Macwelt wünscht guten Morgen!
„Bin ich denn schon drin?“ fragte Boris Becker, einst ausgezeichneter Tennisspieler aber schon immer ein miserabler Schauspieler, im Werbespot für AOL im Jahr 1999. Nein, Boris, würden wir heute sagen, du bist schon wieder draußen. Nicht aus den Schlagzeilen, sondern aus dem Knast, in den in nicht seine überschaubaren Fähigkeiten als Schauspieler brachten, sondern mangelhafte Geschäftskenntnisse.
Aber auch, ja Boris, du bist drin: Auf Apple TV+ läuft eine Dokumentation über Leben, Liebe, Leid des ewig 17-jährigen Leimeners, die nicht minder gut anzusehen ist wie die über Michael J. Fox, der in „Still“ nicht nur zeigt, welch herausragender Schauspieler er einst war, sondern auch was für ein feiner Mensch er ist.
Warum wir aber so auf BB herumreiten? Das hat viel mit dem Auftraggeber von „Bin ich denn schon drin?“ zu tun. AOL basiert nämlich auf einen Dienst, den einst Apple erschaffen hat.
Apple und das Internet schien ja erst im Jahr 1998 zu begonnen haben, mit dem iMac, den ein ebenso hervorragender Schauspieler – Jeff Goldblum – aus dem Off in einem legendären Spot bewarb: „There is no step three? There is no step three.“ Gemeint war damit, dass es nicht viel mehr bräuchte, als den iMac einzuschalten und an das Netz anzuschließen, keine ausufernden Konfigurationen, keine zusätzliche Hardware. Nun gut, ganz so einfach war es dann doch nicht, zumindest nicht in Deutschland. Aber dazu gab es ja dann die Zugangssoftware von AOL und anderen, die wir Ende der Neunziger auf so vielen CDs bekamen, dass man sie beinahe als Trennscheiben für die Salami einsetzen konnte.
Apple und das Internet verbindet aber schon länger eine Geschichte, die vor 35 Jahren nicht erst begann, aber eine entscheidende Wende nahm. Am 20. Mai 1988 – Jahre bevor Tim Berners-Lee am CERN das WWW erfand – stellte Apple den Service AppleLink Personal Edition vor.
Angefangen hatte AppleLink als Kommunikationstool im noch jungen Internet, das vor allem Apple-Mitarbeiter verband und die Händler und Service-Provider mit dem Konzern. Hostingpartner war General Electric (GE) mit seinen Information Services, Apple zahlte pro Jahr dafür 300.000 US-Dollar, wie die Kollegen von Cult of Mac zu berichten wissen. Zwischen 10 und 100 US-Dollar kostete die Nutzung pro Stunde, was sich aber lohnte, da die direkte digitale Kommunikation jede Menge Aufwand und Papierkram ersparte.
Am 20. Mai 1988 stellte Apple den Service, der vor allem als Referenz-Bibliothek diente und neben Informationen zu Produkten auch solche allgemeiner Art gab, in einer reduzierten Fassung für das allgemeine Publikum zur Verfügung. Die Kosten: 35 US-Dollar Jahresgebühr und zwischen 6 und 15 US-Dollar pro Stunde der Nutzung.
Der Partner für den Service, der im Mac-Look kam und auf Kommandozeilen verzichten konnte, war Quantum Computer. Mit diesen geriet Apple in Streit über das Interface und die Frage, ob denn die kostenpflichtige Software nicht gleich auf allen neuen Macs vorinstalliert sein sollte.
So zog Quantum den Namen Apples zurück und benannte den Dienst um: America Online oder eben kurz AOL. AppleLink mag zwar zehntausende Nutzer gehabt haben, was im damals noch jungen Netz eine ganze Menge war, aber als AOL ging das Unternehmen dann durch die Decke. Bis es abstürzte, da irgendwann niemand mehr die proprietären Dienste benötigte.
Apple versuchte es dann mit seinem Dienst eWorld nach einmal, besann sich Ende der Neunziger aber darauf, das Internet mit seiner Software und Hardware so einfach wie nur möglich zugänglich zu machen. There ist no step three und wir sind jetzt immer drin.