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Im Jahr 2010 hatte Apple zuletzt auf der WWDC ein neues iPhone vorgestellt, ehe die Premiere der neuen Modelle im Jahr drauf in den Herbst rückte. Das iPhone 4 aus dem Juni 2010 war ein wichtiger Meilenstein für das Unternehmen, denn erstmals bekam das Smartphones Apples eine neue Form mit neuen Materialien.
Wie wir erst später erfuhren, arbeitete Apple aber schon bei der Entwicklung mit zwei unterschiedlich geformten Prototypen: einem Handschmeichler wie dem originalen iPhone, seinen beiden unmittelbaren Nachfolgern und wieder seit dem iPhone 6 und eben dem etwas eckigeren Gerät der Reihen iPhone 12 bis 14 respektive eben den von iPhone 4 bis iPhone 5S.
Für die Kundschaft war das natürlich neu, ebenso die Glasrückseite, die auf den Kunststoff der ersten Generationen folgte. Die Antennen hatte Apple in das Stahlband verlegt, welche Vorder- und Rückseite zusammenhielt. Und dann war da auch noch die weiße Farbe, die man zwar auch schon von iPhone 3GS kannte, die mit de iPhone 4 aber besonders schick aussah.
Die Folge: Das iPhone 4 überzeugte noch mehr potenzielle Käufer als die Modelle davor. Am 16. Juni 2010 vermeldete Apple stolz, am ersten Tag der Vorbestellung hätten 600.000 Kunden und Kundinnen das neue Smartphone geordert – so viel wie noch nie zuvor an einem Tag. Der Mobilfunkprovider AT&T, damals exklusiver Partner, vermeldete ein gegenüber dem Vorgänger zehnfach gesteigertes Interesse, die Website des Shops ist teilweise zusammen gebrochen. Zum Vergleich: Vom originalen iPhone hatte Apple erst nach 74 Tagen eine Million Stück verkauft.
Stückzahlen nennt Apple längst keine mehr, nur noch mehr die Umsätze in der Sparte. Wichtig ist ja, was in der Kasse landet, die Verkaufszahlen sind nur sekundär.
Und doch wäre der Erfolg mit dem iPhone 4 beinahe zu einem Pyrrhussieg für Apple geworden. Je mehr Geräte der Konzern verkaufte, desto offensichtlicher wurden auch die Probleme und Problemchen. Dass doppelt so oft Glassschäden vermeldet wurden, lag vor allem an der doppelten Anzahl von Glasscheiben des iPhones, problematisch wurde aber die Sache mit dem „Grip of Death“. Denn hielt man das iPhone so in der Hand, dass diese die Lücke im Antennenband überbrückte, konnten Telefonate oder Datenübertragungen abbrechen.
Es benötigte schon eines gewaltigen Realitätsverzerrrungsfeldes, das Steve Jobs gut vier Wochen nach dem Verkaufsstart aufbauen musste. Natürlich sei das iPhone nicht perfekt, aber das sind andere Smartphones auch nicht, die man auch so halten konnte, dass die Telefonie abbrach. Und natürlich ist das kein Problem, das man so aufbauschen müsste, schließlich sei die Rate der nach dem Kauf in der Umtauschfrist zurückgegebenen iPhones bei dem 4er-Modell so niedrig wie nie zuvor. Aber bitte: Wer will, kann eine kostenlose Hülle bekommen, einen Isolator, der die Fehlfunktion der Antenne bei falscher Handhabung verhindert.
„Antennagate“ hatte keine Auswirkungen auf Apples Verkaufserfolg. In einem Jahr brachte Apple gut 70 Millionen iPhones unter die Leute, im Jahr davor waren es mit damals neuen iPhone 3GS nur etwas über 30 Millionen gewesen. Ein implizites Eingeständnis einer Fehlkonstruktion war aber die CSMA-Version des iPhone 4, die im Frühjahr 2011 erschien: Hier war das Design des Antennenbandes verändert, „Grip of Death“ kein Thema mehr. Mit Verspätung erschien dann auch die weiße Variante des iPhone 4, so spät, dass viele sich noch bis zum iPhone 4S geduldeten – das Apple noch viel häufiger verkaufte als das 4er-Modell.