die neue Umgebung zu kommen, musste man den Mac rebooten.
Neu in Mac-OS X war aber, dass Apple das System erst einmal nur für die PowerPC-Architektur anbot, Rhapsody war auch noch für die x86-Plattform gedacht – Nextstep hatte drauf gesetzt und musste erst auf den PowerPC portiert werden. Und noch etwas war anders: Die Carbon-Schnittstelle, mit der sich klassische Mac-OS-Programme auf Mac-OS X portieren konnten.
Fast zwei Jahre sollte es aber noch dauern, bis die Sache ein neues Gesicht bekam, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Rhaspody ah noch sehr nach Mac-OS 8 aus, ebenso das daraus 1999 hervorgegangene Mac-OS X Server 10.0. Für die Desktop-Version sollte Mac-OS X aber noch eine schicke Oberfläche bekommen, die auf PDF aufsetzt und Quarz genannt wurde. Den ersten Blick darauf sollte die Öffentlichkeit aber erst im Januar 2000 sehen, bis zur Public Beta dauerte es dann noch bis September des gleichen Jahres, die finale Version Mac-OS X 10.0 erschien im März 2001.
Ein langer Weg und für Apple der komplizierteste Paradigmenwechsel seiner Geschichte. Es hat sich aber gelohnt, schon auf der WWDC 2002 (auch im Mai) konnte Apple Mac-OS 9 symbolisch zu Grabe tragen – und Mac-OS X nicht nur (wieder) für die Intel-Plattform bereitstellen, sondern es auch so skalieren, dass Derivate davon heute iPhone, iPad, Apple Watch, Apple TV und Homepod treiben, nicht nur den Mac.