Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Nur die älteren werden sich erinnern: Im Jahr 2007 gewann der FC Bayern München keinen Titel. In dem Jahr kam das iPhone heraus und wurde zu einem Welterfolg. Im Jahr 2023 wird der FC Bayern München keinen Titel gewinnen – zumindest die Herren, die Damen haben noch beste Chancen auf die Meisterschaft – und in diesem Jahr kommt aller Voraussicht nach Apples Reality Pro heraus. Die bestimmt zu einem Welterfolg wird.
Nun ja, Korrelationen sind noch lange keine Kausalitäten und in diesem Fall würde nicht einmal der kühnste Verschwörungstheoretiker einen Zusammenhang ziehen wollen. Es gibt schließlich auch ein Gegenbeispiel: Im Jahr 2001, als der Welterfolg iPod herauskam, gewann der FC Bayern München in letzter Minute die Meisterschaft und im Elfmeterschießen wenige Tage danach die Champions League – am 23. Mai.
Aber reden wir nicht über vergangene Erfolge, kümmern wir uns lieber um die Realitäten, die aus einem Reality Distortion Field erwachsen können. Denn sicher wird es am 5. Juni, zwei Tage nach dem DFB-Pokalfinale ohne bayerische Beteiligung, in Cupertino darum gehen, welchen Nutzen eine Reality Pro haben wird. Wahrscheinlich muss Apple die Realität gewaltig verbiegen, um uns zum Kauf zu überzeugen.
Im Erzählen von Geschichten dieser und anderer Art war Apple aber immer schon sehr erfolgreich, so passt ein Dienst wie Apple TV+ mit seinen originären und auch originellen Geschichten einfach perfekt. Noch mehr als ein titelloses Jahr grämt uns ja, dass am Mittwoch vor der WWDC die letzte Folge von „Ted Lasso“ herauskommt.
Geht Ted zurück nach Kansas? Wird der fiktive AFC Richmond als Aufsteiger tatsächlich Meister in der Premier League, die in der Realität seit Jahren vom scheichreichen Manchester City dominiert wird? Was wird aus West Ham und dem dort erst geheuerten dann gefeuerten Nate?
Fußball ist in Ted Lasso an sich nur eine Bühne, es geht eher darum, wie man aus einer angeschlagenen Gruppe mit dem ein oder anderen schwierigen Charakter ein schlagkräftiges Team formt, wie man aus Fehlern lernt, seine Schwächen nicht verbirgt, sondern sie akzeptiert, Strategien ändert und Mitarbeiter wie Vorgesetzte motiviert – und irgendwie auch zu besseren Menschen zu machen. Eine zeitlose Geschichte, die den Fußball an sich nicht bräuchte.
Und doch hinterlässt AFC Richmond in der realen Welt seine Spuren, muss ja auch. Die Farben hat man sich vom notorisch erfolglosen Londoner Stadtteilclub Crystal Palace geborgt, ebenso das Stadion für die Außenaufnahmen, den Selhurst Park in Londons Süden. Natürlich spielen auch echte Rivalitäten eine Rolle, West Ham als Club von der Nordseite der Themse ist ebenso ein echt fiktiver Konkurrent wie die neureichen Citizens aus Manchester.
Und jetzt soll es sogar Merchandising-Produkte vom AFC Richmond im realen Apple Store geben, etwa Trikots mit dem Logo des Sponsors, der fiktiven Singlebörse bantr. Klamotten gibt es zwar auch schon bei Nike im Shop und weiteres Fan-Material bei Warner Bros, dem Produzenten der Serie. Nun auch bei Apple, wenn auch nicht in den Niederlassungen, die bis auf den Fan-Shop im Apple Park keine Kleidung verkaufen.
Falls wir nächste Saison uns wieder rot-weiß einkleiden für eine zünftige Party auf dem Marienplatz oder gar dem nächsten Finale dahoam im Jahr 2025 entgegenfiebern, der AFC Richmond wird mindestens zu unserem zweitliebsten Verein, auch wenn er nur fiktiv ist. Interessant, wie sehr Apples Realitäten wirken können.