Die Vorstellung des Macbook Air M2 in 15 Zoll auf der WWDC Anfang Juni war keine Überraschung, zu lange und zu laut pfiffen es die Spatzen von den Dächern, dass Apple eine zweite Größe für sein Einsteiger-Notebook auflegen würde.
Im Test unserer Kollegen der Macworld kommt das neue Gerät auch ganz gut weg: Schon das 13-Zoll-Air aus dem vergangenen Jahr ist das Beste von Apple, jetzt ist es auch noch größer. Irgendwie aber lässt es ein Jahr nach Einführung der neuen Form und des M2-Chip einen faden Beigeschmack. Womöglich wird es erst mit dem M3 im nächsten Jahr sein volles Potenzial ausschöpfen. Aber das soll ja schon in Arbeit sein.
Und dass mal wieder das günstigste Modell eine lahme SSD hat – geschenkt. 256 GB sind ohnehin sehr knapp bemessen, es sei denn, man verwendet das Macbook Air als Zweitrechner und greift vorwiegend auf in der iCloud gespeicherte Daten zu.
Matrix reloaded
An sich ist Apples Laptop-Angebot jetzt ganz gut aufgestellt, beinahe wie die Matrix, die Steve Jobs seinerzeit kurz nach seiner Rückkehr zog. Damals Laptop und Desktop für Einsteiger und Profis in einer 2×2-Anordnung, jetzt sind es ein kleineres und ein größeres Macbook für Einsteiger (Air) und Profis (Pro). Nur das Macbook Pro M2 13’’ stört in der Matrix, aber das hat Apple offenbar schon in Richtung Abstellgleis geschoben, wie auch das Macbook Air M1, das es noch als günstigste Option verkauft.
Sieht sinnvoll aus: Das Macbook Air M2 15’’ ist die beste Option für Anwender, die einen größeren Bildschirm wünschen, aber nicht nach der Spitzenleistung zum hohen Preis des Macbook Pro 16’’ verlangen.
Größer und kleiner
Ich bin ein anderer Anwender – und daher wurmt mich ein wenig, dass Apple sein Angebot nicht in die andere Richtung erweitert hat. Es gab schon mal von 2010 bis 2016 ein zweites Macbook Air, mit 11-Zoll-Bildschirm. Dieses hatte sein letztes Update bekommen, als Apple im Frühjahr 2015 das Macbook mit 12-Zoll-Retina-Bildschirm herausbrachte. Richtig, Macbook ohne Air oder Pro.
Und genau das wünsche ich mir wieder zurück: Ein Macbook in Tradition des iBooks, das nach dem Umstieg auf die Intelplattform Macbook hieß. Zuerst kam es 2006 mit Plastikgehäuse, in Schwarz oder Weiß, dann ab 2008 im Unibody-Aluminium-Design als Macbook ohne Pro und ohne Firewire, dann war es eine Zeitlang verschwunden, bis es im Frühjahr 2015 wieder auftauchte.
Nur war es damals in eine Sackgasse geraten. Apple wagte ein radikales, flaches Design, ohne Lüfter. Die Akkus bestanden aus mehreren übereinander gestapelten Schichten, damit überhaupt ausreichend Ladung in die Maschine passte. Nur ein einziger Port – USB-C 3.1 – über den Daten oder Strom laufen sollten. Nur eben nicht gleichzeitig. Also Peripherie anhängen und gleichzeitig Laden ging nur, wenn man sich ein Dock organisierte.
Den größten Kompromiss musste Apple aber hinsichtlich der Leistungsfähigkeit eingehen: Der Intel Core M war dann auch die Schwachstelle des Konzepts, nur hätte ein besserer Chip seine Abwärme in dem lüfterlosen Gehäuse nicht mehr abführen können.
Das iPad Pro M2 weist den Weg
Aber jetzt, in der Apple-Silicon-Ära, schafft es Apple sogar, einen hochleistungsfähigen M2 in das flache und lüfterlose Gehäuse des iPad Pro einzubauen. Warum also nicht auch in ein Macbook, das noch ein Stück kleiner und kompakter ist als das Macbook Air 13 Zoll?
Warum ich denn nicht ein iPad Pro nutze oder ein iPad Air, das immerhin schon auf den M1 aufgerüstet ist? Die Antwort ist einfach und klingt banal: ein iPad ist kein Macbook. Ich nutze beide Gerätearten, beruflich ein Macbook Pro M1 13 Zoll mit Touch Bar, privat ein iPad – das in die Jahre gekommene Modell der siebten Generation. Dazu kommt im Arbeitszimmer noch ein Mac Mini, mit dem Modell von 2018 bin ich noch zufrieden, selbst Sonoma wird darauf laufen.
Der nächste Rechner könnte also ein mobiler sein. Nur: Für meine Zwecke ist das schon das Macbook Air M2 in 13 Zoll zu groß. Ich reise gerne mit leichtem Gepäck, in das Büro und natürlich auch in den Urlaub.
Die Tücken der Tastatur
Ich hab’s mit dem iPad als Urlaubsrechner versucht – das wäre ja die richtige Größe. Aber wenn ich mir das aktuelle iPad der zehnten Generation samt dazu passendem Magic Keyboard ansehe: Leichtes Gepäck ist etwas anderes. Und ohne externe Tastatur? Nein, selbst mit einer Folio, die man umgeklappt als Ständer nutzen kann, damit das iPad nicht flach vor einem liegt, ist das Tippgefühl auf Glas einfach kein gutes.
Apple hat angeblich Pläne, auf den Tasten der virtuellen Tastatur haptisches Feedback auszugeben – aber selbst die lasche Schmetterlingstastatur dürfte sich griffiger anfühlen. Hinzukommt: Das iPad zum Tippen auf den Schoß abgelegt, gerät zum reinsten Balanceakt. Für ein Laptop benötige ich aber eine fest mit dem Bildschirm verbundene Tastatur mit einem gewissen Hub.
Luxusproblem? Gewiss – da das Leben aus Kompromissen besteht, wird es vielleicht doch ein Macbook Air M2 in 13 Zoll. Das 15er ist mir für meine Zwecke aber zu groß. Wie sehr vermisse ich doch das 12-Zoll-Powerbook aus dem Jahr 2003. Aber das ist schon lange obsolet.