Selbst erfolgreiche IT-Giganten wie Apple, Google und Microsoft produzieren immer wieder Flops. Viele im Geheimen entwickelte Produkte werden vom Markt einfach nicht angenommen, sorgen vielleicht bei schon bei ihrem Erscheinen für Spott.
Das kann ein Todesurteil sein: Sie verkaufen sich schlecht und fallen beim Kunden durch. Betrachtet man die hier aufgeführten Flops, finden sich immer wieder die gleichen Gründe: Technikverliebte Entwickler ignorieren die Wünsche des Marktes oder das neue Produkt ist für seine Aufgabe einfach zu teuer. Sehr häufig handelt es sich um eine gehypte Technologie, die kurz nach Erscheinen des Produktes schon wieder passé ist.
Was uns ebenfalls auffiel: Überraschend oft handelte es sich bei diesen erfolglosen Produkten um Gadgets aus dem Bereich 3D oder VR. Vor allem an der 3D-Technologie sind schon zahllose Produkte gescheitert.
Oft sind Produkte einfach zu teuer und bringen dem Käufer zu wenig Gegenwert. Gerade Geräte wie der Segways sind da ein gutes Beispiel. Es gibt aber auch viele positive Effekte: Manchmal waren die Produkte einfach nur ihrer Zeit voraus – und der nächste Versuch sitzt.
Google Glass: Seiner Zeit (und der damaligen Technik) voraus
Man muss Google zugestehen, keine Angst vor Reinfällen zu haben. Bei Nichterfolg zieht man aber auch schnell den Stecker, wie die Seite Google Cemetery zeigt. Auf der stehen die virtuellen Grabsteine nicht nur vieler Software-Produkte, sondern auch die zahlreicher gefloppter Hardware dem Google Nexus Player, Google Clips oder Google TV.

Technisch wirkte das vor knapp zehn Jahren vorgestellte Google Glass in den ersten Präsentationen eindrucksvoll. Grundlage des Konzepts bildete AR: Die kompakte Datenbrille blendet für den Benutzer Zusatzinformationen ins Gesichtsfeld ein, etwa Weginformationen, Anleitungen für Reparaturen oder Ärzte. Die Reaktionen auf die Brille waren aber überraschend negativ, vor allem aus Datenschutzgründen.
Viele Kritik erregte eine integrierte Foto-/Videokamera, auch die permanente Verbindung mit Google-Servern war vielen nicht geheuer. Schnell kam die Bezeichnung „Glassholes“ für Träger der Brille auf. Es gab zudem technische Probleme: So berichtete unsere Testerin Halyna Kubiv von vielen Einschränkungen. Die eingeblendeten Informationen waren schwer lesbar und der Akku im Brillenbügel nach 15 Minuten leer. Kein Wunder, dass sich Apple bei seinem kommenden Headset für einen externen Akku entschieden hat und besonders aufwendige Bildschirme einsetzt.
Zune: Timing ist wichtig
Der Microsoft Zune war Microsoft Antwort auf Apples iPod und keine schlechte. Es handelte sich nämlich um einen erstklassigen Audio-Player mit gutem Klang, guter Software und viel Speicherplatz. Leider war nicht nur das Marketing teuer, das Gerät kam einfach zu spät.

Wikipedia
Im Verkauf konnte es sich weder gegen den etablierten iPod noch den beliebten iTunes-Store durchsetzen, schon kurz nach dem Erscheinen machten die neuen Smartphones MP3-Player überflüssig. Microsoft trennte sich recht schnell von seinem Produkt und will man das Gerät noch immer nutzen, macht es Microsoft einem nicht gerade leicht.
Apple G4 Cube: Genial, aber keine Weiterentwicklung möglich
Der Power Mac G4 Cube war ein eleganter Mac mit großartigem Design, der viele innovative Funktionen besaß. Er war dank innovativem Lüftungssystem sehr leise, das kleine Gehäuse verhinderte allerdings das Aufrüsten mit Steckkarten und stärkeren Grafikkarten.

iFixit
Viele Profis griffen deshalb zum langweiligen, aber flexibleren Power Mac G4 in voller Größe. Bei seinen Nutzern war das Gerät sehr beliebt – auch beim Autor. Dank des auf den G4 spezialisierten Gehäuses war er aber für kommende Chip-Generationen nicht geeignet. Beim Power Mac 2013 machte Apple übrigens fast den gleichen Fehler, heute gelten beide Geräte als Flops. Aber Apple lernte daraus und kehrte im Jahr 2019 zum Tower-Gehäuse für seinen Flaggschiff-Mac zurück.
Lytro: Cooler Effekt! Und weiter?
Die Idee klang genial: Machte man mit dem Fotoapparat Lytro ein Foto, kann man den Fokuspunkt und den Schärfebereich nachträglich festlegen! Die sogenannte Lichtfeldkamera Lytro konnte beim Erscheinen 2012 allerdings nur Fotos mit recht niedriger Auflösung produzieren – auch die Betrachtung war nur mit Spezialsoftware möglich.

Lytro Light Field Camera
Lytro
In dieser Form war sie eher technische Spielerei als sinnvoll nutzbar. Die Kamera fand kaum Käufer, auch Folgeprodukte für Profis setzten sich nicht durch. 2018 löste sich die Firma auf. Interessant: Viele ehemalige Angestellte landeten offenbar bei Google.
Temial: Zu teuer
Nach dem erfolgreichen Thermomix hatte Vorwerk die Idee, man könnte auch den Markt für Teeliebhaber gewinnen. Das Gerät Temial erschien 2018 und wurde letztes Jahr bereits wieder eingestellt. Die Idee war nicht schlecht: Ein Teeautomat für losen Tee hat eigentlich seine Berechtigung. Teeliebhaber können bei dem Gerät exakt Temperatur, Wassermengen und Siedezeit einstellen und so den perfekten Tee genießen.

Vorwerk
Ungewöhnlich ist eine Konfiguration per App und das Einlesen von Daten über die firmeneigenen Tee-Packungen. Offensichtlich hatte Vorwerk den Markt aber falsch eingeschätzt, was bei einem Preis von 599 Euro und teuren Spezial-Tee-Sorten nicht verwundert. Die meisten Teefreunde blieben dann doch bei ihrem Wasserkocher.
Segway: Sah lächerlich aus
In fast jeder Übersicht von IT-Flops darf der Segway nicht fehlen. Das anfangs von Tech-Enthusiasten wie Steve Wozniak und Steve Jobs gefeierte Fahrgerät war aus technischer Sicht bahnbrechend. Das größte Problem war vielleicht, dass man als Fahrer eines Segways auf die Umgebung immer eine wenig lächerlich wirkte.

Sony
Einige Unfälle mit Prominenten waren ebenfalls wenig hilfreich, vielleicht auch die häufige Verwendung durch Sicherheitsdienste und Touristen. In Filmen wie “Der Kaufhaus Cop” sorgte er dann auch eher für Komik, weniger für Kaufwünsche. Ein billiger Roller mit Akku erwies sich im Alltag als die erfolgreichere und coolere Fortbewegungsmethode. Nicht ohne Grund verkauft Segway heute selbst E-Scooter.
Samsung Galaxy Note 7: Wenn das Gerät noch nicht marktreif ist…
Beim Samsung Galaxy Note 7 wollte Samsung offenbar zu viel: Lange Akkulaufzeit bei kleinen Abmessungen. Das führte zu einem fatalen Schwachpunkt des Gerätes. Offenbar war der Akku viel zu sensibel, und es konnte schnell oft zu einem so genannten thermischen Durchgehen kommen – einem Akkubrand.

Fox News
Schon kurz nach Verkaufsstart fanden sich im Netz Fotos brennender Smartphones – schlussendlich musste Samsung die Geräte zurücknehmen.
3D im Film – Nische bleibt Nische
John Camerons 3D-Film Avatar war ein Riesenerfolg und löste einen kurzlebigen 3D-Boom aus. Allerdings braucht man wohl John Cameron, um 3D sinnvoll im Film nutzen zu können und die oft ähnlichen 3D-Szenen – etwa zahllose Flug-Szenen – wirkten schnell abgeschmackt.

Sony
Schon nach wenigen Jahren verschwanden auch 3D-Fernseher wieder aus den Regalen von Saturn und Media Markt und auch in Filmen wird 3D kaum noch verwendet. Nicht vergessen sollte man aber, dass 3D gerade im Kino eine lange Geschichte hat. Schon in den fünfziger Jahren und in den 80ern gab es immer wieder 3D-Wellen. Hier handelt es sich vielleicht weniger um einen Hype, als eine Mode, die immer wieder mal auftritt.
Apple Newton: Seiner Zeit voraus
Viele werden widersprechen, wenn man den Apple Newton als „Flop“ bezeichnet. Der kleine PDA war damals ein innovatives Produkt und äußerst begehrt. Er war aber nicht nur seiner Zeit voraus, auch die Technik konnte nicht ganz mithalten – leider auch die lahme CPU mit der Schrifterkennung.

Apple
Grundlage der Bedienung war nämlich eine Schrifterkennung, die erst in den letzten Modellgenerationen zufriedenstellend funktionierte. Immerhin schaffte es der Newton zu einem berühmten Auftritt in der Serie Simpsons. Eine der ersten Amtshandlungen von Steve Jobs war jedoch im Februar 1998 die Einstellung des Newton, iPhone und iPad haben aber aus den Fehlern gelernt und vieles, wenn nicht alles, besser gemacht. Sogar Handschriften erkennt das iPad endlich zuverlässig.
Metaversum: Am Nutzer vorbei entwickelt
Vom Metaversum versprach sich Mark Zuckerberg viel, sogar das Unternehmen Facebook wurde schließlich in Meta umbenannt. Das Konzept hat viel mit Apples kommender AR/VR-Brille gemeinsam. Das Metaverse oder Metaversum ist im engeren Sinne ein virtueller Raum, in dem sich Benutzer mithilfe von Avataren bewegen – was allerdings die Möglichkeiten stark einschränkt.

Meta
Man setzt seine mit Bildschirmen versehene Brille wie Metas Oculus Quest auf und taucht in die virtuelle Welt ein. Gedacht ist dieses Metaversum etwa für Konferenzen, statt per Teams kommuniziert man über seine Avatare. Gedacht ist es nicht nur als Unterhaltungsmedium, sondern auch als Ort für Arbeit, Freizeit und Lernen.
Firmen sollten hier Filialen eröffnen und ihre Produkte verkaufen. Zuletzt eröffnete etwa die Deka-Bank das „Dekaverse“. Heute scheint sich das Metaverse immer mehr als Flop zu erweisen, ein echter Boom ist bisher ausgeblieben. Von dem für die Nutzung gedachten Headset Metaquest Pro werden offenbar nur 300 000 Exemplaren hergestellt – weit weniger als erwartet. Auch der Preis sank bereits rapide von 1500 auf 1000 Dollar. Vor allem bei der Videokonferenz per Avatar fragt sich so mancher, wo hier der Nutzwert liegt.