Seit November 2022 gilt in der EU der „Digital Markets Act“ (DMA) – das Gesetz über digitale Märkte –, der für einen gerechteren Wettbewerb in diesem Bereich sorgen soll, ab Frühjahr 2024 soll er durchgesetzt werden. Die größten Veränderungen betreffen in diesem Zusammenhang wahrscheinlich Apple, dessen Ökosystem mal mehr, mal weniger gerechtfertigt als „walled garden“ bezeichnet wird, in dem alles schön harmonisch verläuft, solange man innerhalb der Mauern bleibt.
Die EU will nun einige dieser Mauern einreißen und dazu gehört nicht zuletzt der App Store: Mehr Vielfalt soll es für den Bezug von Apps auf Apple-Geräten geben, insbesondere auf iPhone und iPad. „Sideloading“ nennt sich die Praxis, Apps am App Store vorbei auf Geräten installieren zu können und ist seit dem Beschluss des DMA wieder in aller Munde.
Facebook als App-Marktplatz
Eine Chance sieht darin Meta: Gegenüber The Verge bestätigt das Unternehmen Pläne, die Facebook-App als alternative Distributionsplattform für Apps zu positionieren. Dafür experimentiert es mit einer neuen Anzeigenart, die Entwickler:innen buchen können und die direkt zur entsprechenden App führt. Getestet wird zunächst auf Android, wo Sideloading ohnehin schon deutlich einfacher ist als auf iOS – alternative App-Stores wie F-Droid sind hier bereits etabliert, rangieren aber weiterhin im Bereich von Geheimtipps.
Meta will zunächst keine Kommission für die App-Distribution verlangen, erfahrungsgemäß wird das Damoklesschwert aber bereits poliert und Werkzeug zur Befestigung an der Decke zusammengetragen. Für iOS gibt es zwar noch keine konkreten Pläne, aber da Apple laut DMA Sideloading oder vergleichbare Praktiken erlauben muss, dürfte Facebook diese wertvolle Plattform auch im Auge haben.
Zwar gab es im Vorlauf zur WWDC 2023 Gerüchte, dass Apple Sideloading nur für die EU mit iOS 17 einführen würde, in der aktuellen Developer-Beta fehlt davon jedoch noch jede Spur.
Vom Regen in die Traufe
Es ist nur logisch, dass andere Unternehmen ein Stück vom App-Store-Kuchen haben wollen. Sowohl Google als auch Apple nehmen 30 Prozent Kommission für jeden App-Kauf, aufgebohrte Ökosysteme dürften eine Lücke in diese Einnahmen reißen und anderen Anbietern die Möglichkeit geben, eigene Gebühren zu erheben. Ob Facebook nun tatsächlich eine eigene Gebühr für seine Plattform einführt oder die Finanzierung komplett über den neuen Anzeigentyp läuft, spielt allerdings kaum eine Rolle.
Wichtiger für Verbraucher:innen ist, wer wie mit persönlichen Daten umgeht – und Facebook ist nun mal kein Aushängeschild für Datenschutz. Wenn der Facebook App Store nach der Android-Testphase also irgendwann auch aufs iPhone kommt, dann hat Meta eine weitere Möglichkeit, Daten über Ihr Nutzungsverhalten zu sammeln. Kein guter Deal, wenn Sie einfach nur ein bisschen Abstand von Tech-Giganten nehmen wollen.
Ein bisschen Schadenfreude wird bei Meta jedoch im Spiel sein: Apple hat 2021 striktere Regeln fürs App-Tracking eingeführt – „App Tracking Transparency“. In Zuge dessen wurde ein Jahr später darüber berichtet, dass Facebook jährlich rund 10 Milliarden US-Dollar an Werbeeinnahmen einbüßt. Über einen eigenen App-Store könnte das Unternehmen wahrscheinlich einen Teil davon kompensieren, wenn auch keinen signifikanten.
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